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Drei Schüler aus Lübeck sterben 2009 während einer Klassenfahrt an tödlichem Cocktail Alkoholpanscher in Türkei zu 60 Jahren Haft verurteilt

12.11.2011, 04:27

Antalya/Istanbul (dpa) l Wegen der tödlichen Vergiftung von drei Lübecker Schülern mit gepanschtem Alkohol hat ein türkisches Gericht gestern hohe Haftstrafen verhängt. Die beiden Hauptangeklagten, zwei Getränkelieferanten, wurden in drei Fällen wegen vorsätzlichen Totschlags und in vier Fällen wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu jeweils insgesamt 60 Jahren Haft verurteilt. Ein Einkaufsmanager und der Restaurantchef des Hotels, in dem die Klasse wohnte, wurden wegen fahrlässigen Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung zu insgesamt jeweils fünf Jahren verurteilt. Die Anwälte der Verurteilten wollen in Revision gehen. Neun weitere Angeklagte sprach das Gericht frei.

Bei einer Klassenfahrt im März 2009 war der Schülergruppe aus Lübeck im Hotel "Anatolia Beach" in der Stadt Kemer gepanschter, tödlicher Alkohol serviert worden. Die Schüler dachten, es wäre Wodka. Ein 21-Jähriger starb an einer Methanolvergiftung, ein 17- und ein 19-Jähriger fielen ins Koma und starben später in der Uniklinik Lübeck. Die Schüler hatten den Schnaps nach eigenen Angaben in ihrem Hotel gekauft.

Mehrere Mitschüler, die ebenfalls von dem gepanschten Alkohol getrunken hatten, überlebten. Sie leiden bis heute an Sehstörungen. Das Urteil in dem Indizienprozess wurde seit März immer wieder verschoben, weil Unterlagen fehlten.

Zuletzt musste die Verhandlung vertagt werden, weil einer der in Haft sitzenden Hauptangeklagten nicht vorgeführt worden war. Seine Vorladung war an das falsche Gefängnis geschickt worden.