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Soziales Mediensucht zunehmendes Problem in Niedersachsen

Stundenlang Computer spielen, Videos im Netz schauen oder chatten - für viele ganz normal. Doch manche kommen nicht mehr vom Bildschirm los. Für Beratungsstellen ein zunehmendes Problem.

Von dpa 03.08.2023, 05:38
Ein Jugendlicher sitzt mit einem Headset vor einem Laptop und spielt ein Computerspiel.
Ein Jugendlicher sitzt mit einem Headset vor einem Laptop und spielt ein Computerspiel. Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild

Hannover/Delmenhorst - Rund 50.000 Menschen in Niedersachsen leiden nach Schätzung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums unter internetbezogenen Störungen - ein zunehmendes Problem bei der Suchtberatung. „Zu uns kommen immer mehr Menschen mit problematischem Medienkonsum“, berichtete Cornelia Horn von der anonymen Drogenberatung (drob) in Delmenhorst. „Wir gehen von einer ganz hohen Dunkelziffer in allen Altersgruppen aus.“ Über die Nöte und die Arbeit der Beratungsstelle will sich Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) im Rahmen seiner Sommertour am Donnerstag informieren.

Betroffene würden selbst erst sehr spät erkennen, dass ihr Medienkonsum problematisch sei, sagte Horn. „Der Leidensdruck ist lange Zeit nicht so groß und offensichtlich wie bei Alkohol oder anderen Drogen.“ Im Gegensatz zu anderen Süchten entstünden selten Schulden, auch gesundheitliche Folgen würden sich nicht unmittelbar zeigen. Erst wenn die Leistung in der Schule deutlich nachlasse oder Jugendliche ihre Ausbildung nicht mehr auf die Reihe bekämen, würden sich Eltern an die Beratungsstelle wenden. Nach Alkohol und Cannabis sei das Thema der häufigste Grund bei der Beratung von Angehörigen.

„Aber auch unter Erwachsenen ist die Zahl der Betroffenen relativ hoch - nur fällt der Konsum oftmals noch weniger auf“, sagte Horn. Menschen mit einer internetbezogenen Störung bekämen ihren Alltag nicht mehr auf die Reihe, die Interessen würden sich verengen. Doch eine klare Definition gebe es nicht, kritisiert die stellvertretende Einrichtungsleitung. „Daraus würden sich dann auch Ansprüche ableiten lassen - für Betroffene ebenso wie für Beratungsstellen.“

Das Beratungsangebot für Menschen mit einer Internetnutzungsstörung müsse weiter verankert werden, fordert auch Astrid Müller, Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Sie begleitete das Projekt „re:set“ wissenschaftlich, im Rahmen dessen die Beratung an 16 Fachstellen für Sucht- und Suchtprävention landesweit aufgebaut wurde - unter anderem in Delmenhorst. „Wichtig für die Versorgung ist, dass Projekte zur Internetnutzungsstörung verstetigt werden.“