Wissenschaft im All Bau eines Weltraum-Observatoriums
Drei Raumsonden und ein großes Ziel: das Universum besser zu verstehen. Auf dem Weg zu einem außergewöhnlichen Observatorium ist ein wichtiger Schritt erreicht.

Paris/Bremen - Mit einem Gravitationswellen-Observatorium im Weltraum wollen Forscher und Forscherinnen neue Erkenntnisse über das Universum erlangen. Nun haben die europäische Raumfahrtagentur Esa und das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB auf der Paris Airshow einen wichtigen Vertrag für die sogenannte Lisa-Mission unterzeichnet, wie eine OHB-Sprecherin mitteilte. Demnach bekam OHB den Zuschlag als Hauptauftragnehmer für den Bau des Observatoriums. Der Vertrag habe ein Volumen von 839 Millionen Euro, hieß es. Das Bremer Unternehmen will das Observatorium gemeinsam mit Partnern bauen.
Kernstück der Mission ist eine Konstellation aus drei Raumsonden, die in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit 2,5 Millionen Kilometern Seitenlänge unserer Erde auf ihrer Bahn um die Sonne folgen soll. Jede Raumsonde soll freischwebende Testmassen aus einer Gold-Platin-Legierung mitführen. Im All verzerrten Gravitationswellen die Raumzeit und veränderten damit auch die Abstände zwischen den Testmassen minimal, hieß es.
Die Mission wird von der Esa geleitet. Sie ist eine Zusammenarbeit zwischen der Esa, ihren Mitgliedsstaaten, der US-Raumfahrtbehörde Nasa und einem internationalen Konsortium von Wissenschaftlern.
„Albert Einstein wäre sicher stolz“
„Die Mission eröffnet ein völlig neues Fenster ins dunkle Universum und wird helfen, die bekannten physikalischen Gesetze auf die Probe zu stellen“, sagte die Esa-Direktorin für Wissenschaft, Carole Mundell, laut Mitteilung. Der Vorstandsvorsitzenden der OHB System AG, Chiara Pedersoli, zufolge wird das Observatorium ermöglichen, das Universum mit neuen Augen zu sehen. „Persönlich denke ich, Albert Einstein wäre sicher stolz zu sehen, wie wir seine Relativitätstheorie beweisen.“
Der Start der Mission ist für Mitte 2035 geplant. „Die drei Lisa-Raumsonden sollen dann die kaum messbaren Raum-Zeit-Verzerrungen, die Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie vor 100 Jahren vorhergesagt hatte, erfassen“, hieß es. Mit dem Observatorium wollen die Forschenden kosmische Ereignisse sichtbar machen, die bis in die frühesten Phasen des Universums zurückreichen. Die Natur der Gravitation soll damit grundlegend besser verstanden und die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums präziser bestimmt werden.
Die Abkürzung Lisa steht für Laser Interferometer Space Antenna. Es handelt sich um ein hochpräzises Messsystem im All, das mit Hilfe von Laserstrahlen winzige Veränderungen im Raum – verursacht durch Gravitationswellen – erkennen soll.