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Tag der offenen Tür an Sachsen-Anhalts Brandschutz- und Katastrophenschutzschule Feuer und Flamme unterm "Heyrothsberger Eiffelturm"

Von Bernd Kaufholz 30.05.2011, 04:44

Hunderte von Feuerwehrbegeisterten nutzten am Sonnabend den Tag der offenen Tür an der Brandschutz- und Katastrophenschutzschule, dem Feuerwehr-Institut Sachsen-Anhalt und dem Landes-Bildungszentrum Jugendfeuerwehr in Heyrothsberge, um sich über die Arbeit der drei Einrichtungen zu informieren. Fünf Stunden lang brannte, knallte und zischte es an den Infopunkten.

Heyrothsberge. Herbert Lux – seit 1963 bei der Feuerwehr, seit 1985 an der Schule in Heyrothsberge und seit 1999 Leiter der Einrichtung – war am Sonnabend nach 15 Uhr mehr als zufrieden. Zum Tag der offenen Tür hatte seine Einrichtung alles aufgeboten, was publikumswirksam war und einen Einblick in die umfangreichen Aufgaben der Heyrothsberger gab. Zuletzt hatte die Einrichtung 2008 anlässlich ihres 70. Jahrestags eingeladen.

Jedes Jahr absolvieren rund 5000 Feuerwehrleute ihre Aus- und Weiterbildung an der Ortsgrenze nach Magdeburg. Und selbst über die Landesgrenze hinaus hat die Schule einen hervorragenden Ruf. So schickt eine Ingolstädter Werksfeuerwehr seit zehn Jahren ihre Brandbekämpfer nach Heyrothsberge, obwohl Bayern selbst drei Einrichtungen hat.

Lux: "Wir gehören zudem zu den vier Schulen in Deutschland, die den gehobenen Dienst ausbilden. Da die Feuerwehrleute alle Schulen durchlaufen, können wir sagen, dass jeder Feuerwehr-Zugführer Deutschlands bei uns war."

Ein Vorzeigeprojekt ist seit einigen Jahren der 78 Meter hohe Turm, an dem Höhenretter ausgebildet werden, liebevoll der Heyrothsberger Eiffelturm genannt - übrigens bundesweit die einzige Ausbildungsstätte dieser Art. Und selbst das europäische Ausland ist an diesen Speziallehrgängen brennend interessiert

Rettungseinsatz in 36 Metern Höhe

Kein Wunder, dass sich Sonnabendmittag die Besucher fast den Hals verrenkten, um einen Einsatz in 36 Meter Höhe mitzuerleben. Die Simulation: Ein Maler war abgestürzt und schaukelte in den Rettungsgurten. Frank Haferney, in Heyrothsberge zuständig für die Höhenrettungsausbildung, und zwei Kollegen brachten den Handwerker mit Spezialgerät wohlbehalten auf die Erde zurück.

Einen Teil ihres Ausbildungsprogramms zeigten Feuerwehrleute aus Bitterfeld, die zur Zeit in Heyrothsberge einen Lehrgang absolvieren. Im Feuerwehrübungshaus demonstrierten sie ihren Ausbildungsstand beim Löschen eines Innenraumfeuers.

Mitarbeiter des Instituts für Feuerwehr zeigten zum Beispiel, wie Schutzbekleidung der Feuerwehrleute im Flammenbeschuss aus vier Propangaskanonen getestet werden.

Nicht nur für Hausfrauen interessant war die Demonstration mit brennendem Bratfett in der Pfanne. Jetzt wissen wir: Der Versuch, die Flammen mit einem Schwapp Wasser zu löschen, geht nach hinten los.

Besonders aktuell nach dem Säureunfall auf dem Rhein war die Demonstration von Chemikerin Professor Elke Jahn. Wer gesehen hat, was passiert, wenn allein nur 300 Milliliter Wasser auf 20 Milliliter Säure treffen, dem wird klar, in welcher brenzligen Situation durch das leck geschlagene Gefahrgutschiff entstanden war.

Die ABC-Einheit des Jerichower Landes zeigte, was zu tun ist, wenn aus einem Zug-Kesselwagen Säure austritt. Lehrbereichsleiterin Katrin Nagel: "20 bis 25 Kilo wiegt die spezielle Schutzkleidung der Einsatzkräfte."

Die Jugendfeuerwehr Magdeburg-Olvenstedt zeigte Teile der Feuerwehrstaffette – einer speziellen Staffel mit Feuerwehrelementen. Großes Interesse der Besucher galt auch der Übung der Freiwilligen Feuerwehr Biederitz (Jerichower Land). Die Kameraden zeigten das Bergen von Verletzten aus einem Auto, das mit einer Straßenbahn zusammengestoßen war.

Partner der Feuerwehr, wie die Wasserwehr Schönebeck, die es seit 2006 gibt, und die noch Mitglieder gebrauchen könnte, zeigten ein mobiles Deichschutzsystem und das Technische Hilfswerk Halberstadt seine Hochleistungspumpen, die es bei Einsätzen zur Verfügung stellt, wenn die Pumpen der Brandbekämpfer nicht ausreichen.