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Festival in Magdeburg Kunst wandert ab in den Knast

Die Vorbereitungen zum Kunstfestival im alten Magdeburger Gefängnis
laufen. Jetzt sind der Nutzungsvertrag unterzeichnet und Plakate
vorgestellt worden.

Von Martin Rieß 15.01.2015, 10:29

Magdeburg l Die Kunst kann kommen: Am Donnerstagmorgen haben Finanzministerium und der Verein Kulturanker vereinbart, dass vom 6. Juni bis 20. September im Gefängniskomplex in der Halberstädter Straße 8 das Festival "Die neue Sinnlichkeit in der modernen Kunst" stattfinden kann.

Jörg Felgner, Staatssekretär im sachsen-anhaltischen Finanzministerium, sagte, dass sich damit eine einmalige Gelegenheit für Magdeburger wie für Besucher des Landes bieten wird: In Kürze werde das Land in die Vermarktung der alten Justizvollzugsanstalt einsteigen. Im Zuge der Umstrukturierung der Strafvollzugslandschaft Sachsen-Anhalts habe sich vor Jahren gezeigt, dass die alten Gebäude in Magdeburg nicht mehr den modernen Anforderungen an den Strafvollzug entsprächen. Daher wurde der Magdeburger Strafvollzug nach Madel bei Burg verlagert. Ebenso wie es bei ehemaligen Gefängnissen in Stendal und Halberstadt gelungen ist und wie es auch für Naumburg geplant ist, soll das Magdeburger Gefängnis an Interessenten gebracht werden. "Es gibt schon potenzielle Investoren, die an uns herangetreten sind - wir wollen aber vor einem Verkauf das Objekt ausschreiben."

Große Reichtümer spülen alte Gefängnisse erfahrungsgemäß nicht in die Kassen des Landes. Es sei aber wichtig, solche Immobilien - die wie in Magdeburg in interessanten Lagen sind - einer neuen sinnvollen Nutzung zuzuführen.

Vom Konzept des Kulturankervereins habe er zunächst überzeugt werden müssen - jetzt stehe er aber dahinter. Die Vereinbarung: Die Künstler bekommen das Gefängnis kostenfrei für den Nutzzungszeitraum, kommen für die Betriebskosten in der Zeit auf und geben das Areal im Anschluss so zurück, wie sie es übernommen haben.

Bereits mit Projekten wie "Romantik 2.0" im Altstadtkrankenhaus Magdeburg (13.000 Besucher) und "Mystique" auf einem Industriegelände (20.000 Besucher) hat der Verein mit Künstlern wie Reinhard Rex, Thomas Andree, Jan Focke, Robin Zöffzig, Beate Schoppmann-Fuchs aus Magdeburg oder den Hamburgern Carsten Rabe, Petra Schönwald, dem Dresdner Jens Besser, dem Berliner Tom Pascalis etc. bewiesen, dass er überregionale kulturelle Highlights inszenieren kann.

Dabei ist ein bedeutender Teil der Veranstaltungen institutionellen und internationalen Kooperationen gewidmet. So werden das Kunstmuseum Magdeburg, die Galerien "artplosiv" aus Freiburg, "Galerie Potemka" aus Leipzig, das "Westwerk" aus Hamburg, "Goddot Village" aus Taiwan, die Burg Giebichenstein und viele andere mit uns zusammen diese Veranstaltung gestalten.

Die Künstler aus den Bereichen darstellende Kunst, Literatur, Film, Musik, Lichtkunst und Performance werden die Flächen und Räumlichkeiten in neue Farben tauchen und die JVA in ein temporäres künstlerisches Kleinod verwandeln. Workshops mit Partnern wie dem Jugendamt, dem Schulamt und ortsansässigen Schulen werden umfassende gestalterische Arbeiten vornehmen, um so auch ein breites Publikum, jung wie alt, in die Kreativwerdung einzubinden.

Felgner berichtet derweil, dass auch in Naumburg Aktivitäten laufen, das alte Gefängnis auf Zeit für die Kunst nutzbar zu machen.