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  7. Torsten-Lamprecht-Weg erinnert künftig an ein junges Opfer rechtsextremer Gewalt

1992 prügelten Neonazis an der Elbe einen 23-Jährigen zu Tode / Ratsinitiative gegen das Vergessen Torsten-Lamprecht-Weg erinnert künftig an ein junges Opfer rechtsextremer Gewalt

Von Katja Tessnow 07.05.2013, 03:20

Ein unscheinbarer, aber viel genutzter Weg in Cracau soll künftig den Namen Torsten-Lamprecht-Weg tragen. Der Stadtrat beschloss die Namensgebung als Akt wider das Vergessen. Am 9. Mai 1992 wurde Torsten Lamprecht in unmittelbarer Nachbarschaft von Neonazis zu Tode geprügelt.

Altstadt/Cracau l Die Initiative zu diesem Gedenkakt geht auf den 20. Jahrestag des schrecklichen Geschehens von 1992 zurück. Bereits 2012 beantragten SPD, Linke/Tierschutz und Grüne als eine "dauerhafte Form der Erinnerung": Die Brücke am Cracauer Wasserfall soll den Namen Torsten-Lamprecht-Brücke erhalten. Dagegen meldete die Stadtverwaltung Bedenken an, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Die 1998 eingeweihte Brücke zwischen Cracau und dem Stadtpark heißt zeit ihres Bestehens offiziell "Brücke am Wasserfall". Die Namensfindung ging dazumal mit öffentlicher Beteiligung einher. Magdeburger machten ganze 113 Vorschläge für den Brückennamen. Die "Brücke am Wasserfall" machte mit Abstand das Rennen, während der bereits damals eingebrachte Vorschlag Torsten-Lamprecht-Brücke nur zwei Stimmen einstrich. Die prominente Brücke nun nachträglich per Umbenennung auf diesen Namen zu taufen, erschien der Verwaltung - und in der Folge auch einer Ratsmehrheit - als unangebracht. Lediglich die Grünen im Stadtrat hielten letztlich noch an dieser Idee fest, signalisierten aber auch ihr Einverständnis für den von SPD und Linke/Tierschutz zur jüngsten Ratssitzung selbst vorgebrachten Kompromiss. Statt der Brücke solle der Weg zwischen dieser und der Cracauer Burchardstraße offiziell in Torsten-Lamprecht-Weg benannt werden. Auf dem Weg soll außerdem eine Gedenktafel an den schrecklichen Vorfall in der Nachbarschaft erinnern. Der künftige Torsten-Lamprecht-Weg führt unmittelbar am damaligen Grundstück der Freiluftgaststätte "Elbterrassen" vorbei, in der Torsten Lamprecht und seine Freunde von Neonazis attackiert wurden. Heute ist das Areal eingezäunt und in der Nachbarschaft entstandenen Wohnhäusern zugeschlagen. Der Tatort existiert nicht mehr, doch die Tat, die Täter, vor allem aber deren Opfer sollen unvergessen bleiben.

Der Beschluss zum hochsensiblen Thema erging mit großer Mehrheit, jedoch nicht einstimmig. CDU/BfM und FDP konnten sich für eine Gedenktafel, nicht aber für die Benennung des Weges nach dem Neonaziopfer Lamprecht erwärmen. Schließlich stimmte Matthias Gärtner (Ex-NPD-Rat, heute parteilos, aber offenbar unbekehrt) gegen jede Art von Erinnerung an Lamprecht.

Dem Neonaziterror sind schon drei junge Magdeburger zum Opfer gefallen: Torsten Lamprecht (*1992), Frank Böttcher (*1997) und Rick Langenstein (*2008).