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Kunstschaffende aus Le Havre zu Gast im Turmpark am Salbker Wasserturm Verein plant Fördermitgliedschaften Künstleraustausch trägt außerirdische Früchte

Von Marco Papritz 11.12.2012, 02:31

Seit Mai 2011 besteht zwischen Magdeburg und Le Havre eine Städtepartnerschaft. Erstmals besuchten französische Künstler die Domstadt, um sich mit Magdeburgern auszutauschen. Die HO-Galerie und der Verein "HO-Turmpark" nahmen die Gäste auf, um gemeinsam im Pumpenhaus am Salbker Wasserturm zu arbeiten.

Salbke l Internationales Flair weht durch das Pumpenhaus am Salbker Wahrzeichen. Kreatives Chaos bestimmt die Ateliers, in denen Maler, Installateure und Bildhauer getrennt voneinander arbeiten. "Die ¿Metaller\' sind einfach zu laut", merkt Lana Loeber schmunzelnd an.

Vor einiger Zeit hat die französische Künstlerin Magdeburger Kunstschaffende im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Franko Folie" kennengelernt. Violaine Varin, Leiterin des Institut français Sachsen-Anhalt, habe den Kontakt gefördert. Mit Unterstützung der Stadt und der Staatskanzlei konnte nun ein erster Austausch und gegenseitiges Kennenlernen organisiert werden.

"In Le Havre gibt es auch einen Verein ähnlich dem der HO-Galerie. Dort war man sofort begeistert von der Möglichkeit des Besuchs", so Lana Loeber weiter. Doch allein beim Besuch ist es nicht geblieben. "Künstler aus Le Havre haben sich mit einem Projekt beworben, welches sie hier umsetzen wollten", erklärt Volker Kiehn. Die Materialien wurden dafür zur Verfügung gestellt.

Auf sechs Künstler fiel schließlich die Wahl, die sich auf die über 1000 Kilometer lange Strecke mit über 14 Stunden Fahrtzeit gen Magdeburg begeben haben, um sechs Gleichgesinnte zu treffen.

Permanenter Austausch

"Wir finden hier optimale Bedingungen für unsere Arbeit", resümiert Lana Loeber. Damit spielt sie auf das Pumpenhaus am Fuße des 1895 erbauten Wasserturmes an. Die Sanierung des Pumpenhauses und Einrichtung als Atelier- und Ausstellungsbereich ist so gut wie abgeschlossen. Bereits jetzt wurde dem Turmparkverein als Betreiber von der Stadt, seit Oktober 2010 Besitzer des Areals, das Haus zur Nutzung übergeben.

Lana Loeber fungiert während des Aufenthalts als Dolmetscherin, wenn die Deutsch-, Französisch- und Englischkenntnisse sowie Handzeichen nicht ausreichen, sagt Bildhauer Joachim Röderer. Und: "Es findet ein permanenter Austausch beispielsweise über Techniken statt." Meinungen und Tipps inklusive.

Künstler Nicolas C. Decressac lebt beispielsweise seine Außerirdischen-Phase, wie er sie selbst bezeichnet, aus, während "Orea" ein Bild kreiert, das den Titel "Raum, in dem alles möglich ist" trägt. Denis Blondel lebt ebenfalls Stimmungen in Malerei aus. Fotograf Christoph Rambert dokumentiert die Arbeit der Magdeburger und französischen Künstler. Am Sonnabend ist eine Ausstellung im Pumpenhaus eröffnet worden, die die Werke zeigt, die innerhalb des einwöchigen Austausches in Alt-Salbke entstanden sind. "Wir verstehen die Woche als Auftakt weiterer Aktionen und erwarten bald einen Gegenbesuch", kündigt Lana Loeber an. Ein passender Termin sei etwa der zweite Jahrestag der Partnerschaft zwischen Magdeburg und Le Havre im Mai des kommenden Jahres.

Derweil blicken die Mitglieder des Vereins "HO-Turmpark" mit Vorfreude auf das Frühjahr. Im ersten Quartal sollen die Sanierungsarbeiten im Wasserturm beginnen, um das Innere mit einer Treppe begehbar zu machen. Sind diese Arbeiten abgeschlossen, soll der gesamte Turmpark (Fläche: 13 000 Quadratmeter) eröffnet werden. Die Stadt investiert 2,1 Millionen Euro, die überwiegend aus Fördergeldern stammen, in die Sicherungs- und Sanierungsarbeiten. Wie groß das Interesse am Salbker Wasserturm, dem Pumpenhaus und dem Areal ist, hat sich am Wochenende gezeigt. Die Künstler konnten zum Adventsgrillen mit kulturellem Programm Hunderte Gäste begrüßen und deren Fragen zur künftigen Nutzung des Turmparks beantworten.

Club mit 100 Mitgliedern

Der Verein "HO-Turmpark" verfolgt bei der künftigen Nutzung des Pumpenhauses nicht vordergründig das Konzept, die Finanzierung über eine Vielzahl von Veranstaltungen abzudecken. "In der Stadt haben sich viele Orte und Einrichtungen über die Jahre etabliert, zu denen wir keine Konkurrenz sein möchten. Man würde sich nur gegenseitig die Besucher wegnehmen", so Volker Kiehn. Daher wolle man die Finanzierung etwa der Betriebskosten über Fördermitgliedschaften in einem Club stemmen. Dieser soll 100 Mitglieder umfassen, die regelmäßig über die Aktivitäten im Pumpenhaus informiert, zu Veranstaltungen eingeladen und denen die Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden.

Übrigens: Die Gemeinschaftsausstellung der Magdeburger und französischen Künstler mit Exponaten aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Installation ist noch bis zum Ende des Monats für Besucher zugänglich.

Es wird um eine vorherige Anmeldung bei Volker Kiehn unter Telefon (01 77) 7 01 02 18 oder Jörg Röderer unter Telefon (01 79) 5 32 23 64 gebeten.

Informationen zum Projekt "Turmpark" sind im Internet nachzulesen: www.turmpark.de