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  7. Streit um Notfallseelsorge geht in neue Runde: Gefeuertes Team gründet Konkurrenz-Verein

Feuerwehrchef will beide "Leistungserbringer" prüfen - am Ende muss der Oberbürgermeister entscheiden Streit um Notfallseelsorge geht in neue Runde: Gefeuertes Team gründet Konkurrenz-Verein

Von Matthias Fricke 12.05.2012, 05:21

Nach der Auflösung des Notfallseelsorge-Teams durch den Evangelischen Kirchenkreis gehen nun zwei neue Teams an den Start. Zum einen die zwölf bisherigen Ehrenamtlichen und zum anderen die neue Gruppe der Kirche. Die Stadt will nun beide Angebote prüfen.

Magdeburg l Mit Unverständnis haben viele Magdeburger auf die Auflösung der seit 12 Jahren ehrenamtlich arbeitenden Gruppe von Helfern durch den Träger Evangelischer Kirchenkreis reagiert. Zumal die Konflikte für die Öffentlichkeit unverständlich blieben. Hinter vorgehaltener Hand war immer wieder von "Machtspielen" der Beauftragten der Notfallseelsorge und Landespolizeipfarrerin Thea Ilse aus Halle die Rede.

Seit dieser Woche gibt es nun einen neuen Trägerverein für die zwölf bisherigen Teammitglieder. Der Verein "Hilfe für Helfer in Not/ Polizei-Feuerwehr-Rettungsdienst" hat sich am 9. Mai gegründet, bestätigte gestern dessen Vorsitzender Stefan Perlbach. Da das Team aus rechtlichen Gründen nicht mehr Notfallseelsorge heißen darf, nennt es sich jetzt Kriseninterventions-Dienst. Zum Verein gehören selbst aktive Rettungssanitäter, haupt- und ehrenamtlich arbeitende Feuerwehrleute und Polizisten. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die bisherige erforderliche Hilfe bei Notfällen weiterzuführen, erklärt Perlbach.

Nur Klettaufkleber für Jacken werden verändert sein

Die Verantwortliche des Kriseninterventionsdienstes Ines Bunk erklärte gestern auf Nachfrage, dass das Team einsatzbereit sei, wenn die Rettungsleitstelle sie alarmiere.

"Wir wollen so schnell wie möglich die entstandene Lücke schließen", sagte sie. Die Mitarbeiter seien nach wie vor motiviert und gut ausgebildet.

Nach Angaben ihres Vorsitzenden laufe alles auf Hochtouren, so dass die Helfer so schnell wie möglich an den Start gehen. Die neuen Klett-Aufkleber für die Jacken mit dem Schriftsatz "Kriseninterventionsdienst" werden zunächst aus eigener Tasche vorgeschossen. "Wir müssen dann auch so schnell wie möglich damit beginnen, Spenden zu sammeln", erklärte Stefan Perlbach weiter.

Auch das neue für den Sommer vom evangelischen Kirchenkreis angekündigte Notfallseelsorge-Team steht ganz offensichlich für Anfang Juni in den Startlöchern. Das sagte die Gruppe in dieser Woche gegenüber dem Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz Helge Langenhan.

Inzwischen buhlen nun beide Teams darum, von der Rettungsleitstelle im Notfall (zum Beispiel bei schweren Unfällen mit traumatischen Erlebnissen, Überbringung von Todesnachrichten und Ähnlichem) alarmiert zu werden.

Für die Stadt somit nicht die schlechteste Variante, wie auch Helge Langenhan findet. Denn zwei Gruppen ist immer besser als keine. Er versprach sehr zeitnah beide Angebote zu prüfen und dann auch beide, wenn alles in Ordnung ist, für den Notfallplan einzusetzen. "Das dauert aber noch mindestens vier Wochen. Am Ende muss das der Oberbürgermeister entscheiden", so Langenhan.

Man könne nicht einfach, egal in welcher Trägerschaft, irgendwelche Teams auch in die Wohnungen der Magdeburger lassen. Sie sollen sich schon darauf verlassen können, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

"Auch wenn die bisherigen Helfer seit Jahren gute Arbeit geleistet haben, müssen wir uns die Sache deshalb genauer ansehen", so Langenhan.

Übergangslösung bleibt vorerst bestehen

Man habe auch keinen Zeitdruck, denn gegenwärtig gebe es noch eine Übergangslösung. Die Notfallseelsorgegruppe aus dem Bördekreis übernehme gegenwärtig die Rufbereitschaft, bis die Magdeburger wieder einsatzbereit sind.

Falls beide Gruppen tatsächlich für den Bereich Magdeburg zugelassen werden, könne dies über einen Dienstplan geregelt werden. "Wenn die einen die erste Woche im Monat abdecken, können die anderen die zweite übernehmen. Da wird sich definitiv eine Lösung finden. Und wenn es ein wirklich großes Ereignis gibt, können wir sogar beide gleichzeitig alarmieren. Ich sehe da wie gesagt mehr Vor- als Nachteile", so Langenhan. Jetzt müssten beide Teams aber noch ihre Hausaufgaben bei den Nachweisen erfüllen.