1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. "Patenschaftszahnarzt" kommt ins Altenheim

Verträge mit Dentisten verbessern Versorgung "Patenschaftszahnarzt" kommt ins Altenheim

Von Steffen Honig 15.01.2015, 02:12

Magdeburg l Sachsen-Anhalt hält deutschlandweit einen Spitzenplatz bei der zahnärztlichen Versorgung in Altenheimen. Darüber informierte Frank Dreihaupt, Präsident der Zahnärztekammer des Landes, beim Neujahrsempfang der Heilberufler am Mittwoch in Magdeburg. Demnach haben seit April 2014, als diese Möglichkeit geschaffen wurde, 183 von rund 460 Pflegeheimen Verträge mit Zahnmedizinern abgeschlossen. Das sind rund 20 Prozent der entsprechenden Vereinbarungen im Bundesgebiet insgesamt.

In Sachsen-Anhalt sind gegenwärtig 111 Heim-"Patenschaftszahnärzte", wie sie Dreihaupt in Anlehnung an DDR-Vokabular nennt, tätig. Einige von ihnen betreuen gleich mehrere Senioreneinrichtungen. Dreihaupt: "Wir stehen erst am Anfang. Das Konzept kommt bei den Senioren jedenfalls sehr gut an." Die freie Arztwahl werde durch die Heim-Verträge mit den Dentisten nicht beinträchtigt, da jeder Bewohner sein Einverständnis zur Behandlung geben müsse.

Dieter Hanisch, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, machte jedoch auf ein anderes Problem aufmerksam - die ungenügenden räumlichen Vorausetzungen für zahnärztliche Behandlungen in Altenheimen. "Das Zahnziehen ist dadurch ein Risiko für uns. Das muss abgesichert werden." Eigentlich müsste jedes Heim ein Behandlungszimmer bereithalten, meint Hanisch, wohl wissend, das dies eine Illusion ist.

"Einige Bewohner haben schon 15 Jahre keinen Zahnarzt mehr gesehen", sagte Kammerpräsident Dreihaupt. Wie er betonte, werde in den Heimen nicht nur behandelt, sondern auch intensiv Prophylaxe betrieben.

Von solchen Möglichkeiten der Prävention können Psychotherapeuten in Sachsen-Anhalt nur träumen. Zwar habe sich die medizinische Versorgung auf diesem Gebiet verbessert, erklärte Andrea Mrazek, Präsidentin der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer, aber Wartezeiten auf einen Termin von bis zu 16 Wochen im Harz seien viel zu lang. Für "fahrlässig" hält es die Kammerchefin, dass psychische Erkrankungen im neuen Präventionsgesetz, das derzeit im Bundestag beraten wird, überhaupt nicht einbezogen sind. Dabei wisse sie, wie schwierig es etwa in kleineren Unternehmen sei, eine frühzeitige Behandlung von psychischen Störungen zu organisieren - Stichwort Burnout-Syndrom als Vorbote einer Depression.

Unter depressiven Erkrankungen würden auch viele alte Menschen leiden, betonte die Expertin. Sie würde sich ähnliche Behandlungsmöglichkeiten in den Seniorenheimen wünschen, wie sie die Zahnärzte haben und zum Wohl der Bewohner nutzen können. Marzek: "Wenn alte Menschen erst in die Praxis kommen müssen, ist die Aufregung für sie oft so groß, dass eine Psychotherapie versagt."