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Prozesse Ermittler: Amokfahrer von Trier fühlte sich erniedrigt

Von dpa Aktualisiert: 27.09.2021, 08:10
Ein Polizist steht in einer Leitstelle.
Ein Polizist steht in einer Leitstelle. Boris Roessler/dpa/Symbolbild

Trier - Der mutmaßliche Amokfahrer von Trier hat sich kurz vor seiner Todesfahrt „erniedrigt“ gefühlt. Dies berichtete ein Kriminalbeamter am Freitag vor dem Landgericht Trier (8032 Js 35057/20.1 Ks) über die ersten Vernehmungen des 52 Jahre alten Mannes. Bei der Amokfahrt in der Fußgängerzone in Trier waren am 1. Dezember 2020 fünf Menschen getötet worden. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und Traumatisierte.

Der Kripobeamte berichtete, der Mann sei noch in der Gewahrsamszelle „sehr, sehr redselig“ gewesen. Er habe gesagt, er sei am Tag vor der Tat bei einem Notar gewesen, um dort eine ihm zustehende Erbschaft von zwischen 350.000 und 500.000 Euro einzufordern. Beim Notar sei er aber „erniedrigend behandelt“ worden. Deswegen sei er durch die Fußgängerzone von Trier gefahren. Auf die Frage, was dort passiert sei, habe er geantwortet: „Es hat mehrfach gerumst.“

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren Fällen vor. Der Deutsche sei mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast, um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen. Im Gerichtsverfahren hat sich der Angeklagte bisher nicht geäußert. Auf Antrag der Verteidigung brach die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz die Befragung des Kripobeamten schon nach wenigen Minuten ab, weil der psychiatrische Sachverständige wegen Krankheit nicht anwesend war.

Zuvor hatte der Polizist berichtet, der 52-Jährige habe mehrfach „mit Beharrlichkeit und Energie“ einen Anwalt abgelehnt, „weil er mit Anwälten schlechte Erfahrungen gemacht“ habe. Er habe nach Alkohol gerochen und stark geschwitzt - was er damit erklärt habe, dass er „12 bis 13 Medikamente eingenommen“ habe. Verletzungen am Körper beruhten wohl auf seiner Festnahme oder darauf, „dass er das Tatfahrzeug gefahren habe“. Der Mann habe bei insgesamt vier Vernehmungen immer wieder „sprunghaft seine Angaben geändert“, sagte der Kripobeamte. Die Verhandlung soll am 6. Oktober fortgesetzt werden, sofern der Sachverständige dann verfügbar ist.