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Justizministerium prüft rechtliche Konsequenzen "Schlimm, was passiert ist"

Von Marc Rath und Michael Bock 24.09.2014, 01:03

Stendal/Magdeburg l Im vorigen Oktober teilte die Magdeburger Staatsanwaltschaft mit, die Ermittlungen gegen den Stendaler Ex-Sparkassenchef Dieter Burmeister würden mehrere Monate in Anspruch nehmen: "Das ist ein sehr umfangreiches Verfahren." Jetzt muss der Zeitplan wohl noch einmal überarbeitet werden. Denn die Staatsanwaltschaft versucht, wie auch immer, die geschredderten Akten zu rekonstruieren.

Eine Sprecherin des Justizministeriums sagte am Dienstag: "Es ist schlimm, was passiert ist." Die Vorgänge müssten so schnell wie möglich aufgeklärt werden. "Es sind auch arbeits- und dienstrechtliche Konsequenzen zu prüfen."

Ein Blick zurück: Der Verwaltungsrat des Kreditinstituts hatte am 30. September 2013 die Einleitung eines Strafverfahrens beschlossen. Zudem wurde Burmeisters Beratervertrag fristlos gekündigt, seine Pensionszahlungen ausgesetzt und sein Dienstfahrzeug eingezogen.

Hochwertiger Weinkeller für 80000 Euro

Das Kontrollgremium zog damit die Konsequenzen aus den Ergebnissen eines Prüfberichts des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV). Die Kontrolleure hatten beim Blick in die Bücher der Stendaler Sparkasse aus den Jahren 2010 bis 2012 festgestellt, dass durch Scheinrechnungen und mangelhafte Prüfungen von Bauaufträgen für sparkasseneigene Gebäude allein in den drei Jahren ein hoher sechsstelliger Schaden entstanden war.

Zudem soll sich Burmeister zweifelhafte Luxusprojekte gegönnt haben. Unter anderem war in den Katakomben des Kreditinstituts für mehr als 80000 Euro ein hochwertiger Weinkeller gebaut worden. Der Vorstandschef hat zudem oft nach wenigen Monaten seinen Dienstwagen gewechselt - in seinen letzten drei Dienstjahren waren es allein fünf. Zuweilen sollen ihm auch mehrere Nobelkarossen gleichzeitig zugeordnet gewesen sein. Burmeister galt als "Auto-Narr". Am Ende seiner Ära umfasste der Fuhrpark der Sparkasse 40 Fahrzeuge - darunter ein Oldtimer, ein Heuwender und ein Traktor.

Eine weitere Prüfung der Jahre 2007 bis 2009 ergab, dass damals bereits in ähnlicher Weise vorgegangen worden ist. Auch für diesen Zeitraum gehen die OSV-Prüfer von einem Millionen-Schaden aus. Burmeister klagt gegen seine Entlassung. Die Kreissparkasse Stendal fordert von ihm bereits jetzt 348000 Euro Schadenersatz. Doch noch sind nicht alle Akten aufgearbeitet.