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Lesbische Frau hatte "extremen Kinderwunsch" Baby-Entführung war genau geplant

11.12.2010, 04:25

Die Tat war sorgfältig geplant, selbst die Babyausstattung hatte die Entführerin schon gekauft. Die 28-Jährige wollte zusammen mit ihrer Lebenspartnerin und der kleinen Zinat als Familie leben.

Frankfurt/Main (dpa). Ein "extremer Kinderwunsch" ist das Motiv für die Entführung eines neugeborenen Mädchens aus einer Frankfurter Klinik. Die 28 Jahre alte Täterin habe ihrer gleichaltrigen Lebenspartnerin nach einer Fehlgeburt eine Schwangerschaft vorgetäuscht. Das berichtete der Frankfurter Fachkommissariatsleiter Peter Krump gestern – einen Tag nach dem Entführungsdrama, das nach einem Hinweis aus dem Umfeld des lesbischen Paares glücklich beendet werden konnte.

Nachdem sie ihrer Freundin zunächst mehrfach erzählt hatte, ihr angeblicher Kaiserschnitttermin sei verschoben worden, habe die korpulente Frau Anfang Dezember den Beschluss gefasst, "sich irgendwie ein Kind zu besorgen". Die 28-Jährige aus Hattersheim sollte nach ihrer Vernehmung gestern wieder auf freien Fuß gesetzt werden. "Es gibt keinen Haftgrund, aber ein Verfahren wegen Kindesentziehung", sagte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu. Der Täterin drohen eine Geldstrafe und bis zu fünf Jahre Haft.

Die Partnerin der Entführerin habe offensichtlich geglaubt, dass die 28-Jährige nach einer erneuten künstlichen Befruchtung wieder schwanger sei, berichtete Krump. Die Täterin habe in der Vernehmung Gewissensbisse gezeigt. Sie habe aber Angst gehabt, sich ihrer Geliebten zu offenbaren.

Die kleine Zinat, die wenige Stunden nach ihrer Entführung wieder bei ihrer Mutter im Krankenhaus war, sei gesund, berichtete der medizinische Geschäftsführer des Krankenhauses, Christof Kugler. Die 20 Jahre alte Mutter sei wohlauf, der 32 Jahre alte Vater arbeite bereits wieder. "Der Schock bei der Mutter und auch bei unseren Mitarbeitern sitzt aber tief und muss erst aufgearbeitet werden."

Auf eine gezielte Videoüberwachung habe seine Klinik bisher bewusst verzichtet, sagte Kugler. "Geburten finden nicht hinter geschlossenen Türen statt." Das städtische 1000-Betten-Haus setze auf eine offene, familienorientierte Geburtshilfe mit freiem Zugang. Die Ereignisse würden jetzt aber kritisch analysiert und es würden Konsequenzen gezogen. Vermutlich werde es künftig eine Videoüberwachung geben. Mit absoluter Sicherheit lasse sich eine Entführung aber nie ausschließen.