Champions League Mit Assistgeber Wirtz: Liverpool führt Frankfurt vor
Erstmals seit 53 Jahren tritt Frankfurt in einem Pflichtspiel gegen Liverpool an. Kurz lebt die Hoffnung auf einen magischen Fußball-Abend - dann wird die Eintracht deklassiert.

Frankfurt/Main - Florian Wirtz plauschte nach seinem Assist-Doppelpack mit DFB-Kollege Nathaniel Brown, dann gönnte sich der Nationalspieler einen großen Schluck Wasser und zeigte sich insgesamt zufrieden mit seinem Auftritt. Der FC Liverpool hat Eintracht Frankfurts Hoffnungen auf eine magische Nacht in der Champions League gnadenlos und effizient zunichtegemacht.
Der englische Fußball-Meister mit Wirtz führte die Hessen beim 5:1 (3:1) vor und sorgte mit zwei ganz einfachen Standard-Toren schon vor der Halbzeit für klare Verhältnisse. Die Eintracht-Fans feuerten auch nach der nächsten herben Europapokal-Schlappe noch lautstark ihr Team an und sangen stolz vom Europapokal.
„Wir sind wieder nicht gut ins Spiel gekommen, dann haben wir uns ein bisschen zusammengerafft und das Spiel noch mal gedreht. Wir wissen, was für eine Qualität wir in der Mannschaft haben“, sagte Wirtz beim Streamingdienst DAZN. „In der ersten Halbzeit habe ich mich noch ein bisschen schwergetan, in gute Räume zu kommen und den Ball unglücklich verloren vor dem Gegentor. Ich weiß, dass ich noch viel, viel mehr kann. Die zweite Halbzeit war schon ganz gut, aber von allen.“
Eintracht-Führung bleibt Randnotiz
Der Ex-Frankfurter Hugo Ekitiké (35. Minute) mit einem Konter sowie die beiden Verteidiger Virgil van Dijk (39.) und Ibrahima Konaté (44.) nach Eckbällen drehten im Nieselregen von Frankfurt innerhalb von zehn Minuten einen Rückstand am dritten Königsklassen-Spieltag. Nach dem Wechsel trafen Cody Gakpo (66.) und Dominik Szoboszlai (70.) jeweils nach Zuspiel von Wirtz.
Das zunächst euphorisch bejubelte Frankfurter Führungstor durch Rasmus Kristensen (26.) geriet vor 58.700 Zuschauern, darunter auch Bundestrainer Julian Nagelsmann und Tennis-Legende Boris Becker, zu einer Randnotiz. „Wir haben 5:1 verloren, da brauchen wir nicht so richtig drüber reden“, sagte Frankfurts Ex-Weltmeister Mario Götze und meinte zur heftigen Niederlage: „Das tut uns weh, wenn wir überlegen, dass wir 1:0 vorne waren. Dann kriegst Du Standardtore, das ist immer ungünstig.“
Frankfurts Abwehr anfällig und fehlerhaft
Für die Eintracht war es das erste Pflichtspiel-Duell mit den „Reds“ seit mehr als 53 Jahren. Anders als in den beiden Begegnungen im September 1972 gelang der Elf von Dino Toppmöller zwar diesmal ein Torerfolg - doch die mal wieder anfällige und fehlerhafte Defensive machte alle Hoffnungen auf einen Überraschungscoup gegen die selbst schwächelnden Engländer mit dem noch fremdelnden Wirtz zunichte.
Vor dem 1:0 war der ehemalige Profi von Bayer Leverkusen durch einen Ballverlust aufgefallen - die Eintracht ließ eine sehenswerte Pass-Staffel folgen, an deren Ende Außenverteidiger Kristensen an den Innenpfosten schoss, von dort prallte der Ball ins Tor.
Anders als in den vergangenen Wochen schaffte es die Eintracht diesmal, die Anfangsphase ohne Gegentor zu überstehen. Zur Stabilität beitragen konnte auch Michael Zetterer, den Toppmöller anstelle des zuletzt fehlerhaften Kauã Santos zwischen die Pfosten stellte. Zetterer rettete zweimal gegen Stürmer Alexander Isak (8./10.) und entschärfte auch einen Kopfball von Joker Conor Bradley (33.), der für den verletzten Jeremie Frimpong ins Spiel kam.
Van Dijk und Konaté treffen nach Ecken
Doch Zetterers Paraden genügten nicht, um mit einer Führung in die Pause zu kommen. Die Eintracht rückte viel zu weit auf und ließ so zu, dass Ekitiké quasi von der Mittellinie freie Bahn aufs Tor hatte - der ehemalige Eintracht-Torjäger vollendete sicher. Als Van Dijk und Konaté in der Folge nach Ecken die Unaufmerksamkeiten und Stellungsfehler ihrer Gegenspieler nutzten, war die Partie entschieden.
Toppmöller hatte nicht nur Zetterer und Götze in die erste Elf gebracht, sondern in Farès Chaïbi, Can Uzun und Jonathan Burkardt auch drei Leistungsträger auf die Bank gesetzt. Doch die Offensive war - wie schon beim 1:5 bei Atlético Madrid oder dem 0:3 gegen den FC Bayern - nicht das große Problem.
Nach der Pause dreht Wirtz auf
Der Europa-League-Sieger von 2022 kassiert zu viele und zu einfache Gegentore. Daran änderte auch der Torwartwechsel nichts. Und das, obwohl Zetterer einer der besten Frankfurter war. Einen Freistoß von Wirtz (55.) entschärfte er gekonnt.
Als der 22-Jährige dann Gakpo bediente und die Abwehr der Hessen mal wieder viel zu offen stand, konnte auch der aus Bremen geholte Schlussmann nichts machen. Wenige Minuten später legte Wirtz für Szoboszlai auf und ermöglichte Ungarns Starspieler so dessen satten Schuss zum fünften Gäste-Tor.