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Hausbrunnen im Raum Gardelegen Nitratbelastung im Grundwasser

Das Grundwasser im Raum Gardelegen soll stark mit Nitraten belastet
sein. Das hätten die Ergebnisse einer Analyse von 24 Hausbrunnen
gezeigt. Die Wasserproben hat der Verein VSR Gewässerschutz Geldern
genommen. Das Trinkwasser sei nicht betroffen, erklärte der
Wasserverband.

Von Cornelia Ahlfeld 24.09.2014, 03:03

Gardelegen l Der Verein VSR Gewässerschutz Geldern schlägt Alarm und fordert die Politik auf, zu handeln. Es geht um die Nitratbelastung des Grundwassers in Deutschland. Dieses Problem trete vor allem dort auf, wo es eine Konzentration von Landwirtschaft und Massentierhaltung gibt.

Betroffen sei auch der Bereich Gardelegen, teilte Vereinssprecher Harald Gülzow mit. Der Verein habe im August Wasserproben von insgesamt 24 Hausbrunnen genommen und untersucht. In dessen Ergebnis steht fest, dass das Gardeleger Grundwasser "stark mit Nitraten belastet" sei. Laut Grundwasserverordnung liege der Grenzwert bei 50 Milligramm pro Liter. Bei einem privat genutzten Hausbrunnen hätten die Mitglieder des Vereines 179 Milligramm Nitrat pro Liter analysiert. In Letzlingen sei ebenfalls ein übermäßig mit Nitraten belasteter Brunnen (118 Milligramm) festgestellt worden. Stark erhöhte Nitratwerte hätten die Gewässerschützer auch in einem Brunnen in Weteritz (92 Milligramm) gefunden.

"Nicht nur, dass das Wasser bei so starker Belastung nicht mehr zum Trinken geeignet ist, beim Bewässern im Garten kann es auch zur Nitratanreicherung in verschiedenen Gemüsesorten kommen", betonte Gülzow.

Transport über Bäche und Flüsse in die Meere

Neben dem gesundheitlichen Aspekt der Grundwasserbelastung dürfe auch der ökologische Aspekt nicht vernachlässigt werden. Das mit Nitraten belastete Grundwasser sickere den Bächen in der Region zu und fließe dann über Milde, Biese, Aland und Elbe zur Nordsee. "Dort wirkt das Nitrat als Dünger und fördert das Algenwachstum. Es kommt zur Eutrophierung", erläuterte Gülzow (unerwünschte Zunahme von Nährstoffen im Wasser).

Die Nitratbelastung steige, je größer die Menge an Gülle aus der Tierhaltung, von Gärresten aus Biogasanlagen oder aus mineralischen Düngemitteln sei, die auf den Feldern ausgebracht werde. "Während die Landwirte in Trinkwasserschutzgebieten Informationen über die Nitratkonzentration des Grundwassers im Einzugsbereich ihrer Felder bekommen, fehlt diese Angabe außerhalb der Gebiete",so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende des Vereines.

Der Verein veröffentliche von daher die Ergebnisse von Grundwasseruntersuchungen seit 1984 auf seiner Homepage.

Im letzten Jahrzehnt hätten die Genehmigungen von Massentierhaltungen und Biogasanlagen rapide zugenommen. Über zwei Drittel der in der EU betriebenen Anlagen würden sich in Deutschland befinden. "Die Trinkwasservorräte werden von den gigantischen Düngermengen bedroht, und die Flüsse transportieren das Nitrat in die Nord- und Ostsee, wo es zu Schaumbildungen und Algenteppichen kommt", erläuterte Harald Gülzow.

Nicht nur der VSR Gewässerschutz fordere seit langem eine Änderung der Düngeverordnung. Die EU-Kommission würde bereits mit Sanktionen drohen. Im Jahr 2008 sei eine europäische Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie in Kraft getreten. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, bis 2020 einen guten Zustand der Meeresumwelt zu erreichen. "Ohne eine Verringerung der Düngemittelausbringung wird Berlin auch an dieser Herausforderung scheitern", so Harald Gülzow. In den Niederlanden und in Dänemark müssten die Landwirte mit ihrer Gülle viel effizienter umgehen. In diesen Ländern sei die Düngeverordnung geändert worden. Erste Erfolge seien dort bereits sichtbar.