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Herzogin Meghan Rechtsstreit mit Zeitung: Schießt Meghan ein Eigentor?

Meghan und Harry führen einen beispiellosen Feldzug gegen die Boulevardpresse. Doch ob sie damit ihr Privatleben besser vor den Blicken der Öffentlichkeit schützen können, ist fraglich.

Von Christoph Meyer, dpa 24.04.2020, 18:27

London (dpa) - Unehrlichkeit, böse Absicht, unredliches Vorgehen: Herzogin Meghan (38) hat bei ihrer Klage gegen den Verlag der britischen Boulevardzeitung "Mail on Sunday" schwere Vorwürfe erhoben.

Doch geht es nach dem Anwalt des Zeitungsverlags Associated Newspapers, soll ein Teil der Anschuldigungen gar nicht erst zur Hauptverhandlung zugelassen werden. Bei einer Voranhörung am Freitag in London versuchte er die Vorwürfe als unzulässig zu entkräften. Sie seien beispielsweise zu allgemein, nur schwer nachzuweisen oder nicht ordnungsgemäß vorgebracht worden, legte er dar. Mit einer Entscheidung darüber wurde am Freitag noch nicht gerechnet.

Anlass für die Klage war die Teilveröffentlichung eines handgeschriebenen Briefs, den Meghan an ihren Vater, Thomas Markle, geschickt hatte. Mit ihm liegt sie seit ihrer Hochzeit mit Prinz Harry (35) vor zwei Jahren im Clinch. Der 75-Jährige hatte den Brief an die "Mail on Sunday" weitergegeben. Meghan sieht sich durch die Veröffentlichung in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Außerdem findet sie, dass sie durch die Auswahl der Textpassagen absichtlich in einem schlechten Licht dargestellt wurde. Sie wirft den Journalisten auch vor, den Streit mit ihrem Vater erst angefacht zu haben, um darüber berichten zu können. Thomas Markle sei belästigt, ausgenutzt, manipuliert und erniedrigt worden, heißt es in einer Stellungnahme von Meghans Anwalt.

Zeugen wurden bei der Online-Anhörung keine gehört, doch Meghan und Harry hatten sich als Zuhörer zugeschaltet, wie ein Sprecher bestätigte. Das Paar hat sich vor kurzem aus dem engeren Kreis der Königsfamilie verabschiedet und lebt laut Berichten inzwischen in der US-Metropole Los Angeles. Sie hoffen, sich so künftig besser vor Berichterstattung über ihr Privatleben schützen zu können. Doch ob sie dieses Ziel mit dem Prozess erreichen werden, ist fraglich. Schon jetzt sind viele private Informationen - beispielsweise Textnachrichten - durch Gerichtsdokumente an die Öffentlichkeit gelangt. Meghans Vater hat angekündigt, wenn nötig zugunsten der Zeitung auszusagen.

Erst Anfang der Woche hatten Harry und Meghan angekündigt, keinerlei Anfragen von britischen Boulevardzeitungen mehr zu beantworten. Ein entsprechendes Schreiben ging an die Chefredakteure der "Sun", der "Daily Mail", des "Mirror" und des "Express". Anfragen von Journalisten dieser Zeitungen werden demnach künftig von dem Paar und dessen Presse-Team ignoriert, heißt es in dem Brief, den die BBC auf ihrer Webseite in voller Länge wiedergab.

Den Schritt begründeten die beiden mit "verzerrter, falscher und grundlos in die Privatsphäre eindringender" Berichterstattung. Es gehe ausdrücklich nicht darum, Debatten zu unterdrücken oder akkurate Berichte zu zensieren, so das Schreiben. Anfragen anderer Medien würden weiterhin beantwortet, besonders wenn es sich um kleine und neu gegründete Organisationen handle.

Wie sehr ihm die Berichterstattung der Boulevardpresse zusetzt, hatte Harry im vergangenen Herbst in einem öffentlichen Brief offenbart, als er die Klage gegen Associated Newspapers ankündigte. Darin warf er den Medien vor, seine Frau während und kurz nach ihrer Schwangerschaft mit dem gemeinsamen Sohn Archie (11 Monate) dämonisiert zu haben.

"Ich war zu lang stummer Zeuge ihres Leidens. Die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun, würde allem widersprechen, woran wir glauben", schrieb der Prinz und fügte eine düstere Befürchtung hinzu: "Es ist meine größte Angst, dass sich die Geschichte wiederholt." Er habe seine Mutter verloren und sehe nun, wie seine Frau zum Opfer "derselben mächtigen Kräfte" werde.

Harrys Mutter, Prinzessin Diana, starb 1997 bei einem Autounfall in Paris, als sie mit ihrem Lebensgefährten Dodi Al Fayed auf der Flucht vor Paparazzi war.