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Grüne wollen Haus verschieben Bäume heizen Diskussion an

Ein neues Domviertel soll am Breiten Weg entstehen. Die Planer sehen
dafür eine Fällung einer Ulme und einer Platane an der Danzstraße vor.
Im Bauausschuss des Stadtrats gab es kurz vor dem Stadtrat dazu eine
emotionale Diskussion.

Von Martin Rieß 23.06.2015, 03:09

Magdeburg l Der Arbeitskreis Ökologie am Dom kämpft um den Erhalt einer Platane und einer Ulme an der Danzstraße. Die beiden Bäume sollen für die Neubebauung des Geländes gefällt werden. Kurz vor Bürgerversammlung und Stadtratssitzung sorgt das Thema jetzt noch einmal für emotionale Diskussionen. Zum Beispiel im Bauausschuss, der vor der Ratssitzung seine Meinung zum Entwurf des Bebauungsplans abgeben sollte.

Grünen-Stadtrat Timo Gedlich brachte in diesem Zusammenhang die Idee auf den Tisch, den Neubau nicht direkt an der Danzstraße, sondern ein Stück weiter im Süden zu bauen (siehe Skizze). Zum einen geht es darum, so viel wie möglich Bäume im Sinne des Stadtklimas zu erhalten, zum anderen geht es um den Erhalt der Bäume als Erinnerung an die friedliche Revolution in der DDR. Margitta Quast vom Arbeitskreis hob zur Sitzung des Ausschusses die symbolische Bedeutung der Ulme und der Platane hervor, für deren Erhalt sich Umweltaktivisten aus der Kirche heraus in den 1980er Jahren stark gemacht hatten. Unterstützt wurde Margitta Quast auch von Hans-Joachim Döring, dem Umweltbeauftragten der evangelischen Kirche.

Timo Gedlich warb mit einem neuen Platz, der entstünde, wenn die Neubauten an anderer Stelle als bislang geplant gebaut würden: Unter den Bäumen in unmittelbarer Nachbarschaft zum künftigen Dommuseum könnte ein neues Café entstehen.

Die drei Bauherren im neuen Domviertel sind die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau), die Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke und die Magdeburger Wohnungsgenossenschaft (MWG). Diese stehen den neuen Vorschlägen äußerst kritisch gegenüber.

Oliver Hornemann von der Guericke-Genossenschaft verwies auf die weit fortgeschrittenen Planungen, für die seitens der Stadt stets eine Bebauung im Karree gewünscht war. Historische Straßenfluchten sollen so nachempfunden werden. Die bisherigen Planungen nicht wieder umzuwerfen, so Oliver Hornemann, sei nicht zuletzt eine Frage des Vertrauensschutzes für Investoren. Immerhin hat die Genossenschaft bereits seit 2009 erheblich in die Vorbereitungen des Bauprojektes investiert. Neuplanungen würden weitere Kosten und eine beträchtliche Verzögerung des Projektes zur Folge haben.

Wobau-Geschäftsführer Heinrich Sonsalla verwahrte sich im Rahmen der Diskussion um die Bäume gegen den Vorwurf, dass Geldgier die Bauherren treibe: Bei ihnen handele es sich schließlich um keine Gesellschaften in einer anderen Stadt, die nur an einem Gewinn interessiert seien. Vielmehr müssten alle drei ihre Eigentümer - die Bürger im Falle der Wobau und die Mitglieder im Falle der Genossenschaft - von städtebaulich verantwortungsvollen und ökonomisch tragbaren Lösungen überzeugen.

Die Idee, einen neuen Platz zu schaffen, stieß derweil auch in der Bauverwaltung auf wenig Gegenliebe: In einem Hof, in dessen Inneren die großen Baumkronen ständig für Schatten sorgen und der darüber hinaus nur nach Norden geöffnet sei, werde sich kaum ein Café mit einem Terrassenbetrieb etablieren lassen. Zumal, so bekräftigte der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann, es an Plätzen im Umfeld nicht mangelt: Nur ein paar Schritte von der Danzstraße entfernt befänden sich der Domplatz und der Friedensplatz. Grünflächen gebe es dazu auf dem Fürstenwall und an der St.-Sebastianskirche.