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Gefängnis macht die Wärter krank

Der Krankenstand der Bediensteten der Justizvollzugsanstalten (JVA) ist
in Sachsen-Anhalt nach wie vor sehr hoch. Im vorigen Jahr fehlte jeder
Mitarbeiter im Durchschnitt 32 Tage. Das Justizministerium führt das
auch auf wachsende Anforderungen zurück.

15.05.2015, 04:46
ARCHIV - Ein Justizvollzugsbeamter öffnet am 01.04.2009 in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Burg (Sachsen-Anhalt) die Tür eines Haftraumes. Foto: Jens Wolf/dpa (zu lah vom 15.01.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++
ARCHIV - Ein Justizvollzugsbeamter öffnet am 01.04.2009 in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Burg (Sachsen-Anhalt) die Tür eines Haftraumes. Foto: Jens Wolf/dpa (zu lah vom 15.01.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ dpa-Zentralbild

Magdeburg l Im vorigen Jahr wurden bei den Mitarbeitern des Strafvollzugs ganz genau 28114 Krankentage registriert. Im Jahr zuvor waren es sogar 32172 Krankentage, was einem Durchschnitt pro Mitarbeiter von 34 Tagen entspricht.

Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt lag die durchschnittliche Krankheitsdauer der rund 230000 bei der AOK versicherten Beschäftigten im Jahr 2014 bei 14,4 Tagen. Die Mitarbeiter der Jugendarrestanstalt Halle kamen 2014 auf 46 Krankentage je Bediensteten. In der Justizvollzugsanstalt Burg (Landkreis Jerichower Land) wurden 36 Krankentage pro Person verzeichnet. In der JVA Volkstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) fielen je Bediensteten 34 Krankentage an, in Halle waren es 31.

Deutlich besser stehen die JVA Dessau-Roßlau (24 Krankentage je Bediensteten) und die Jugendanstalt Raßnitz (20 Tage) da. Der Landesvorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, Uwe Bülau, führt Gründe für hohen Krankenstand an: "Die Personaldecke ist zu dünn, es gibt zu wenig Neueinstellungen." Allein in der JVA Burg würden etwa 100 Bedienstete fehlen. "Das Personalkonzept ist so eng gestrickt, dass der Justizvollzug aushungert", sagt er der Volksstimme. Bülau greift direkt Justizministerin Angela Kolb (SPD) an: "Sie müsste viel mehr für die Interessen der Bediensteten kämpfen", sagt er. "Das Personal wird immer älter und die Anforderungen wachsen", erklärt Bülau. Das Durchschnittsalter im Vollzug liegt inzwischen bei 47 Jahren.

Dazu komme, dass - bedingt durch Standort-Schließungen - Bedienstete weite Anfahrtswege zur Arbeit hätten. Bülau: "Es macht auch krank, wenn Beschäftigte mit niedrigem Gehalt zum Beispiel zwischen Naumburg und Burg pendeln müssen."

Justizministerin Kolb räumt in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage ein, die Abbauvorgaben des Personalkonzepts würden dazu führen, "dass für die bestehenden Aufgaben tendenziell immer weniger Personal zur Verfügung steht." Dabei nehme die Aufgabendichte in Folge "externer Einflussfaktoren" stetig zu. Beispielhaft werden die "ständig schwieriger werdende Klientel in den Haftanstalten" oder veränderte Therapiemöglichkeiten genannt.

Die Anforderungen an die Mitarbeiter im Strafvollzug seien "extrem hoch". Sie müssten "Multitalente" sein. Kurzum: "Die Belastung der Bediensteten steigt somit unweigerlich an und führt letztlich auch angesichts des hohen Altersdurchschnitts zu den erhöhten Krankenständen."

Wie kann die Krankenrate abgesenkt werden? Das Justizministerium verweist darauf, dass ein Gesundheitsmanagement aufgebaut worden sei. Zu diesem gehören auch Gesundheitstage, etwa zu den Themen: "Stabiler Rumpf ist Trumpf" oder "Bewegter Arbeitstag".