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Bestform-Preis Ein Handschuh misst Fieber

Ein medizinischer Handschuh soll das Vertrauen zwischen Arzt und Patient
stärken. Für ihre Idee sind zwei Studenten aus Dessau am Mittwochabend
mit dem ersten Preis im Landeswettbewerb Bestform ausgezeichnet worden.

09.07.2015, 01:05

Dessau/Halle l Es ist eine Erfindung, die den Besuch beim Arzt verändern könnte. Philipp Rösler und Thomas Kores haben die Funktionen verschiedener medizinischer Geräte in einen Handschuh integriert. Herkömmlichen Untersuchungshelfern wie Stethoskop und Thermometer könnte in Arztpraxen so bald das Aus drohen. "Der Arzt kann während einer Untersuchung durch Gesten und Berührungen direkten Kontakt mit dem Patienten herstellen. Der Handschuh verbessert die Beziehung zwischen Arzt und Patient deutlich", sagen die beiden Studenten aus Dessau.

Das sah auch die Jury des Bestform-Wettbewerbs so, die Rösler und Kores mit dem ersten Preis auszeichnete. Sie hob die "beeindruckend humane Art der Untersuchung" hervor und lobte die Designer für ihre "Kompetenz, Probleme zu erkennen und zu lösen". Die Technologie ermögliche die Konzentration auf das Wesentliche - den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient, heißt es in der Begründung der Juroren. Die Auszeichnung wird mit 10000 Euro Preisgeld versüßt.

Philipp Rösler und Thomas Kores - übrigens keine Medizinstudenten - haben rund vier Monate an der Erfindung getüftelt. Rösler und Kores sind Absolventen des Studienganges "Integriertes Design" der Hochschule Anhalt in Dessau. In einem Praxisseminar kam ihnen die Idee zum "MediGlove". Für ihren Handschuh haben die beiden Studenten bestehende Technik verwendet. Die Sensoren für Schall, Druck und Wärme seien handelsüblich. "Wir haben uns überlegt, wie wir technische Konzepte sinnvoll erweitern können. Ärzte müssen durch den Handschuh viel interaktiver agieren als bisher. Der Clou ist, dass wir über natürliche Gesten arbeiten", erklärt Rösler. Zusätzlich zur Messung sendet das Gerät ein akustisches Signal an den behandelnden Arzt. Der Mediziner könnte so durch akustische Veränderungen erkennen, wo sich Entzündungen im Körper befinden.

Das studentische Projekt steckt allerdings in den Kinderschuhen. Einen Prototyp gibt es noch nicht. Das Preisgeld aus dem Bestform-Wettbewerb sehen beide als Starthilfe. "Wenn wir jetzt kein Geld investieren, wird das Projekt auf diesem Stand bleiben. Wir wollen einen Prototyp entwickeln, um die Idee greifbar zu machen", sagt Kores.

Dafür stehen die beiden Jungdesigner auch im Austausch mit Medizinern. Rückmeldungen von Ärzten seien positiv ausgefallen, weitere technische Funktionen denkbar. Zum Beispiel eine Dreipunktmessung für ein Elektrokardiogramm. Dabei sind allerdings auch erste Probleme zum Vorschein gekommen. Wie kann der Handschuh steril gehalten werden? Welche Herausforderung stellt sich für die Technik bei größeren Händen oder Ärzten, die Linkshänder sind? Rösler und Kores wollen auf diese Fragen in den kommenden Monaten Antworten finden. "Wir sind keine Ärzte, wir müssen natürlich Leute fragen, die sich damit auskennen", erzählt Rösler.

Auch in puncto Unternehmensgründung suchen die Studenten Hilfe. In Berlin besuchten sie vor einigen Wochen das Start-up-Treffen "Health 2.0", bei dem sich junge Gründer aus der Branche Medizintechnik trafen. "Wir wollen es nicht schleifen lassen", sagt Kores. "Sonst ist die Idee weg." Schutzrechte gibt es für den "MediGlove" nicht. Die Erfinder schauen sich auch in Sachsen-Anhalt nach Partnern um und wollen Unternehmen aus dem Bereich Medizintechnik ansprechen. Philipp Rösler und Thomas Kores träumen bereits von der Markteinführung ihres "MediGlove". Ihr Studium haben beide dafür zunächst auf Eis gelegt.