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Bildung Lehrer sehen Probleme durch neue Maßnahmen nur verlagert

Das Maßnahmenpaket zur Unterrichtssicherung sorgt für Kritik: Lehrkräfte beklagen Arbeitsverdichtung und sehen das eigentliche Ziel verfehlt. Was heißt das für den Schulalltag?

Von dpa 10.11.2025, 14:15
Lehrer kritisieren die Situation an den Schulen in Sachsen. (Symbolbild)
Lehrer kritisieren die Situation an den Schulen in Sachsen. (Symbolbild) Julian Stratenschulte/dpa

Dresden - Nach Einführung des Maßnahmenpakets des Kultusministeriums zur Absicherung des Schulunterrichtes in Sachsen hat der Lehrerverband die Umsetzung kritisiert. Man könne nicht radikal kürzen und erwarten, dass am Ende mehr rauskomme, sagte Landesvorsitzender Michael Jung. Durch Abordnung von Lehrkräften sinke zwar der Ausfall an Oberschulen, nehme aber an Grundschulen zu. Es handele sich lediglich um eine „Umverteilung“, so Jung. „Das Bildungspaket geht am eigentlichen Ziel vorbei.“

Die Abordnungen würden teils kurzfristig geschehen, es mangele zudem an spezifischen Weiterbildungen - etwa für Grundschullehrer, die auf einmal eine neunte oder zehnte Klasse unterrichten müssten, erklärte Jung. Die psychische Belastung durch die Ungewissheit steige. Zudem stünden weniger Stunden für die gleiche Menge an Arbeit zur Verfügung. Jung kritisierte das Maßnahmenpaket als „nicht langfristig und durchdacht“.

Der Lehrerverband forderte unter anderem eine Schulassistenz an jeder Schule - also etwa 1.400 Assistenzstellen. Diese könnten Lehrerinnen und Lehrer bei organisatorischen Aufgaben unterstützen, damit diese sich auf Unterricht konzentrieren könnten. Zudem wollen die Lehrer stärker vorbereitete Abordnungen - etwa durch Fortbildungen.

Ausfall soll reduziert werden

Das sächsische Kultusministerium will mit verschiedenen Maßnahmen den Schulunterricht besser absichern. Unter anderem sollen ältere Lehrerinnen und Lehrer mehr Stunden arbeiten als bisher. Die Altersermäßigungen - Stunden, die Lehrer ab einem bestimmten Alter weniger halten müssen - wurden angepasst. Erst ab dem 60. Lebensjahr gibt es nun eine Ermäßigungsstunde. Mit dem Erreichen des 62., 64. und 66. Lebensjahres folgen weitere Stunden - also insgesamt vier. 

Weitere Punkte der insgesamt 21 Maßnahmen betreffen den Unterricht. So werden mehr digitale Formate und mehr fächerübergreifender Unterricht angestrebt. Klausuren und Klassenarbeiten sollen reduziert werden, um den Korrekturaufwand zu verringern. Sogenannte Anrechnungsstunden, die Lehrer für bestimmte Tätigkeiten als Entlastung gewährt bekommen, sollen um etwa 10 Prozent gekürzt werden. 

Kultusministerium sieht positive Trendwende

Kritik kommt auch von der Bildungswerkschaft: „Das Maßnahmenpaket verschärft die Situation an den meisten Schulen, anstatt sie zu verbessern“, sagte Burkhard Naumann, Vorsitzender der GEW Sachsen. Lehrkräfte hätten immer weniger Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie für individuelle Probleme von Schülerinnen und Schülern. Die Abordnung von Lehrkräften an andere Schulen verlagere die Probleme lediglich, hieß es. 

Das Kultusministerium sieht die Entwicklung hingegen positiv und spricht davon, dass die Maßnahmen wirken: „Die Trendwende ist da: Zum ersten Mal seit zehn Jahren fällt weniger Unterricht an Sachsens Schulen aus und das bei steigenden Schülerzahlen“, sagte Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (CDU). Davon profitierten besonders die Oberschulen und die Schulen im ländlichen Raum. Clemens dankte in diesem Zusammenhang allen Lehrkräften, die das durch ihren „großen Einsatz“ ermöglichten.