Klare Worte eines Katers

Magdeburg. So ein Katzenleben hat schon was: täglich um die Häuser streunen, Leckerbissen beim Nachbarn erhamstern, träge auf dem Sofa liegen. Doch was im Katzenkopf vor sich geht, bleibt uns Menschen meist verborgen. Antworten gibt Kater Bolle (Herkunft: Streuner, inzwischen Sofakatze mit Freigang) im fiktiven Volksstimme-Interview.

Volksstimme: Bolle, am heutigen Donnerstag ist Weltkatzentag. Was wünscht du dir?
Bolle: Eine doppelte Ration Leckerli. Was sonst.

Volksstimme: Die hast du doch gerade erst beim Nachbarn ergaunert.
Bolle: Wenn ihr mir nichts gönnt, fragt mich doch erst gar nicht.

Volksstimme: Jetzt mach\' mal mit, wir führen das Interview, weil wir euch Katzen verstehen wollen. Also Tatze aufs Herz: Was meinst du, wer ist der Boss zu Hause - wir Menschen oder ihr Katzen?
Bolle: Wir Katzen natürlich. Ihr füttert uns, ihr macht unser Klo sauber, ihr bringt uns Spielzeug, ihr krault uns, wenn wir gekrault werden wollen. Besser dressieren kann man euch nicht. Nur eines habt ihr immer noch nicht kapiert: Ich hasse es, wenn ihr euch auf meinem Lieblingsplatz breitmacht.

Volksstimme: Aha, und der wäre ...?
Bolle: Das Sofa natürlich. Da kann ich mich lang machen oder einrollen. Hin und wieder finde ich leckere Kekskrümel in den Ritzen ... Einfach gemütlich.

Volksstimme: Kein Wunder, dass du den ganzen Tag auf dem Sofa liegst. Wie bleibst du da bloß fit? Uns Menschen tut diese Faulheit ja gar nicht gut.
Bolle: Wer sagt, dass ich den ganzen Tag auf dem Sofa liege? Ihr seid nur nie da, wenn ich draußen meine Kontrollgänge erledige.

Volksstimme: Was treibst du eigentlich, wenn du draußen deine Runden drehst?
Bolle: (mauzt verträumt) Ein Kater genießt und schweigt.

Volksstimme: Das hilft uns jetzt aber nicht dabei, euch Katzen besser zu verstehen ...
Bolle: (faucht) Ich stecke mein Revier ab, suche mir Leckerbissen, besuche die Nachbarskatze am Fenster. Was denkt ihr denn?

Volksstimme: Soso, die Nachbarskatze. Viel wirst du von der Kleinen nicht haben, schließlich ist sie den ganzen Tag eingesperrt. Was hältst du eigentlich von Wohnungskatzen?
Bolle: Am liebsten würde ich mit der Samtpfote von nebenan mal Fangen spielen, damit sie nicht mehr so traurig guckt. Sitzt den ganzen Tag in der Falle und erlebt keine Abenteuer, das arme Ding. Hauskatzen sind auch nicht besser als Mäuse.

Volksstimme: Was hast du gegen Mäuse?
Bolle: Nichts. Aber die dummen Dinger sind einfach nicht clever genug, der Falle zu entgehen.

Volksstimme: Da mal eine indiskrete Frage: Bist du schon mal in eine Mausefall getappt?
Bolle: Sagt mal, für wie blöd haltet ihr mich? Eine Katze, die in die Mausefalle geht ... (guckt uns schief an)

Volksstimme: Tut uns leid. Aber warum schleppst du uns die toten Viecher immer an, ganz zu schweigen von den toten Vögeln? Das ist eklig.
Bolle: Entschuldigt mal. Man muss euch ja das Essen mitbringen, schließlich habt ihr eine miserable Jagdtechnik. So blöd stellt sich kein Katzenjunges an. Aber statt euch zu bedanken, meckert ihr. Typisch Mensch.

Volksstimme: Nun, jetzt wissen wir, wen ihr für den größten Dummkopf haltet. Aber wer ist der größte Feind in deinem Revier?
Bolle: Feinde? Ich habe keine Feinde.

Volksstimme: Wirklich?
Bolle: Na gut. Eure Autos machen mir das Stromern ganz schön schwer. Meinen Kumpel hat es neulich erwischt ...

Volksstimme: Er war wohl zu langsam ...
Bolle: Na, na. Nicht so herzlos.

Volksstimme: Was ist eigentlich mit Hunden?
Bolle: Pah. Diese winselnden Angsthasen. Wenn mir einer zu nah kommt, setzt es was mit den ausgefahrenen Krallen.

Volksstimme: Ganz schön garstig. Aber manchmal schnurrt ihr ja auch. Was geht dann in euren Köpfen vor?
Bolle: Maaauuuuuu. Bin ich jetzt beim Katzentherapeuten?

Volksstimme: Ist ja gut. Aber niedlich ist das schon. Apropos niedlich. Findet ihr die Menschenkinder eigentlich auch so putzig wie wir eure Babys?
Bolle: Hört mir auf mit dem Mädchenkram. Ich kann gar nicht verstehen, warum ihr Menschen euch dauernd diese Katzen-Baby-Videos anschaut.

Volksstimme: Apropos putzig, schau mal hier:

Bolle: Miau. Ich geh jetzt. Das ist zu viel für einen Kater.