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Niedrigwasser Ebbe in der Elbe

Von den Schauern hat der Norden Sachsen-Anhalts kaum etwas abbekommen.
Die Böden bleiben knochenhart, aus der Elbe ragt Fels. Am trockensten
ist es im Harz. In Wäldern herrscht Brand- und Borkenkäfergefahr. Nur
Erdbeeren und Kirschen gedeihen gut.

Von Jens Schmidt 16.06.2015, 03:12

Magdeburg l Der letzte ergiebige Regen fiel zwischen Altmark und Harz am 29. April. Seitdem herrscht Dürre. In den ersten zwei Juniwochen fallen in normalen Zeiten etwa 35 Liter Regen auf den Quadratmeter Land. Die aktuellen Zahlen: Wernigerode - 1 Liter. Schierke - 1,9 Liter. Magdeburg - 2,4 Liter. Nur im Süden entspannten einige heftige Schauer am Wochenende die Lage: Bad Kösen meldet 42 Liter. In Harz, Börde und Altmark sind dicke Regenwolken derzeit nicht in Sicht. "Einzelne Schauer sind immer mal möglich - aber kein ergiebiger Landregen", sagt Sabine Kaunert vom Deutschen Wetterdienst in Magdeburg.
Da auch die Monate Februar, April und Mai viel zu trocken waren, verschärfen sich die Probleme in der Landwirtschaft. Vor allem beim Getreide. Die Körner bleiben winzig, Bauern sprechen vom "Schmachtkorn". Wolfgang März, Chef des Kreisbauernverbands Stendal, befürchtet: "50 Prozent müssen wir abschreiben." Auf manchen Äckern drohen Verluste bis zu 70 Prozent, sagt Detlef Thiel, Sprecher des Agrarministeriums. Auch Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais wachsen derzeit nicht. Getrübt ist die Ertragsbilanz auch beim Spargel. Einige Züchter beenden die Ernte bereits einige Tage vor dem offiziellen Schluss am 24. Juni.
Auch Waldbesitzer stöhnen. Viele junge Bäumchen sterben ab. Gerade das Ökosystem des Oberharzes sei auf solch lange Trockenperioden nicht eingestellt, sagen Fachleute des Landeszentrums Wald. Die Abwehrkräfte der Fichten sind herabgesetzt, so dass der Borkenkäfer leichtes Spiel hat. Viele dieser Insekten fliegen bereits. Gefälltes Holz zeige "deutlichen Befall", melden die Förster.
Hoch bleibt auch die Waldbrandgefahr. Vorige Woche wurde die Maximalstufe 5 erreicht - nach den Schauern am Wochenende überwiegt die Stufe 4.
Die Wasserarmut vermiest auch den Binnenschiffern die Tour. In Magdeburg ragt der Domfelsen aus dem Wasser, dort, wo während der Rekordflut im Juni vor zwei Jahren das Wasser über 7 Meter hoch stand. Gestern, am Montag, waren es 97 Zentimeter. Die tiefere Fahrrinne bietet auch nur dürftige 1,40 Meter Wasser unterm Kiel. Zu wenig für voll beladene Frachtschiffe. Allein die Weiße Flotte und Sportboote kommen damit noch klar. Gerade mal neun Schiffe passieren am Tag die Stadtstrecke. "Sonst sind es zwischen 20 und 25", berichtet Friedrich Koop, Chef vom Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg.
Nur für einige Obstsorten ist die Regenarmut ein Gewinn. Zum Start der Kirschernte passt das sonnige Wetter bestens. Und Erdbeeren reifen zwar langsam, gedeihen aber gut. Faule Früchte gibt es kaum, da Schimmelpilze keine Chance haben.