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Bei Schiffskatastrophen haben Männer und die Besatzung die besseren Überlebenschancen Frauen und Kinder zuletzt!

31.07.2012, 03:29

Viele Kinder und Frauen überlebten den Untergang der "Titanic". Die Offiziere sollen den Befehl "Frauen und Kinder zuerst" äußerst ernst genommen haben. Wie eine Untersuchung zeigt, sieht das inzwischen bei Schiffsunglücken ganz anders aus.

Washington l (dpa) "Jeder ist sich selbst der Nächste" statt "Frauen und Kinder zuerst" - so ließe sich das menschliche Verhalten bei Schiffskatastrophen umschreiben. Wie eine Untersuchung bei insgesamt 18 untergegangenen Schiffen zeigt, geht es in den meisten Fällen an Bord jedoch deutlich weniger ritterlich zu - selbst Crewmitglieder denken zuerst an sich.

Einer neuen Studie zufolge haben Frauen grundsätzlich schlechtere Überlebenschancen als Männer, Kinder gar die schlechtesten. Die Untersuchung lässt an einem weiteren beliebten Glauben zweifeln: dass Kapitän und Besatzung das sinkende Schiff zuletzt verlassen. Crewmitglieder überleben deutlich häufiger als Passagiere, berichten schwedische Forscher in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Der Glaube an die männliche Ritterlichkeit auf See wird vor allem durch den Untergang der "Titanic" gestärkt. Bei der Katastrophe starben mehr als dreimal so viele Männer wie Frauen. Einige Männer, die sich dem "Frauen und Kinder zuerst"-Befehl des Kapitäns widersetzten, sollen von der Crew erschossen worden sein.

Mikael Elinder und Oscar Erixson von der Universität Uppsala werteten Daten von insgesamt 18 Schiffsunglücken aus, an denen mehr als 15000 Menschen aus 30 Nationen beteiligt waren. Das Ergebnis ist eindeutig: Frauen haben bei maritimen Katastrophen nicht bessere, sondern schlechtere Überlebenschancen als Männer. Nur von der "Titanic" und bei einem weiteren Untergang wurden anteilig mehr Frauen gerettet als Männer, bei elf Katastrophen war es genau anders herum.

Die Überlebenschancen der Frauen stiegen, wenn der Kapitän den ausdrücklichen Befehl "Frauen und Kinder zuerst" ausgesprochen hatte. Dies war bei fünf Untergängen der Fall. Seit dem Ersten Weltkrieg schrumpft der Abstand bei den Überlebenschancen zwischen Frauen und Männern, berichten die Forscher weiter. Sie führen das auf das gestiegene soziale Ansehen der Frauen zurück und auf deren größere Selbstständigkeit.

Die Geschwindigkeit des Untergangs oder die vorherige Länge der Reise beeinflussten die Überlebenschancen nicht, so die Forscher.