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Professionelle Plantage 3000 Cannabis-Pflanzen entdeckt

Von Matthias Fricke 08.12.2014, 02:29

Altenweddingen l Die Ermittler vor Ort sehen den Verdacht bestätigt. Überall macht sich rund um die Halle der prägnante Cannabisgeruch breit. Ein Lüfter summt laut. Das Gebäude ist rundherum fast blickdicht versperrt. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft rückt daraufhin zur Sicherheit das Spezialeinsatzkommando an. Gegen 6.45 Uhr schneiden die Beamten ein großes Loch in die schwere Eingangstür aus Blech. In einem zur Wohnung ausgebauten ehemaligen Büro der Halle treffen die Polizisten zwei Vietnamesen im Alter von 29 und 44 Jahren an. Gegen den älteren der beiden lag bereits ein Haftbefehl vor. Die Beamten nehmen beide Männer fest.

In den speziell für den professionellen Anbau hergerichteten Räumen finden die Ermittler etwa 3000 Pflanzen in unterschiedlichen Wuchsgrößen. Bei der Anschaffung der Technik waren die Drogenbauern ganz offensichtlich nicht knauserig. Die mehr als hundert Wärmelampen sind alle neu, auch die Entlüftungsanlage, das Bewässerungssystem und die kompliziert installierte Elektrotechnik.

Tropische Temperaturen um 35 Grad Celsius

Die Unmengen benötigten Stroms zapften die Männer vor dem Zählerschrank ab, damit der Drogenanbau in der gemieteten Halle nicht sofort auffällt. In jedem der mit Trockenbauwänden abgetrennten vier Räume stehen Pflanzen in unterschiedlichen Wuchsgrößen. Es herrscht ein tropisches Klima bei Temperaturen um 35 Grad Celsius, so dass die Ermittler sich immer nur wenige Minuten darin aufhalten können. Hinzu kommen die entstehenden giftigen Dämpfe durch verwendete Düngemittel und Pestizide. Aus diesem Grund tragen die Polizisten auch Atemschutzmasken.

Sie nehmen Proben der Blüten und untersuchen sie später im Labor, um den Wirkstoffgehalt (THC) zu ermitteln. Danach richtet sich auch der Straßenverkaufswert. Polizeisprecher Frank Küssner: "Er dürfte aber mindestens im oberen fünfstelligen Bereich liegen." Die Beamten finden in den Räumen auch mehrere Plastiksäcke mit bereits abgeernteten Blüten. Es gibt Hinweise darauf, dass weitere Räume für die sogenannte Indoor-Plantage aufgebaut werden sollten. Überall liegt Baumaterial herum, einige Wände sind bereits vorbereitet.

Die Ermittlungen zum Fall sollen am heutigen Montag fortgesetzt werden. Sachsen-Anhalts Drogenfahnder vermuten schon länger, dass zumindest bei den Profianlagen sich der Anbau von Cannabis fast ausschließlich in vietnamesischer Hand befindet. Im Januar hatte die Polizei in Althaldensleben (Börde) eine Indoor-Plantage mit 1800 Cannabispflanzen ausgehoben. Auch dort nahmen die Beamten zwei Vietnamesen fest, die bei ihren Pflanzen geschlafen hatten. In Wolmirsleben wurden im Juni 3200 Pflanzen auf einmal sichergestellt, die zum Teil schon abgeerntet waren. Die Ernte und weitere Pflanzen fanden die Polizisten zum Teil in einem Magdeburger Asia-Markt.

Mit dem aktuellen Fund sind noch nie so viele Cannabispflanzen in Sachsen-Anhalt sichergestellt worden wie in diesem Jahr. Das Landeskriminalamt schätzt die Zahl auf rund 10000 Pflanzen. Spitzenjahr war bisher 2009 mit rund 8500 sichergestellten Pflanzen. Allerdings auch nur, weil in einer Plantage in Atzendorf (Salzlandkreis) die bisher größte Indoorplantage im Land mit 5400 Pflanzen entdeckt wurde.

Der Anbau von Cannabis ist ein lukratives Geschäft. Hat sich der Kauf der Geräte amortisiert, schätzen Fahnder die Gewinnspanne auf 95 Prozent.