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Macht die Stadt mich satt? Wenn es um Schafs- und Ziegenkäse geht, lautet die Antwort Ja Lecker und regional: Käse aus Zerbst

20.09.2014, 01:10

Das Ökobarometer aus dem vergangenen Jahr zeigt: Rund 92 Prozent der Befragten bevorzugen regionale Lebensmittel. Aber ist es überhaupt möglich, sich regional zu ernähren? Käse ist bei vielen Menschen nicht vom Frühstückstisch wegzudenken. Gibt es eigentlich echten "Zerbster Käse"?

Zerbst l Wer in Zerbst Käse kaufen möchte, greift häufig nach Produkten aus dem Supermarkt. Dass es auch anders geht, beweisen Anett und Arnold de Vries mit ihrem Schafskäse. Rund 280 Mutterschafe sorgen dafür, dass im Hofladen der Schafsmilchkäserei Jaare immer frische Produkte angeboten werden. "Es gibt viele Zerbster, die gar nicht wissen, dass es das hier gibt", sagt Arnold de Vries. Nur rund fünf Prozent der Produkte werden regional verkauft. Wobei regional für den Familienbetrieb auch schon Städte wie Magdeburg oder Dessau mit einschließt. "Wenn ich nur von der Region leben würde, müsste ich morgen zumachen", erklärt Arnold de Vries. Deshalb liefert er unter anderem auch nach Berlin. In den größeren Städten würde mehr Wert auf gute Produkte gelegt.

"Im Supermarkt wird viel Fetakäse aus Kuhmilch angeboten."

Arnold de Vries

Dabei gibt es preislich kaum einen Unterschied zum Supermarkt. Nimmt man beispielsweise den Fetakäse der Familie. Er kostet 2,75 Euro für rund 200 Gramm. Der Markenfetakäse von Salakis kommt bei Kaufland (Stand 19. September) auf einen Preis von 2,29 Euro für 200 Gramm, das günstige Vergleichsprodukt von Aldi (Schafs- und Ziegenkäse) kostet 1,69 Euro für 200 Gramm. "Im Supermarkt wird auch viel Fetakäse aus Kuhmilch angeboten", erklärt Arnold de Vries. Beim Fetakäse von Jaare kann der Käufer allerdings sicher sein, dass Schafsmilch verwendet wurde. Das Blöken der Schafe aus dem Stall hilft, den Zweifeln entgegenzuwirken.

Neben Feta gibt es bei der Schafsmilchkäserei Jaare auch Joghurt, Weichkäse, Schnittkäse sowie Pecorino zu kaufen. Außerdem Wurst und auf Bestellung Lammfleisch. Die Familie arbeitet mit der Supermarktkette Edeka zusammen. "Das ist ein Marketingkonzept von denen, deshalb haben wir zwei Produkte dort", so Anett de Vries. Lohnen würde sich das kaum, da die Produkte in der großen Auswahl untergehen. "Das wird auch häufig durch die Verkäufer bei Edeka entschieden, ob die Fachkenntnis haben und das anbieten oder nicht", sagt Arnold de Vries.

Laut Google Maps sind es nur 4,5 Kilometer bis zur nächsten regionalen Verkaufsstelle für Käse. Bei Bärbel Warnke gibt es Ziegenkäse und andere regionale Leckereien. Gedanklich liegen dennoch Welten zwischen beiden Höfen. "Ich bin ein typischer Direktvermarkter, am liebsten habe ich es, wenn die Menschen hier zum Hof kommen und etwas mitnehmen", sagt Bärbel Warnke. Viele Kunden seien erstaunt darüber, dass ihr Käse "nur" eine Woche haltbar ist. "Unsere Produkte sind für den Direktverbrauch gedacht", so Warnke. Aber auch sie verzeichnet vor allem aus Dessau und Magdeburg Zulauf. Dabei hilft es, präsent zu bleiben. Hoffeste, Erntemärkte oder der Weihnachtsmarkt - hier präsentieren sich der Schafskäsehof Jaare und der Ziegenkäsehof Warnke. Mund-zu-Mund-Propaganda ist das Zauberwort.

"Regionale Ernährung ist möglich, aber schwierig und preisintensiv", zieht Arnold de Vries Fazit. Damit kommt er zu einer ähnlichen Einschätzung wie vor einigen Wochen Ralf-Peter Weber von der Regionalmarke Mittelelbe. "Wir bedienen hier natürlich schon ein höheres Preisniveau, das muss man sich leisten können", sagt Bärbel Warnke. Zu den Preisen, die wie bei der Schafsmilchkäserei Jaare etwas über Supermarktniveau liegen, kommt noch die Fahrerei zum Direktvermarkter hinzu. Dabei biete die Ernährung mit regionalen Produkten große Vorteile: "Das sorgt für Wertschöpfung in der Region und man holt sich damit Arbeitsplätze her", so Arnold de Vries. Außerdem könne man sehen, wo die Lebensmittel herkommen und wie die Tiere gehalten werden.

"Wir haben in der Region vieles, was wir selbst produzieren könnten."

Bärbel Warnke

Mit den vorhandenen 280 Mutterschafen könnte Arnold de Vries zweimal so viel produzieren wie im Moment. Wenn die Abnehmer da wären. Seit 2007 ist die Familie auf dem Hof in Lindau. Durch ein EU-Zertifikat können sie ihren Käse europaweit ohne Probleme verkaufen. "Regional hätte das nicht gereicht", sagt Arnold de Vries. Immerhin sieht er Licht am Horizont: "Der Markt bei jungen Leuten wächst, auch wenn es noch eher die älteren sind, die bei uns einkaufen", sagt er. Diesen Eindruck teilt auch Bärbel Warnke. Sie stellt fest: "Wir haben in der Region vieles, was wir selbst produzieren könnten, wir müssen uns nicht so abhängig von anderen Ländern machen." Dabei sei ein maßvoller Umgang mit der Saison auch entscheidend. "Wenn man Erdbeeren im Winter essen will, dann funktioniert das mit der regionalen Ernährung natürlich nicht", so Bärbel Warnke. Ihre Idee für eine bessere Versorgung mit regionalen Produkten: Ein kleiner, zentral gelegener Markt am Sonnabend, auf dem die Standgebühren nicht zu hoch sind und auf dem es den Menschen einfach gemacht wird, regionale Produkte an einem Ort zu kaufen.

Weitere Informationen über die beiden Direktvermarkter gibt es im Internet oder am Telefon. Schafsmilchkäserei Jaare: www.jaare.eu oder (039246) 65 99 27; Ziegenkäsehof Warnke: www.ziegenhof-warnke.de oder (039246/299896).