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Ukraine-Krieg Weil zu Gaslieferungen: Nicht in falscher Sicherheit wiegen

Entgegen vieler Befürchtungen fließt nach dem Abschluss routinemäßiger Wartungsarbeiten wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Niedersachsens Ministerpräsident sieht darin eine gute Nachricht - aber auch ein Risiko.

Von dpa Aktualisiert: 21.07.2022, 11:21
Stephan Weil spricht in einer Landespressekonferenz.
Stephan Weil spricht in einer Landespressekonferenz. Julian Stratenschulte/dpa/Bildarchiv

Hannover - Angesichts der Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) vor einer falschen Sicherheit gewarnt. Die Wiederaufnahme sei eine gute Nachricht für die europäische Erdgasversorgung, sagte der Regierungschef in einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung. „Wir dürfen aber keinesfalls den Fehler machen, uns nun über den Sommer hinweg in falscher Sicherheit zu wiegen.“

Die Pipeline Nord Stream 1 - die wichtigste Gasleitung von Russland nach Deutschland - wurde 2011 in Betrieb genommen. Seit Juni hat Russlands staatlicher Energieriese Gazprom die Gaslieferungen nach Deutschland allerdings um mehr als die Hälfte reduziert. Begründet wurde dies mit einer fehlenden Turbine von Siemens Energy, was die Bundesregierung als vorgeschoben kritisierte. Später wurde die mehr als 1200 Kilometer lange Pipeline zudem wegen alljährlicher Wartungsarbeiten völlig stillgelegt - planmäßig bis zu diesem Donnerstag.

Netzdaten zufolge hat der Gasfluss durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 am Donnerstagmorgen das angekündigte Niveau erreicht. In der Stunde zwischen 7.00 und 8.00 Uhr wurden nach Daten von der Website der Nord Stream AG mehr als 29 Gigawattstunden geliefert und damit in etwa so viel Gas, wie auf der Seite zuvor angekündigt wurde.

Weil sagte, niemand könne ausschließen, dass Russland bereits morgen einen neuen Grund finde, um Gaslieferungen nach Europa zu drosseln oder ganz einzustellen. „Gaslieferungen nach Gutsherrenart können kein sicheres Standbein für unsere Gasversorgung sein.“ Man müsse davon ausgehen, dass Russland weiterhin nach Belieben Versorgungsängste in Europa schüren werde, was die Gaspreise in die Höhe treibe. Man müsse weiterhin alles daransetzen, schnellstmöglich unabhängig von Russland zu werden.

Nun müsse die Befüllung der Gasspeicher als Sicherheitspuffer für den Winter forciert werden. Gleichzeitig müsse in allen Bereichen an einer Verringerung des Gasverbrauchs gearbeitet werden - dies betreffe die Wirtschaft, die öffentliche Verwaltung und private Haushalte.