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Wirren im Straßenverkehr Der Schein trügt: Fahrradwege auf nördlichem Breiten Weg sind gar keine

In den vergangenen Tagen meldeten sich verstärkt Volksstimme-Leser in
Sachen "Fahrradfahren auf dem Breiten Weg" zu Wort. Dabei wurden auch
rot markierte Radwege als Lösung vorgeschlagen.

30.09.2013, 20:33

Magdeburg l Der Breite Weg, die Fußgänger und die Radfahrer - ein Thema, das immer wieder die Gemüter bewegt, wenn nicht sogar erhitzt. Wer darf wo gehen oder fahren, wer muss auf wen wann achtgegeben und vor allem, wie können Radfahrer und Fußgänger besser erkennen, welches "ihr" Bereich ist?

Eine Volksstimme-Leserin schlug jetzt vor, man solle im Breiten Weg und überhaupt viel mehr Radwege rot kennzeichnen, also komplett mit der Signalfarbe streichen.

Klingt einfach, ist es aber nicht, denn die deutsche Straßenverkehrsordnung kennt rechtlich gesehen keine rot gestrichenen Fahrradwege, wie Michael Reif, Pressesprecher der Stadt Magdeburg, dazu berichtet. "Rechtlich haben Einfärbungen der Oberfläche von Radverkehrsanlagen keine Bedeutung", so der Rathaussprecher. Sie dienten lediglich der Information der Verkehrsteilnehmer. Solche farbigen Radwege sollen die Verkehrsteilnehmer darüber informieren, dass an bestimmten Stellen zwischen Rad- und Autofahrern ein Konfliktpotenzial bestehe. An Vorfahrtstraßen sei dies möglich oder besonderen Verkehrsknotenpunkten.

Und da es keine rechtsverbindlichen Vorschriften für "rote Radwege" gebe, sondern nur Empfehlungen des Gesetzgebers, verfahre die Stadt auch genau nach diesem Grundsatz. In Magdeburg würden seit vielen Jahren sogenannte Radfurten (Radwege, die in eine Straße münden oder einfädeln) rot markiert, um auf den Fahrradverkehr aufmerksam zu machen. Aus Verkehrssicherheitsgründen beschränke sich diese Markierung aber nur auf Radfurten an großen Hauptstraßen. Hiermit werde der Fahrradfahrer ins Blickfeld des von einer Hauptstraße abbiegenden Fahrzeugverkehrs gerückt, so Michael Reif.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) dagegen wünscht sich viel mehr rot markierte Fahrradwege und -furten. Vor allem dort, wo der Radverkehr den Autoverkehr kreuzt und vorfahrtsberechtigt ist. Für Fußgänger gebe es entsprechende Zebrastreifen mit Beschilderung, für Radfahrer sollte es rote Radfurten mit Beschilderung geben, so die einhellige ADFC-Meinung.

Und der Breite Weg? Wäre nicht beispielsweise im Bereich zwischen dem Karstadt-Warenhaus und dem Eingang zum Alten Markt ein roter Radweg angebracht, fragen immer wieder Volksstimme-Leser.

Um eines vorauszuschicken: Das, was an der Ostseite des Breiten Wegs im Nordabschnitt so aussieht wie ein Radweg, ist keiner, so Michael Reif. Leider sei oft zu beobachten, dass Fahrradfahrer den farblich unterschiedlich gestalteten Pflasterstreifen als Radweg deuteten und demzufolge der Meinung seien, dort Vorrang zu haben. "Dies ist jedoch nicht korrekt, denn auch dieser Bereich ist eine Fußgängerzone. Hier haben sich Fahrradfahrer entsprechend der StVO dem Fußgängerverkehr unterzuordnen und Rücksicht zu nehmen", stellt Reif noch einmal klar.

Der gesamte Nordabschnitt des Bereiches sei als Fußgängerzone ausgeschildert. Das bedeute, dass dort laut Straßenverkehrsordnung ausschließlich Fußgängerverkehr stattfinden dürfe. Darüber hinaus sei mit dem Zusatzzeichen "Radfahrer frei" in einigen Bereichen des Nordabschnitts die Mitbenutzung der Fußgängerzone durch Radfahrer erlaubt.

Und für diese Bereiche gebe es eine klare Regelung in der Straßenverkehrsordung: "Ist durch Zusatzzeichen die Benutzung eines Gehwegs für eine andere Verkehrsart erlaubt, muss diese auf den Fußgängerverkehr Rücksicht nehmen. Der Fußgängerverkehr darf weder gefährdet noch behindert werden. Wenn nötig, muss der Fahrverkehr warten; er darf nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren."

Mit dieser Regelung werde der Vorrang und die Sicherheit des Fußgängerverkehrs in der Fußgängerzone sichergestellt. Innerhalb der Fußgängerzone werde darum auch kein Sonderweg als Radweg markiert oder farblich hervorgehoben, erklärte Rathaussprecher Michael Reif.

Fazit: Kein roter Radweg - im Breiten Weg und im Nordabschnitt gibt es keinen Fahrradweg.