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Z wie Zerbst Seit 705 Jahren Teil von Anhalt

Sachsen-Anhalt feiert 2012 ein Jubiläum: 800 Jahre Anhalt. Die Region hat eine bewegte Vergangenheit. Diesmal geht‘s um „Z wie Zerbst“.

Von Antje Rohm 29.12.2011, 04:26

Zerbst l Zerbst, so schreibt es Johann Christoph Beckmann in der "Historie des Fürstenthums Anhalt" von 1710, sei "nicht nur die größte Stadt im Fürstenthum Anhalt, sondern auch eine von den größten in den sächsischen und anderen herumliegenden Landen". Da erlebt die Stadt bereits ihre zweite große Blütezeit - in Anhalt.
Im Jahr 948 erstmals genannt, wird Zerbst 1007 als Ort erwähnt und 1209 zum ersten Mal als Stadt. Sie ist bei den Edlen Herren von Barby, als sie anhaltisch wird. Der Askanier Albrecht I. (1275-1316) erwirbt die Herrschaft Zerbst im Jahr 1307 vermutlich durch Kauf und als ein Lehen der Markgrafen von Brandenburg.
Seine erste große Hoch-Zeit erlebt Zerbst im Mittelalter zwischen dem 14. Jahrhundert und dem 30-jährigen Krieg (1618-1648). Die Stadt zählt bis zu 6000 Einwohner. Zerbst ist ein bedeutender Handelsplatz, zum Beispiel Drehscheibe für den europäischen Schlachtviehhandel. Aus Zerbst geht die Reformation in Anhalt aus (auch: "Anhalt von A bis Z", Teil R). Fürst Joachim Ernst (1536-1586) gründet 1582 mit dem "Gymnasium illustre" eine Universität für Anhalt. (1803 entsteht unter Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau daraus das Gymnasium Francisceum.)
Beleg für die Machtfülle, die Zerbst im Mittelalter hatte, für die Erfordernisse des großen Gemeinwesens sind auch die gerade neu in der Forschung befindlichen Zerbster Stadthandbücher.
30-jähriger Krieg und Pest sind die erste schwere Zäsur für Zerbst, das seit 1603 auch Residenz des Fürstentums Anhalt-Zerbst ist. Rudolf begründet die Linie, die 1793 mit dem Tod des kinderlosen Friedrich August ausstirbt.
Die fürstliche Hofhaltung und der Schlossbau bringen Zerbst die zweite Hoch-Zeit. Florierendes Handwerk, namhafte Baumeister, Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch (1688-1758) sowie die Anhalt-Zerbster Prinzessin und spätere russische Zarin Katharina II. (1729-1796) sind dafür Beispiele.
Das "mitteldeutsche Rothenburg", als das Zerbst auch gilt, verschwindet mit den Bombenangriffen des 16. April 1945, die 80 Prozent der vormaligen Bausubstanz zerstören.
Der Kreisstadt-Status, den Zerbst ab 1852 hat, bleibt bis zur Kreisgebietsreform 2007 erhalten. Die Stadt heute ist flächenmäßig die fünftgrößte in Deutschland. Seit Inkrafttreten von Sachsen-Anhalts jüngster Gemeindegebietsreform am 1. Januar 2010 gibt es auf 467 Quadratkilometern etwa 24 200 Einwohner in 24 Ortschaften und 56 Ortsteilen. Seit einer Bürgerbefragung von 2006 trägt Zerbst das Anhalt im Namen. Mit der Initiative für eine Wanderausstellung der Museen aus den einstigen Residenzstädten gehen von Zerbst/Anhalt für das Jubiläum Anhalt 800 bereits im Jahr 2008 die überhaupt ersten konkreten Impulse aus. Mit der touristischen Route Katharina II. entsteht 2012 ein nachhaltiges Anhalt-Projekt.