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Sanierung des Dachstuhls der St. Bartholomäi-Kirche ist bis auf Restarbeiten abgeschlossen Zugbänder sorgen jetzt für Stabilität

Von Daniela Apel 12.05.2015, 03:24

Verdrehte Balken, falsch verteilte Lasten und Schäden am Gewölbe führten zum jüngsten Bauprojekt an St. Bartholomäi. Nun ist die Sanierung des Dachstuhls über dem Chorraum bis auf Restarbeiten abgeschlossen. Gut 70 000 Euro flossen in die notwendige Maßnahme.

Zerbst l Die Risse an den gotischen Kirchenfenstern sind die ersten Anzeichen gewesen. Der herabrieselnde Putz von der Gewölbedecke im Chorraum verhieß ebenfalls nichts Gutes. Als das Dach schließlich aus der Form geriet, musste dringend gehandelt werden, wie Pfarrer Albrecht Lindemann darlegt. Zufrieden schaut er sich gestern Vormittag zusammen mit Steffen Götz das Ergebnis der dringend erforderlichen Sanierung an. "Es war eine statisch anspruchsvolle Aufgabe", bemerkt Lindemann. Bauingenieur Götz nickt. Er plante und begleitete die Maßnahme, mit deren Ausführung ortsansässige Firmen beauftragt wurden.

Die Fußpfetten, über welche die Lasten des Dachstuhls in das Mauerwerk abgeführt werden, hatten sich "rausgedreht". "Dadurch wurde das Dach nach außen weggedrückt", erläutert der Fachmann. "Der Schädlingsbefall im Holz hat es noch verschlimmert", beschreibt Albrecht Lindemann ein zusätzliches Problem, während er den Blick über das Gebälk schweifen lässt.

20 Zugbänder aus Nadelholz halten jetzt das Dach zusammen. Die Aussteifung übernehmen fortan neu eingebaute Ringbalken aus Stahlbeton. Darüber hinaus sind die Holzanschlüsse am First und den so genannten Sprengwerken "ertüchtigt" worden, wie Steffen Götz ausführt. "Für jeden dieser einzelnen Punkte musste ich ein neues System berechnen", schildert er die besondere Herausforderung.

Zu den wichtigen Vorarbeiten gehörte ebenfalls das Ausmessen des eigentlich noch jungen Dachstuhls. Der alte war 1951 abgebrannt, wie der Pfarrer erzählt. Erst in den achtziger Jahren erfolgte eine Neueindeckung. Mit der Lastenverteilung hatte man sich augenscheinlich damals etwas vertan.

Der Kirchengemeinde bescherte das nun Kosten von rund 70 000 Euro. Mit Unterstützung der anhaltischen Landeskirche und "erfreulichen Spenden der Bürger", wie Albrecht Lindemann betont, konnte die Finanzierung gestemmt werden.

In der Summe inbegriffen sind die Ausgaben für die Dachrinne, die im Zuge der Maßnahme auf der Nordseite von St. Bartholomäi angebracht wurde. Auf diese Weise sollen weitere Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk verhindert werden.

Der Schaden an der Gewölbedecke im Chorraum soll noch saniert werden. Mit 3500 Euro rechnet Pfarrer Lindemann für die Behebung. "Alle anderen Risse werden zusammen mit der Innenausmalung beseitigt", blickt er auf das für 2016 geplante Projekt und damit auf ein weiteres Puzzleteil in der Historie des Gotteshauses voraus.

In die wechselhafte Baugeschichte von St. Bartholomäi können Interessenten morgen bei einem Vortrag von Gunnar Hollenbach eintauchen. Anschaulich wird er auf die einzelnen Epochen eingehen. Dazu stöberte der Ingenieur auch in den Archivbeständen der Kirche und grub so manch spannende Quelle aus. Anlass für die architektonische Zeitreise ist ein Jubiläum: Vor nunmehr 800 Jahren fand in der Hof- und Stiftskirche die Altarweihe statt.