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Freiwillige Feuerwehren Zu wenig Leute: Ortswehren brauchen einander

Von Thomas Drechsel 01.02.2011, 04:39

Zerbst. Die Einsatzbereitschaft der Ortswehren in der Einheitsgemeinde Zerbst ist ein bereits seit Langem bekanntes, jedoch sich zunehmend verschärfendes Problem. Stadtwehrleiter Jürgen Dornblut erklärte in der vorigen Woche während der Ortswehrleiter-Jahreshauptversammlung, die Tageseinsatzbereitschaft bereite "erhebliche Sorgen. Viele Kameraden arbeiten auswärts oder werden, sicherlich auch aus ökonomischen Gründen, von der Arbeit nicht freigestellt".

Sogar der Einsatz der fünf Zerbster Kameraden, die im städtischen Bauhof beschäftigt sind und bei denen es keinerlei Probleme mit dem Arbeitgeber geben dürfte, ist zunehmend erschwert: Sie sind schließlich im gesamten Gebiet der Einheitsgemeinde tätig und daher häufig viele Kilometer vom Feuerwehrdepot entfernt. Folglich, so Dornblut, müssten zumeist auch bei kleineren Einsätzen mehrere Wehren gleichzeitig alarmiert werden, um die benötigte Anzahl hinsichtlich der Funktionalität und Wirksamkeit der Einsatzkräfte zu erreichen.

"Es kommt auf die gemeinsame Zusammenarbeit und vor allem die gemeinsame Ausbildung an", betonte Dornblut. Die Feuerwehr insgesamt sei "auf dem richtigen Wege", was sich an mehreren im Aufbau befindlichen Ausbildungsgemeinschaften zeige. "Das funktioniert aber nur dort, wo sich Kameraden auch dahinter klemmen." Stellvertretend dankte der Stadtwehrleiter den Ortswehrleitern Ralph Buchholz (Güterglück), Thomas Mücke (Nutha), Sven Klarenbach (Zernitz) und Heiko Bergfeld (Deetz).

In mehreren Ortswehren fehlen laut Dornblut neben Feuerwehrkameraden auch Führungs- und Mann- schaftsausbildung. "Hier ist natürlich auch Nachwuchsarbeit gefragt, in manchen Orten haben wir aber auch zu wenig Jugend. Hier schlägt die allgemeine rückläufige Entwicklung der Einwohnerzahl zu." Zugleich müsse jedoch jeder Ort auch im Brandschutz abgesichert sein. Weil zuweilen eine Ortswehr nach Mindestaus-rüstungsverordnung bereits heute nicht mehr allein in den Einsatz kann, weil es an Kameraden und dadurch an Führung und Ausbildung mangelt, "sind wir dabei, andere Wege zu suchen, um den Brandschutz zu sichern und die wenigen noch einsatzbereiten Kameraden zu halten. Ein Weg hierzu ist die Fusion von Feuerwehren. Dieser Weg funktioniert aber nur auf freiwilliger Basis. Wir sind guter Hoffnung, nach mehreren Gesprächen mit Ortsbürgermeistern und Kameraden noch in diesem Jahr eine erste Fusion zu vollziehen, die dann beispielgebend sein soll."

Einer Erhebung des Zerbster Wehrleiters aus dem vorigen Jahr zufolge ist die durchschnittliche Einsatzstärke bei Alarmierungen zwischen 6 und 18 Uhr weit von der geforderten Stärke entfernt. Tagsüber sind "in der Regel für einen Einsatz verfügbar": insgesamt 8, gesetzlich gefordert wären 22. Es sind durchschnittlich lediglich vier Atemschutzgeräteträger verfügbar, gefordert sind 10. Ferner sind nur zwei statt der nötigen vier Maschinisten verfügbar. Und: Die Leitungsebene schwächelt ebenfalls. Statt der geforderten fünf Verbands-, Zug- und Gruppenführer sind in der Regel nur zwei tatsächlich verfügbar.