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Verheerende Prognosen und hektische Sicherungsmaßnahmen / Volksstimme fragt Leser nach Fotos und Texten Vor zehn Jahren: Flutwelle rollt auf Schönebeck zu

Von Ulrich Meinhard 07.08.2012, 05:15

Eine mächtige Flutwelle rollte vor zehn Jahren auf Schönebeck zu. Der Pegel der Elbe stieg rasant an. Heftige Regenfälle in Sachsen und Tschechien waren die Ursache. Die Volksstimme blickt zurück und fragt nach Fotos und Geschichten aus jenen bewegten Tagen.

Schönebeck l "Breitenhagens Fährmann wird wohl eine Woche lang die Schwäne füttern müssen." Mit diesem salopp formulierten Satz kommentierte die Volksstimme am 13. August 2002 die Einstellung des Fährbetriebes. Zu diesem Zeitpunkt war das sich tatsächlich anbahnende Ausmaß der aus Süden heranrollenden Flutwelle noch nicht abzusehen. Ab diesem Tag aber überschlugen sich die Meldungen. Immerhin waren in der Nacht zum 12. August auch auf dem Brocken rekordverdächtige Niederschlagsmengen gefallen (in zwölf Stunden 101 Liter auf einem Quadratmeter). Die ersten TV-Bilder von der überfluteten Dresdener Altstadt flimmerten am selben Tag über die Bildschirme. Etwas Ungeheures ging vor und kam langsam näher. Bereits am 14. August titelte die Volksstimme "Ganz Mitteldeutschland droht im Hochwasser zu versinken".

In Schönebeck sagten die Behörden einen Wasserstand der Elbe von 6,90 Meter voraus. "Diesen Fall hatten wir noch nicht", zeigte sich der amtierende Landrat Johann Heinek etwas ratlos. Die Schönebecker wurden ab dem 14. August auch über Lautsprecher auf die Lage aufmerksam gemacht. "Jeder muss sich bitte selbst vorbeugend schützen", appellierte der damalige Dezernent der Stadtverwaltung, Gerd Stegmann, an die Allgemeinheit. Er räumte ein, nicht konkret sagen zu können, was mit Schönebeck bei einem Pegelstand von knapp sieben Metern geschehen würde. Einen Maßnahmekatalog für solch einen Wasserstand gab es nicht.

Freiwillige konnten sich als Deichwachen melden, die Stadt ließ Tausende Sandsäcke füllen. Von einer noch nicht dagewesenen Katastrophe sprach Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase vorausblickend. Am 16. August blieben die Schulen im Stadtgebiet geschlossen. Ein Notfallplan sah die Evakuierung hunderter Menschen vor. Das Bierer-Berg-Fest wurde abgesagt. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz ließ das Pretziener Wehr ziehen. Privatpersonen und Sportvereine brachten ihre Boote in Sicherheit. In elbnahen Bereichen ernteten Landwirte in einem Großeinsatz Getreide von den Feldern, das eigentlich noch gar nicht reif war.

Am 16. August erwartete Dresden mit einer zweiten Welle einen Pegel, den es dort seit 150 Jahren nicht mehr gegeben hatte. In Barby ließen die Verantwortlichen die Deichscharten mit Mist verschließen. Mit mehreren Transportfahrzeugen brachten Bauern zwischen Barby und Glinde 550 Rinder in Sicherheit. Im Landratsamt im Cokturhof schleppten Mitarbeiter Akten und Computer in die höher gelegenen Etagen. Hauseigentümer und Mieter verbarrikadierten Kellerfenster und Türen mit Sandsäcken und mauerten sie kurzerhand zu. Mit Hilfe des THW Köln errichteten Feuerwehrleute über Nacht einen Sperrriegel von der Baderstraße bis zum Streckenweg. Bundeswehrsoldaten halfen, die Deiche zu stabilisieren. Die Abwehrschlacht an der Elbe war in vollem Gange.

Soweit diese kurze chronologische Zusammenfassung der ersten Tage der Jahrhundertflut von 2002. Die Lokalredaktion fragt: Wer hat noch Fotomaterial aus jenen bewegten Tagen? Wer kann kleine Geschichten erzählen, die von allgemeinem Interesse sind?

Bilder und - bitte - kurze Texte können an redaktion.schoenebeck@volksstimme.de gemailt oder per Post versendet werden an Volksstimme, Wilhelm-Hellge-Straße 71, 39218 Schönebeck. Stichwort "Jahrhundertflut".