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Niedersachsen und Sachsen-Anhalt feiern gemeinsam die Grenzöffnung vor 20 Jahren Wulff: "Das war nicht die kleine gemütliche Diktatur"

Von Oliver Schlicht 10.11.2009, 05:51

Marienborn. Mit einer gemeinsamen Festveranstaltung der Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wurde am ehemaligen Grenzübergang Marienborn an der Autobahn A 2 der Grenzöffnung vor 20 Jahren gedacht. Unter den knapp 2000 Teilnehmern waren auch die CDUMinisterpräsidenten beider Länder, Christian Wulff und Wolfgang Böhmer.

Trotz kalt-feuchtem Wetter fanden sich am Abend auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte deutsche Teilung zahlreiche Besucher ein, um an der Festveranstaltung teilzunehmen. Direkt aus den ehemaligen Kontrollbaracken berichteten MDR und NDR gemeinsam live vom ehemaligen Grenzübergang. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff ( CDU ) erinnerte sich beim Rundgang : " Hier wurden in den Schulbussen selbst die vorlauten Kinder leise. Man wusste ja nicht, ob die Busse abgehört werden. "

Wulff machte sich beim gemeinsamen Rundgang mit seinem Magdeburger Amtskollegen, Wolfgang Böhmer, ein Bild von der Grenzanlage. Zuvor hatte Gedenkstätten-Pädagoge Rainer Potratz die beiden Politiker durch die Dauerausstellung im Museum der Gedenkstätte geführt. Die eigentliche Feier begann dann kurz nach 20 Uhr in einem Festzelt vor dem Gebäude. Nach einem ökumenischen Gottesdienst sprachen die beiden Ministerpräsidenten.

Wolfgang Böhmer rückte in seiner Rede den Begriff " Freiheit " in den Mittelpunkt. Böhmer : " Die Chancen und Möglichkeiten, die wir heute besitzen, wurden mühsam und oft blutig erkämpft. Das ist uns nicht immer bewusst. Die Abwesenheit von Unfreiheit führt dazu, dass die Vorteile der Freiheit verblassen. " Mit Blick auf die Ereignisse rund um den Mauerfall 1989 zitierte Böhmer den athenischen Staatsmann Perikles : " Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut. "

Christian Wulff erinnerte in seiner Rede daran, dass auch für sein Bundesland 1989 ein trauriges Kapitel zu Ende ging. " Von 1400 Kilometer Grenze trennten 594 Kilometer Niedersachsen von den Nachbarländern. Die Grenze riss kulturell gewachsene Räume auseinander wie das Eichsfeld oder das Blankenburger Land im Harz ", so Wulff. Auf die Gegenwart bezogen verteidigte er die Bezeichnung " Unrechtsstaat " für die DDR. " Das war nicht die kleine gemütliche Diktatur. " Gleichzeitig würdigte er die Lebensleistung der Menschen in der DDR. Wulff : " Genauso wie im Westen haben die Menschen in der DDR ihr persönliches Glück gefunden, ihre Kinder erzogen und Erfolg im Beruf gehabt. "

Mit einem Konzert von Ute Freudenberg und der Gruppe Karat klang der Abend aus.