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Gesundheitsproblem 2024 mehr Organspender und -transplantationen in Sachsen

Herz, Niere oder Leber von Fremden sind oft die letzte Hoffnung schwer kranker Menschen. Manche sterben vor der lebensrettenden Operation - die Wartelisten sind lang und Ersatz ist rar.

Von dpa Aktualisiert: 05.06.2025, 13:10
Ende Mai warteten laut Eurotransplantat 372 Menschen im Freistaat auf die Übertragung von insgesamt 384 Organen. (Symbolbild)
Ende Mai warteten laut Eurotransplantat 372 Menschen im Freistaat auf die Übertragung von insgesamt 384 Organen. (Symbolbild) Jan-Peter Kasper/dpa-Zentralbild/dpa

Dresden - In Sachsen nimmt die Zahl der Organspender und -transplantationen wieder zu. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) haben im vergangenen Jahr landesweit 72 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe zur Verfügung gestellt und damit sechs mehr als 2022. Mit 17,8 lag die Zahl der Organspender je eine Million Einwohner weiterhin deutlich über dem Bundesschnitt von 11,4 - und auch über dem Wert des Vorjahres. 

Während die Zahl der gespendeten Organe seit 2022 auf etwa gleichem Niveau liegt - 2024 waren es 182 -, geht der Trend bei Spendern und Transplantationen nach oben. So nahm die Spenderzahl mit 72 gegenüber 2023 um sechs zu sowie gegenüber 2022 um 15. Die Zahl der Übertragungen stieg nach 121 und 133 in den beiden Vorjahren auf 153.

Köpping: Organspende-Niveau leider niedrig

Die Zahlen seien seit Jahren stabil, „aber leider auf niedrigem Niveau“, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Die bisherigen Maßnahmen zugunsten der Organspende reichten nicht aus, sie bleibe eine Aufgabe, die gemeinsames Handeln erfordert. Im Sinne der Menschen auf der Warteliste „müssen wir alles versuchen, um auch in Deutschland eine Kultur für die Organspende zu schaffen und damit Leben zu retten“. Köpping erhofft sich von den World Transplant Games 2025 im August in Dresden einen Impuls, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

372 Menschen in Sachsen auf Organ-Warteliste 

Ende Mai warteten laut Eurotransplant 372 Menschen im Freistaat auf die Übertragung von 384 Organen, die in vielen Fällen lebensrettend wäre. Mit 264 die meisten davon benötigen eine oder zwei Nieren, 51 eine Leber oder 35 ein fremdes Herz. 17 Patienten hoffen auf Ersatz für ihre Lunge und 18 für ihre Bauchspeicheldrüse.

Für die ersten vier Monate dieses Jahres sind 32 Organspender verzeichnet wie im Vorjahreszeitraum. Bis Ende Mai wurden 96 Organe gespendet, 20 mehr als im ersten Quartal 2024, und mit 76 wurden auch 16 Transplantationen mehr vorgenommen. 

Lebensrettende Organspenden sind in Deutschland nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Um mehr Bürger dazu zu bewegen, konkret über eine Spende nach dem eigenen Tod zu entscheiden, wird auf mehr Aufklärung gesetzt. Mit dem Tag der Organspende wird seit 1963 alljährlich am ersten Samstag im Juni aller Organspender gedacht, deren Angehörigen gedankt - und für die Organspende geworben.

Forderung nach Einführung der Widerspruchslösung

Es braucht eine stärkere Aufklärung zum Thema Organspende, „damit noch mehr Menschen aktiv eine Entscheidung treffen und schriftlich festhalten“, sagte Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer, vor dem diesjährigen Tag der Organspende (7. Juni). „Andererseits fordern wir seit Jahren die Einführung einer Widerspruchslösung, um Menschen, die ein Organ benötigen, helfen zu können.“ Zu deren Befürwortern gehört auch Ministerin Köpping.

Im Ringen um mehr lebensrettende Organspenden in Deutschland hatte es Ende 2024 einen neuen Anlauf für eine grundlegende Änderung der Spenderegeln gegeben. Der Bundestag debattierte damals über eine fraktionsübergreifende Initiative zur Einführung einer Widerspruchsregelung. Danach würde zunächst jede Person als Organspender gelten, wenn sie nicht ausdrücklich widerspricht. 

Zu einer Entscheidung jedoch kam es wegen der Neuwahl im Februar nicht mehr. 2020 war ein erster Anlauf im Bundestag gescheitert - und stattdessen das geltende Zustimmungsprinzip bestätigt worden, das auf mehr Information und leichtere Dokumentation von Erklärungen zur Spendenbereitschaft zielte.

DSO: Einstellung zu Organspende meist positiv - Zustimmung fehlt

Laut DSO stehen die meisten Menschen in Deutschland der Organspende positiv gegenüber und wären auch bereit dazu nach ihrem Tod. Annähernd die Hälfte der an die DSO gemeldeten Organspenden aber scheitere an fehlender Zustimmung, vor allem wenn Angehörige ohne Kenntnis des Willens des Verstorbenen entscheiden müssen. Liegt ein schriftlicher Wille vor, erreiche die Zustimmungsrate 75 Prozent - das sei bei nur rund 15 Prozent aller gemeldeten Fälle so.

Angesichts der Entwicklung hofft die DSO auf eine neue Diskussion um die Widerspruchslösung. Deren Einführung wäre ein klares Signal zugunsten breit angelegter Information und Aufklärung sowie Motivation, persönlich die Entscheidung zu treffen, sagte eine Sprecherin. „Wir würden uns die Entwicklung hin zu einer Kultur der Organspende wünschen, bei welcher die Frage danach etwas ganz Normales ist.“