Unesco-Welterbe Eberle wird neuer Burghauptmann der Wartburg
Martin Eberle ist ein in der Thüringer Kulturlandschaft bekannter Name. Zum 1. September übernimmt er die Leiter der Wartburg in Eisenach. Er kommt mit einer Vorgeschichte.

Eisenach - Der frühere Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Martin Eberle, wird zum 1. September neuer Burghauptmann auf dem Unesco-Weltkulturerbe Wartburg. Der Stiftungsrat der Wartburg-Stiftung folgte der Empfehlung der eingesetzten Auswahlkommission und berief Eberle, wie das Thüringer Kulturministerium mitteilte. Damit endet eine mehrmonatige Vakanz auf dem Spitzenposten der Stiftung. Eberles Vorgängerin Franziska Nentwig hatte ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben.
Mit dem promovierten Kunsthistoriker Eberle bekomme die Stiftung einen versierten, bestens vernetzten Kulturmanager erklärte Kulturminister Christian Tischner, der Stiftungsratsvorsitzender der Wartburg-Stiftung ist. Eberle habe die Kommission mit seinen Ideen und seiner Kompetenz mehr als überzeugt. Ausschlaggebend für die Berufung seien seine nachgewiesene Expertise im Management bedeutender Kultureinrichtungen, seine Erfahrung in der Denkmalpflege sowie seine Kompetenz in der Umsetzung komplexer Bauprojekte gewesen. Für den Posten waren laut Ministerium knapp 20 Bewerbungen eingegangen, davon kamen vier in die engere Auswahl.
Entlassung in Kassel nach Eklat
Eberle, Jahrgang 1968, war von 2007 bis 2018 Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha. Er wechselte danach nach Kassel, wo er in diesem Jahr als Direktor des Museumsverbundes Hessen Kassel Heritage nach einer rassistischen Bemerkung entlassen wurde.
Im vergangenen Herbst hatte er eingeräumt, am Rande einer Sitzung des Kasseler Kulturbeirats dem dunkelhäutigen Vorsitzenden des Gremiums auf eine Frage geantwortet zu haben: „Herr Zabel, ich sag jetzt mal was Rassistisches. Ich komme nicht, aber ich schicke meine Kollegin, und ich kann ihr ja sagen, dass sie sich Schuhcreme ins Gesicht schmieren soll, dann fühlen Sie sich bei Kulturbeiratssitzungen nicht so alleine.“ Später entschuldigte er sich für die Äußerung.
In der Mitteilung zur Berufung formuliert das Thüringer Kulturministerium die Vorgeschichte so: „Nach einer produktiven Zeit in Kassel, in der er neue Besuchergruppen gewann, innovative Ausstellungsformate etablierte und die Diversität im Haus stärkte, führte eine öffentliche Kontroverse dazu, dass sich Prof. Dr. Eberle nach einer neuen Herausforderung umsehen musste.“ Die Auswahlkommission habe sich nach sorgfältiger Abwägung aller Aspekte einstimmig für seine Berufung entschieden.
Wartburg bedeutendes Reiseziel in Thüringen
Die zum Unesco-Welterbe gehörende Wartburg ist eine der international bekanntesten Sehenswürdigkeiten Thüringens. Sie war Wohn- und Wirkungsstätte der Heiligen Elisabeth, Exilort des Kirchenreformators Martin Luther, der hier vor 500 Jahren das Neue Testament der Bibel vom Griechischen ins Deutsche übersetzte, und Schauplatz des Wartburgfests 1817, bei dem sich Studenten für einen einheitlichen und demokratischen deutschen Nationalstaat einsetzten. Die 1922 gegründete Wartburg-Stiftung hat die Aufgabe, das Denkmal und seine Sammlungen zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.