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Schwieriger Start in die Zukunft / Vorübergehende Ausweichquartiere sollen das wirtschaftliche Überleben sichern Flut: Schönhauser Unternehmen räumen auf

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 27.06.2013, 03:22

Schönhausen l Der Schlüssel klemmt und erst nach kräftigem Rütteln öffnet sich die Tür zur "Blumenwiese". Anke Zielke kann am Dienstag das erste Mal wieder in ihren Blumenladen im Gebäudekomplex neben dem NP-Markt. Fast zwei Meter hoch hatte hier das Wasser gestanden. Jetzt liegen Blumen und Deko durcheinander, nichts ist mehr zu gebrauchen. "Wir hatten zwar noch etwas hochgestellt, aber das war umsonst", berichtet Anke Zielke. Im März 2001 hatte die Melkowerin das Geschäft eröffnet. "Als 2002 das große Hochwasser kam, hatten wir den Laden vorsorglich ausgeräumt. Dieses Mal hieß es ja, wir bräuchten uns keine Sorgen zu machen." Auf 40000 Euro schätzt sie den Schaden, nicht mitgerechnet den Umsatzausfall. Um die Zeit zu überbrücken, kann sich Anke Zielke gut vorstellen, einen Container auf dem Gelände aufzustellen und zumindest einen Teil des Sortiments anzubieten.

Gaststätte "Elbaue"

"Viele Kunden haben mich angesprochen und gebeten, unbedingt in Schönhausen zu bleiben. Ich hänge auch an der ,Blumenwiese\' und will versuchen, neu zu starten."

Das sagen auch Meiers von der "Elbaue". Die Gaststätte nahe der ICE-Brücke hatte für die kommenden Tage und Wochen Feiern geplant, muss diese nun erst einmal absagen. Aber Sybille und Thomas Meier und ihr Sohn Matthias, der sogar während der Überschwemmung in der oberen Etage anfangs ohne Notstrom ausgeharrt hatte, sind schon dabei, alles wieder herzurichten. Erst einmal musste alles raus. Fußboden, Panele, Teppichbelege, Türen... Im Wintergarten sind Fenster unter dem Druck des Wassers geborsten. "Wir wollen so schnell wie möglich erst einmal die Küche herrichten, damit wir wenigstens mit dem Partyservice starten können", blickt Gastwirt Thomas Meier optimistisch nach vorn, "es hilft ja nichts". Sein Sohn ist Maurer und zusammen packen sie an. Seit 1985 betreiben Meiers die "Elbaue". Das Haus war im Jahr 1911 gebaut worden.

Thermoplast

60 Jahre alt geworden ist Thermoplast im April. Geschäftsführer Aribert Meißner ist jetzt dabei, den Schaden auf dem 20000 Quadratmeter großen Betriebsgelände zu ermitteln. Einige der zehn Mitarbeiter, die selbst privat nicht betroffen sind, beginnen mit dem Aufräumen. Hilfe haben sie von sieben Männern der Wolfsburger Firma "Sitech", die die Polster für VW bauen. "Wir haben in den Medien gesehen, was hier los ist und eine Betriebsversammlung einberufen. Zum einen starten wir eine Spendenaktion unter den 1800 Mitarbeitern, zum anderen helfen wir hier vor Ort, der Betrieb stellt uns dafür frei", erklärt Erich Pufal vom Betriebsrat. Aribert Meißner ist über diese Unterstützung von Fremden sehr froh und dankbar, "das hilft uns sehr".

Mediadotprint

Wohnhaus und Betriebsräume von Mediengestalter Jörg Kluge und seiner Lebensgefährtin Karin Buchholz wurden nach dem Deichbruch über einen Meter hoch überflutet. Sowohl privat als auch geschäftlich müssen sie die neue Situation meistern. Bei Familie Hagen Siedler haben Kluges Unterschlupf gefunden. Betrieblich richtet der Mediengestalter, der seit zehn Jahren selbständig ist, gerade ein Mediadotprint-Büro im alten Fernsehladen von Levins ein. "Ich will und muss möglichst schnell wieder arbeiten", blickt Jörg Kluge in die Zukunft. Er beschafft gerade wieder neue Maschinen - für die durch das Hochwasser unbrauchbar gewordenen. Privat hofft er, mit seiner Karin, den beiden Kindern und der ebenfalls auf dem Hof lebenden Irmgard Buchholz Weihnachten wieder zu Hause feiern zu können.

Baustoffservice

Mauersteine, Zement, Dämmstoffe, Holz - sämtliches Material, das der Baustoffservice Netzband im Gewerbegebiet in der Halle und auf dem Hof gelagert hatte, ist unbrauchbar. "Auch die Werkzeuge und die Büroausstattung, die sich im Container befunden haben, sind hin!" erklärt Inhaber Karsten Scheffler. Die Mitarbeiter hatten am vergangenen Wochenende bei einem Arbeitseinsatz erst einmal halbwegs Ordnung geschaffen und ein provisorisches Büro in der Halle hergerichtet, im Container muss die gesamte Wandverkleidung und der Fußboden entfernt werden.