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Die französische Fluguntersuchungsbehörde BEA wertet Flugschreiberdaten aus Bericht zu Todesflug AF 447: Pilotenfehler leitete Absturz ein

Von Ralf E. Krüger 30.07.2011, 04:28

Vereiste Pitot-Sonden, ein sich abschaltender Autopilot, überforderte Piloten – diese Faktoren waren nach jüngster Analyse beim Absturz von Flug AF 447 entscheidend. Für die komplexe Situation war die Cockpit-Crew offensichtlich nicht geschult.

Paris (dpa). Wer ist schuld am Absturz eines Air France-Airbusses vor zwei Jahren über dem Atlantik? Auch zwei Jahre nach einem der schwersten Unglücke der jüngeren Luftfahrtgeschichte mit 228 Toten bleibt die Frage nach der Verantwortung unbeantwortet. Zwar hat die französische Flugunfall-Untersuchungsbehörde BEA den dritten Zwischenbericht vorgelegt. Doch zur grenzenlosen Enttäuschung der auf Aufklärung hoffenden Hinterbliebenen der Opfer stellt auch er nur eine weitere Etappe dar.

Angehörige äußerten ihren Unmut darüber, dass die BEA nur schleppend ihre Erkenntnisse veröffentliche und die Piloten ins Visier nehme.

In Frankreich gab es Bedenken, dass handfeste wirtschaftliche Erwägungen die Untersuchung überschatten. Dem jüngsten Bericht vorangegangen war die Auswertung der Daten von Stimmrekorder und Flugschreiber des am 1. Juni 2009 abgestürzten Airbus A330-200. Die Geräte waren knapp zwei Jahre später in 3900 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund des Atlantiks entdeckt und geborgen worden. Die Rekonstruktion des Fluges AF 447 ergab, dass die Maschine steuerbar war und auch stets auf die Befehle der Piloten reagierte. Dennoch endete der Flug in einer Tragödie. Warum?

Der jüngste Bericht enthielt kaum Überraschungen und listete erneut das Szenario der letzten Minuten vor dem Absturz auf: Morgens um zwei Uhr schaltet sich plötzlich mitten über dem Atlantik in stockdunkler Nacht der Autopilot ab. Ursache dafür ist die Vereisung der für die Geschwindigkeitsmessung notwendigen Pitot-Sonden.

Der Bordkommandant hat das Cockpit gerade an seine Co-Piloten übergeben. Der am Steuer sitzende Flugzeugführer fliegt die Maschine in der dünnen Höhenluft nun manuell – und leitet durch sukzessive Fehlentscheidungen den Absturz ein. Trotz einer knapp eine Minute lang trötenden Warnung wird der Cockpit-Crew wohl nicht bewusst, dass sich ihr Flugzeug quasi im freien Fall aus 11 500 Metern Höhe befindet.

Die Ermittler werfen die Frage auf, ob die Piloten jemals für eine derart stressige und verwirrende Extrem-Situation geschult worden sind. Sie empfehlen die Einführung entsprech- ender Programme. Auch die sogenannte Crew-Koordination – die Aufgabenteilung unter den Piloten – ließ nach den Erkenntnissen zu wünschen übrig.