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Museumspädagogik Megedeborcher erhalten einen Bücherschatz

Das Original liegt in München. Doch jetzt besitzt das Megedeborch-Projekt im Museum eine originalgetreue Kopie des Goldenen Münchener Psalters.

Von Martin Rieß 18.05.2015, 03:39

Magdeburg l Die Magdeburger Museen haben zum Internationalen Museumstag Tausende Besucher angelockt. Mit dabei auch das Kulturhistorische Museum in der Otto-von-Guericke-Straße. Besonderer Anziehungspunkt hier: die Megedeborch. Angesichts der großen Nachfrage sind die Plätze für das museumspädagogische Projekt rar, und die Menschen nutzen einen der seltenen Markttage wie während der gestrigen Saisoneröffnung für einen Blick über die Schultern der Handwerker im Innenhof.

Angereist war am Sonntag eigens Gunter Tampe aus Luzern in der Schweiz. Im Gepäck: Das Faksimile des Goldenen Münchner Psalters, das normalerweise 7480 Euro kostet. Für die Megedeborch gab es das in Handarbeit hergestellte Buch als Geschenk. Gunter Tampe sagt: "Ich schätze die Arbeit in der Megedeborch als Fenster ins Mittelalter sehr. Mit dem Psalter möchten wir helfen, ein weiteres Fenster aufzustoßen und junge Menschen für die Geschichte begeistern."

Museumsleiterin Gabriele Köster sagt: "Wir zeigen durchaus in unseren Ausstellungen hin und wieder prachtvolle Handschriften. Nur: Diese liegen hinter Glas, müssen vor Witterungseinflüssen und Licht geschützt werden. Richtig nahe kommt der Besucher den wertvollen Stücken daher nicht." Das soll mit dem Faksimile jetzt anders werden. Zwar bekommt es in der Megedeborch einen Ehrenplatz, aber es soll durchaus auch genutzt werden. Die Besucher sollen die Gelegenheit haben, in einem Buch zu blättern, das einer prachtvollen mittelalterlichen Handschrift zum Verwechseln ähnlich sieht.

Mit der Nähe am Original erklärt sich auch der hohe Preis für das Faksimile. Dazu müssen die Originale von Fachleuten abfotografiert werden. Aufwändig werden die Drucke bearbeitet, Vergoldungen eingearbeitet. Wert gelegt wird auch darauf, dass das Papier dem im Mittelalter verwendeten Pergament ähnelt. Und wichtig auch: Bevor die Seiten des Buchs gedruckt und von Hand gebunden werden können, müssen die Farben genauestens überprüft werden. Das bedeutet, dass Verlagsmitarbeiter mitunter mehrmals zum Standort des Originals fahren müssen, und jede Seite, jeden Quadratzentimeter auf seine Farbtreue überprüfen müssen.

Ist dann ein solches Buch vielleicht doch zu schade, um es in die Hände der Besucher zu geben? Gunter Tampe sagt: "Wir haben ja die jahrhundertealten Gebrauchsspuren mit eingearbeitet. Wenn da ein paar neue hinzukommen, ist das doch nicht schlimm. Und wenn das Buch einmal gar zu zerfleddert ist, komme ich persönlich vorbei, um es neu zu binden." Das kann er, ist er nicht nur Geschäftsführer, sondern eben auch gelernter Buchbinder.

In diesem Jahr geht es übrigens in der Megedeborch unter dem Titel "Eine Stadt und ihr Herr" um die Jahre um 1500. Das Team tastet sich mit seinen Drehbüchern an das Reformationsjubiläum heran.

Was indes die Zukunft der Megedeborch angeht - als sicher kann diese nicht gelten. Garbiele Köster sagt: "Derzeit werden gravierende Einschnitte in die Mittel der Jobcenter diskutiert." Da die Mitarbeiter der Megedeborch vom Jobcenter Magdeburg im Rahmen eines Programms der AQB finanziert werden, hätte das weitreichende Folgen für das museumspädagogische Programm.

Die Museumsleiterin sagt: "Wir benötigen für die Betreuung dauerhaft 14 Mitarbeiter. Und zwar ständig. Das kann man nicht mit ehrenamtlichen Kräften abfangen." Sie ist sich sicher, dass ein Ende des Qualifizierungsprojekts auch ein Ende der Megedeborch in der gewohnten Form bedeuten würde. Auch der bisherige Erfolg mit mehreren Tausend Schülern, die jedes Jahr in die Geschichte eintauchen können und somit einen viel besseren Zugang zum Geschichtsunterricht erfahren, stünde damit vor dem Aus.