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Ölkatastrophe im Golf von Mexiko / Naturschützer dämpft Optimismus für Hilfsaktion Die meisten Vögel verenden schon auf dem offenen Meer

04.05.2010, 07:44

An einigen Küstengebieten im Golf von Mexiko sind erste ölverschmierte Vögel gefunden worden. Sie sind nach Einschätzung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) nur schwer zu retten. "Häufig haben die Tiere bereits Öl geschluckt. Das überleben sie nicht", sagt NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow.

Berlin/Washington (dpa). Bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko bleibe die Vogelrettung samt Reinigung des Gefieders nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Man darf nicht glauben, dass sich mit solchen Hilfsaktionen das Schlimmste verhindern lässt", erläutert der Vogelexperte Markus Nipkow.

"Die meisten Vögel verenden schon auf dem offenen Meer." Nur wenige ölverschmierte Tiere schafften es, ans Ufer zu gelangen. "Wenn Helfer sie dort finden, sind viele Vögel schon völlig entkräftet und sterben schnell." Dennoch sei die Hilfe von Tierschützern gerechtfertigt. "Es ist gut, sich um jedes Tierleben zu kümmern."

Nach dem Bohrinsel-Unglück vor der US-Küste trifft die herannahende Ölpest die Vögel im Mississippi-Delta mitten in der Brutsaison. Bedroht sind zum Beispiel Braunpelikane, Austernfischer und Möwen, aber auch viele Zugvögel auf ihrem Weg von Südamerika in arktische Gebiete. Das Öl zerstört auch ihre Nahrungsgrundlage im Meer.

Ölteppich breitet sich immer weiter aus

Trotz des verzweifelten Kampfes gegen die Ölverseuchung breitet sich der schmierige Teppich immer weiter aus – und es scheint auch knapp zwei Wochen nach der Bohrinsel-Explosion kein Ende in Sicht. Zum Wochenbeginn war der Ölfilm bis zu 80 Kilometer breit und etwa 130 Kilometer lang.

US-Innenminister Ken Salazar hält es für möglich, dass es noch drei Monate dauert, bis das Problem im Griff ist. So wächst die Befürchtung ständig, dass die Schäden für das hochsensible Ökosystem in der Küstenregion noch größer werden als die beim "Exxon Valdez"-Unglück 1989 vor Alaska (siehe Kasten). Zigtausenden Fischern in der Küstenregion im Süden der USA droht schon jetzt das Aus: Die US-Behörden haben ein vorläufiges Fangverbot verhängt.

Bei der Lösung des Kernproblems, dem aussprudelnden Öl aus gleich drei Lecks in 1500 Meter Tiefe, gibt es nach wie vor keine Fortschritte. Die Hoffnungen ruhten nun darauf, in den nächsten sechs bis acht Tagen als kurzfristige Möglichkeit eine "Kuppel" über das Bohrloch zu stülpen.