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Bertelsmann-Studie prognostiziert einen erheblichen Bevölkerungsrückgang in Landkreisen und Städten. Von Oliver Schlicht Demografie: Sachsen-Anhalter werden weniger

28.10.2011, 04:25

Sachsen-Anhalt erlebt einen drastischen Bevölkerungsschwund. Dies ist das Ergebnis einer jetzt von der Bertelsmann-Stiftung vorgelegten Sozialstudie. Bis 2030 verlieren danach mehrere Städte des Landes ein Viertel ihrer Bevölkerung.

Nach der in dieser Woche vorgestellten Bevölkerungsprognose der Bertelsmann-Stiftung wird die Zahl der alten Menschen bis zum Jahr 2030 bundesweit um fast 60 Prozent zunehmen. In 20 Jahren, so die wissenschaftliche Untersuchung, wird die Hälfte der Einwohner Deutschlands älter als 49 Jahre sein. Sachsen-Anhalt wird es gemeinsam mit Thüringen besonders hart treffen. Hier wird die Hälfte der Bevölkerung 2030 älter als 54 Jahre sein.

Ein Viertel weniger Menschen in vielen Städten

In Sachsen-Anhalt ist der Rückgang in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Anhalt-Bitterfeld und im Salzlandkreis besonders gravierend. Dort werden 2030 rund ein Viertel weniger Menschen leben. Nach der Studie kann von einer Landflucht in die Städte aber keine Rede sein. Die Städte Staßfurt und Zerbst sollen in den nächsten 20 Jahren 28 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren.

Nicht viel besser sieht die Lage in Salzwedel (- 25,8 Prozent), Schönebeck (- 24,9 Prozent), Genthin (- 24,5 Prozent) und Oschersleben (- 24,1 Prozent) aus. Lediglich in den beiden Großstädten Halle und Magdeburg soll die Bevölkerungsentwicklung nicht ganz so negativ ausfallen. In Halle (- 13,1 Prozent) werden allerdings doppelt so hohe Verluste erwartet wie in Magdeburg (- 6,5 Prozent).

Nur die Landeshauptstadt bekommt in der Bertelsmann-Studie in Sachsen-Anhalt eine ähnlich mittelmäßige Bevölkerungsprognose zugestanden wie weite Teile der alten Bundesländer. Von einem positiven Trend ist aber auch Magdeburg weit entfernt. Zuwächse erwartet die Studie für die Stadtstaaten Hamburg (+ 7 Prozent) und Berlin (+ 6 Prozent). Die boomenden Städte der Zukunft sollen München (+ 15 Prozent), Dresden (+ 12 Prozent) und Leipzig (+ 9 Prozent) sein.

Auch die Landesregierung geht von einem deutlichen Bevölkerungsrückgang in Sachsen-Anhalt aus. Die "5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose" des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr geht aktuell von einem Bevölkerungsrückgang bis 2025 von 442530 Einwohnern aus. Dies entspricht 18,6 Prozent der Bevölkerung.

Gravierender als der Rückgang der Einwohnerzahl wird in dieser Prognose die Verschiebung im Altersaufbau der Gesellschaft beurteilt. Danach nimmt die Einwohnerzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren gegenüber dem Jahr 2009 bis zum Jahr 2025 um etwa 400000 ab. Dies entspricht einem Rückgang von 26,3 Prozent. Auf lange Sicht, so die Prognose des Ministeriums, werden in Sachsen-Anhalt deutlich mehr Menschen sterben als geboren werden.

Den Herausforderungen des Wandels aktiv begegnen

Aus Sicht von Wilfried Köhler, Leiter der Stabsstelle Demografie im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, besteht dennoch kein Anlass, den Kopf in den Sand zu stecken (siehe Interview). Er plädiert dafür, den Herausforderungen des demografischen Wandels aktiv gestaltend zu begegnen.

Im September hat sich in Sachsen-Anhalt eine "Demografie-Allianz" gegründet, die sich diesem Ziel verpflichtet fühlt. 60 Mitglieder hat diese Allianz - zum Beispiel die AOK, der Deutsche Bauernbund, die Hochschule Magdeburg-Stendal, der Landesverband der Gartenfreunde und die Magdeburger Trinkwasserversorgung. Alle zusammen wollen helfen, das Miteinander der Menschen positiv zu gestalten.

Die Bertelsmann-Stiftung hat im Internet auf der Seite www.wegweiser-kommune.de die Daten der Untersuchung online gestellt. Zu allen Städten und Gemeinden in Deutschland mit mehr als 5000 Einwohnern können dort Daten, Bevölkerungsprognosen und auch Vorschläge zu Handlungskonzepten für die kommunale Praxis abgerufen werden. Für 2943 Städte und Gemeinden, in denen etwa 86 Prozent der Bevölkerung Deutschlands leben, und 301 Landkreise ermöglicht der Wegweiser einen Einblick in den demografischen Wandel der Bundesrepublik.