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Erneut Überraschungen bei der Auswertung archäologischer Funde in der Innenstadt Breiter Weg gibt weitere Geheimnisse preis / Stammt die "Brosche" aus dem Jahr 1000?

Von Karl-Heinz Kaiser 14.12.2011, 04:24

Archäologische Grabungen im Breiten Weg 111 mit Folgen: Wo die Wobau Quartier für eine Handelskette bereitet, war bereits eine Straße gefunden worden. Aus dem 12. Jahrhundert, wurde zuerst vermutet. Jetzt korrigieren die Archäologen - sie ist noch viel älter!

Altstadt l Nach Abschluss der Grabungen an der Baustelle für die Filiale der Kaufhauskette Woolworths im Breiten Weg 111 kommen weitere erstaunliche Tatsachen über Magdeburgs Vergangenheit ans Tageslicht. Gestern vermeldete Gösta Ditmar- Trauth, leitender Archäologe des vierköpfigen Grabungsteams: Nach der ersten Durchsicht des Fundmaterials, insbesondere aus einer Abfallgrube, müssen die Datierungen der Befunde deutlich korrigiert werden, sagte er der Volksstimme. Denn: Aus der Abfallgrube stammt sehr alte Magdeburger Keramik aus den Jahrzehnten um das Jahr 1000, wenn nicht überwiegend aus dem 10. Jahrhundert. Hinzu, so Trauth, komme ein besonderes Objekt. Gefunden nämlich wurde eine ca. 1,5 Zentimeter große, emailverzierte Scheibenfibel aus Bronze. Eine Fibel ist eine altertümlich broschenartige Gewandschließe, die man unter dem Halsausschnitt der Tunika getragen hat. Das sei ein typisches Schmuckstück aus dem 10./11. Jahrhundert, sagte der promovierte Archäologe weiter. Er und Grabungstechniker Frank Besener dokumentieren nach Abschluss der Grabungen Ende November derzeit die Ergebnisse. In mehreren Metern Tiefe war das Team auf sehr altes Pflaster des historischen Breiten Weges mutmaßlich aus dem 12. Jahrhundert gestoßen (Volksstimme berichtete). Die späteren Untersuchungen der Fibel und der Keramikscherben lassen jetzt schlussfolgern, dass das Pflaster aus dem 10. Jahrhundert oder gar aus der Zeit um 900 stamme. Gösta Ditmar-Trauth: Vom 9. Jahrhundert zu sprechen, wagen wir uns kaum.

Das wäre auch stadtgeschichtlich sensationell: Ein gepflasterter Breiter Weg um 900 nach Christi, so weit vom eigentlichen Siedlungszentrum am Domplatz entfernt, würde erstaunliche Rückschlüsse auf das wahre Alter Magdeburgs als Stadt zulassen. Zu derartigen Wertungen reichen aber die Funde nicht aus.

Ditmar-Trauth wird in diesem Jahr seine Arbeit in Magdeburg abschließen, anderenorts eine neue Aufgabe übernehmen. Er verweist auf die geschichtsträchtige Erde im Breiten Weg. Hier sollte bei jeglichen Tiefbauarbeiten sehr genau und umsichtig hingeschaut werden.

In der Tiefe berge Magdeburg noch viele Geheimnisse über seine Entwicklung, ist sich der erfahrene Archäologe ganz sicher.