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Sperrgebiet Gefährlicher Käfer in Quarantäne

Nach dem erstmaligen Nachweis eines asiatischen Baumschädlings in Sachsen-Anhalt schlagen Pflanzenschützer Alarm. Der Magdeburger Norden und Teile des Jerichower Landes wurden vorsorglich zum Sperrgebiet erklärt.

Von Rainer Schweingel und Juliane Quägwer 19.09.2014, 01:07

Magdeburg l Die Mitteilung des Landesamtes für Landwirtschaft liest sich fast wie ein Ausschnitt aus einem Science-Fiction-Roman: "In Magdeburg wurde der Befall durch den Asiatischen Laubholzbockkäfer festgestellt. Der Käfer hat keinen natürlichen Feind und kann auch nicht mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden."

Entsprechend beunruhigt sind die Behörden, die nun zu drastischen Maßnahmen greifen und eine Allgemeinverfügung erlassen haben, eine Art Notstandsgesetz. Rund um die Fundstelle im Magdeburger Stadtteil Rothensee wurde ein Quarantänegebiet festgelegt. Betroffen sind auch die Gemeinde Möser und der Külzauer Forst westlich der Alten Elbe im Jerichower Land.

In einem Radius von rund zwei Kilometern müssen nun alle Grundstückseigentümer ihren Baumbestand auf Befall prüfen und melden sowie bei Bedarf Pflanzenschutzexperten auf ihre Grundstücke lassen. Befallene Bäume müssen gefällt werden. Wer die Kosten dafür trägt, war gestern nicht zu klären. Außerdem darf Holz aus dem Bereich nicht mehr ungeprüft ausgeführt werden.

Todesbote für Laubbäume

Ausgelöst hatte alles ein Zufall. Nach einem Sturm Ende August waren einem Passanten in Rothensee heruntergefallene Äste einer Kastanie mit seltsamen Schädlingsspuren aufgefallen. Als die Behörden die Äste näher untersuchten, stellte sich schnell heraus: Die typischen Fressspuren in dem Holz stammen vom Asiatischen Laubholzbockkäfer. Der Baum wurde daraufhin sofort gefällt und verbrannt.

Der Schädling ist für Mensch und Tier zwar ungefährlich, aber ein Todesbote für viele Laubbäume. Ist ein Baum befallen, helfen nur noch die Säge und das Feuer. "Natürliche Feinde gibt es nicht. Eine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln ist auch nicht möglich", erklärte Arno Heilemann, Präsident des Landesamtes für Landwirtschaft. Der Käfer ist zwar in mehreren Bundesländern schon aufgetaucht, hatte aber bisher Sachsen-Anhalt verschont. Nun laufen auch hier die europaweit einheitlich geregelten Bekämpfungsmaßnahmen an.

In der Regel gelangt der Käfer über Warentransporte aus Asien nach Deutschland. Dabei versteckt er sich meist in Holzverpackungen. Im Freien befällt er die Kronen gesunder Laubbäume. Da er einige Hundert Meter weit fliegen kann, ist eine ungehinderte Ausbreitung nicht ausgeschlossen. Bisher gibt es jedoch nur die einzige Fundstelle in Magdeburg. Die Quarantäne soll die weitere Ausbreitung des Schädlings verhindern. Ob es gelingt, werden die nächsten Monate zeigen. Sicher sind nur Nadelgehölze - sie greift der Käfer wie aus einem Science-Fiction-Roman nicht an.