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Angriffe und Gefechte Trotz Schutzzonen in Syrien: Waffenruhe bröckelt

Es ist ein neuer Versuch, die Kämpfe in Syrien zumindest lokal zu begrenzen. Vier Schutzzonen im Land sollen Menschen Zuflucht bieten. Aber der von Russland, der Türkei und dem Iran neu ausgehandelte Plan scheint nicht überall aufzugehen.

07.05.2017, 15:16

Damaskus (dpa) - Nach dem Inkrafttreten mehrerer Schutzzonen für die notleidende Bevölkerung in Syrien ist die vereinbarte Waffenruhe brüchig. Sowohl die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte als auch Rebellen berichteten am Wochenende von mehreren Angriffen und anschließenden Gefechten.

In einer der Zonen in der zentralsyrischen Provinz Hama kam es den Menschenrechtlern zufolge am Sonntag zu Kämpfen zwischen Regierung und Rebellen - mindestens 28 Kämpfer starben dort auf beiden Seiten seit Inkrafttreten des Abkommmens.

Russland, die Türkei und der Iran hatten sich in der kasachischen Hauptstadt Astana auf vier Schutzzonen in dem Bürgerkriegsland geeinigt. Dort sollten von Samstag an die Waffen schweigen. Allerdings sind in den Zonen bestimmte Gruppen von der Feuerpause ausgenommen. So sollen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und andere Terrorgruppen weiter bekämpft werden. In den Gebieten ist beispielsweise die Al-Kaida-nahe Extremistengruppe Tahrir al-Scham stark. Deshalb hat Moskau keinen völligen Verzicht auf Luftangriffe in den Schutzzonen verkündet.

Das ganze Wochenende hindurch sollen syrische Regierungstruppen auch die von Rebellen kontrollierte Stadt Al-Latamana in der Provinz Hama beschossen haben. Außerdem nahmen Regierungskräfte den Angaben zufolge den nahen Ort Al-Sulakiat ein. Zunächst war aber nicht klar war, ob der Ort sich in einer Schutzzone befindet. Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien, die ihre Informationen von einem breiten Netzwerk aus Informanten in Syrien bezieht. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich.

Rebellen warfen der Armee von Präsident Baschar al-Assad vor, erneut Luftangriffe mit Kampfflugzeugen und Helikoptern geflogen zu haben. Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge sollen auch international geächtete Fassbomben eingesetzt worden sein. Ein Rebellensprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass es anschließend Kämpfe zwischen beiden Seiten gegeben habe. Auch nordöstlich der Hauptstadt Damaskus soll es demnach Gefechte zwischen Rebellen und mit der Regierung verbündeten Einheiten gegeben haben.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete zudem von weiteren Kämpfen, zu denen es nach Inkrafttreten der Schutzzonen gekommen sei. So seien etwa in der südlichen Provinz Daraa Explosionen zu hören gewesen.

"Die Vereinbarung von Astana ist eine Verpflichtung. Alle Beteiligten sind jetzt umso mehr gefordert, das Ihre dazu zu tun, dass die Vereinbarung hält und eingehalten wird", teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. "Vor allem an Russland und Iran, auf deren Unterstützung das syrische Regime baut, liegt es, dazu beizutragen."

Russland, die Türkei und der Iran hatten darauf verständigt, vier Zonen im Norden, Zentrum und Süden des Landes einzurichten. Diese Zonen seien mit 27 Rebellengruppen abgesprochen. Bereits mehrfach hatte es Versuche gegeben, eine Feuerpause in Syrien durchzusetzen. Russland, die Türkei und der Iran hatten sich als Verbündete der Konfliktparteien bereit erklärt, als "Garantiemächte" eine Ende Dezember in Kraft getretene Waffenruhe zu überwachen. Allerdings kam es immer wieder zu Kämpfen.

Unterdessen wählte die wichtigste syrische Oppositionsgruppe den bekannnten Dissidenten Riad Seif zu ihrem Anführer. Seif ersetzt an der Spitze der Nationalen Koalition der syrischen Opposition und Revolutionskräfte, die in Istanbul sitzt, seinen Vorgänger Anas al-Abdah.