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Zehn Schafe gerissen Wolf vor den Toren Magdeburgs

Vor den Toren Magdeburgs bei Gerwisch sind auf den Elbewiesen zehn
Schafe gerissen worden. Wahrscheinlich steckt der Wolf hinter der
Attacke.

23.04.2015, 03:16

Magdeburg l Schäfer Andreas Karwath schläft mittlerweile bei seinen Schafen. "Dass der Wolf wieder zuschlägt, kann ich so zwar nicht verhindern, aber ich habe ein besseres Gefühl", sagt er. Karwath ist Wanderschäfer und steht mit seinen 1000 Tieren derzeit auf den Elbewiesen vor den Toren Magdeburgs.

Seit 33 Jahren ist der 56-Jährige mittlerweile im Geschäft. Am vergangenen Sonntag wurden aus der Herde eines befreundeten Wanderschäfers nur wenige Kilometer weiter stromabwärts bei Gerwisch zehn Schafe gerissen. "Bei allen Tieren waren die Kehlen durchgebissen. Das war mit Sicherheit der Wolf", ist sich Karwath sicher.

Nach eigenen Angaben hat auch Wanderschäfer Karwath selbst noch nie so viele Tiere verloren wie in den vergangenen Monaten. Aus seiner Herde wurden insgesamt elf Lämmer und vier Schafe getötet. Zuletzt ein Mutterschaf und zwei Lämmer vergangene Woche. Karwath habe aber nicht alle Fälle gemeldet. "Zu viel Aufwand bei einer Herde von 1000 Tieren", sagt er. Für ihn stehe fest, dass der Wolf immer näher an die Stadt herankomme. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Wölfe in der Stadt gesichtet werden, sagt er.

Eine Einschätzung, die Andreas Berbig von der Landesreferenzstelle Wolfsschutz so nicht unterschreiben würde. Die Referenzstelle wird hinzugezogen, wenn Nutztiere gerissen wurden. Berbig bestätigt den Vorfall vor den Toren Magdeburgs, sagt aber, dass man nicht hundertprozentig sicher sei, ob der Wolf dahinter- stecke. "Es kann theoretisch auch ein Hund gewesen sein", sagt er. Für den Wolf würden die Kehlenbisse sprechen. "Allerdings hatten ein paar Lämmer auch Bissspuren am Kopf. Das ist eher untypisch für den Wolf", so Berbig. Ein Gentest wurde nicht veranlasst. Das werde nur gemacht, wenn man den Wolf ausschließen könne. Sei das nicht der Fall, verzichte man auf so einen Test, um die Kosten in Höhe von 100 bis 200 Euro zu sparen. Da bei dem Vorfall am Montag eine Wolfsattacke nicht auszuschließen sei, könne der Schäfer beim Land einen Antrag auf Entschädigung stellen. Im Gegensatz zu Schäfer Karwath hat die Referenzstelle in diesem Jahr in der Gegend erst zwei Vorfälle mit insgesamt drei gerissenen Schafen verzeichnet.

"Für uns ist das alles auch eine neue Situation", sagte Berbig. Vermehrt würden etwa im Internet Fotos und Videos von Wolfssichtungen in der Nähe von Dörfern und Städten auftauchen. Ob man daraus ableiten könne, dass es den Wolf immer mehr in Richtung Stadt ziehe, sei fraglich. "Dafür fehlt eine ausreichende Datengrundlage", so Berbig. Nachweislich leben in Sachsen-Anhalt mindestens 49 Tiere.