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Freier betäubt und beraubt Rotlicht-Skandal: Mehr als neun Jahre Haft gefordert

In Düsseldorfer Bordellen sollen reihenweise Freier mit Drogen betäubt und ausgeplündert worden sein. Nach vier Jahren Prozessdauer soll nun der damalige Boss der Bordelle zur Verantwortung gezogen werden.

11.07.2017, 14:43

Düsseldorf (dpa) - Fünf Jahre nach einem Rotlicht-Skandal in Düsseldorf hat die Staatsanwaltschaft eine lange Haftstrafe für den Hauptangeklagten beantragt.

In Bordellen in Düsseldorf sollen reihenweise Freier mit Drogen betäubt und ausgeplündert worden sein. Die Stadt hatte daraufhin vier Etablissements geschlossen. Nach vier Jahren Prozessdauer und 312 Prozesstagen hatten am Montagabend in einem der längsten Strafprozesse des Landgerichts die Plädoyers begonnen.

Der damalige Eigentümer der Bordelle soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft für neun Jahre und einen Monat hinter Gitter. Er sei wegen räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Waffenrecht überführt. "Er hat die Tatabläufe gewollt und gebilligt. Er ist der Kopf der Bande", sagten die Staatsanwälte.

Strafverschärfend müsse sein Verhalten nach der Tat gewertet werden: So habe er Zeugen zu Falschaussagen angestiftet und ein Millionenvermögen beiseite geschafft. Ermittler hatten aus dem Gefängnis geschmuggelte Briefe sichergestellt, in denen die Rotlichtgröße Mittelsmänner anwies, Zeugen zu kontaktieren, damit sie vor Gericht ihre Aussagen abschwächen.

Die Ankläger beantragten für einen mutmaßlichen Komplizen vier Jahre Haft. Er habe wenigstens ein Teilgeständnis abgelegt und bemühe sich um einen Beruf abseits des Rotlichtmilieus.

In einem Fall seien mehr als 22 000 Euro von der Kreditkarte eines Geschädigten abgebucht worden. Besucher der Häuser hätten über Herzrasen, Schwindel und Erinnerungslücken geklagt. Ein Besucher habe sich auf eigene Faust einem Drogentest unterzogen und sei positiv auf Kokain getestet worden.

Eine Prostituierte habe aus Versehen ein präpariertes Glas Champagner ausgetrunken und dann über gesundheitliche Beschwerden geklagt, die eine Woche angedauert hätten. Vor Gericht habe sie dann ihre Aussage, wie vom Angeklagten gewünscht, abgeschwächt.

Im vergangenen Oktober war bereits ein ehemaliger Bordell-Mitarbeiter zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Das Verfahren gegen fünf weitere Angeklagte war abgetrennt worden. Eine Bardame wurde freigesprochen. Am Dienstag plädierten die Nebenkläger. Der Strafprozess hatte am 1. Juli 2013 begonnen. Seither seien rund 200 Zeugen vernommen worden, sagte eine Gerichtssprecherin am Dienstag.

Der Skandal hatte hohe Wellen geschlagen. Zeitweise hatte die Polizei eine Telefon-Hotline geschaltet, unter der sich Bordell-Besucher melden konnten, die den Verdacht hatten, betäubt und ausgeplündert worden zu sein. Um die Stammkunden nicht zu verprellen, waren offenbar gezielt weit gereiste Freier wie etwa Messebesucher aus Übersee ausgewählt worden.