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Volksstimme-Serie Wenn das Baby häufig schreit

Die Volksstimme beginnt heute eine zehnteilige Serie zur Kindergesundheit.

Von Uwe Seidenfaden 03.11.2015, 00:01

Magdeburg l Warum schreit das Baby nur? Ist es nicht richtig satt? Ist die Windel wieder voll? Will es geschaukelt oder nur lieb gestreichelt werden? So ein Neugeborenes beschert frisch gebackenen Müttern und Vätern geschäftige Tage und schlaflose Nächte.

Da Babys ihre Beschwerden und Wünsche noch nicht artikulieren können, müssen Eltern detektivisch vorgehen und sich beispielsweise fragen, ob es einen zeitlichen Bezug der Unwohlsäußerung beispielsweise zum Stillen oder Wickeln gab.

Zum Glück lernen die meisten Eltern in kurzer Zeit, die Signale ihres Nachwuchses intuitiv richtig zu deuten, zum Beispiel wenn die Kleinen noch hungrig sind oder nur auf den Arm genommen werden wollen.

„Wenn das Baby Atemnot zeigt, blaue Lippen bekommt, nicht normal reagiert, nicht weckbar ist oder sich nicht normal bewegt, sollte unverzüglich eine Kinder-Notfallambulanz (z.B. Unikinderklinik an der Leipziger Straße neben der zentralen Notaufnahme) aufgesucht oder der Rettungsdienst bzw. Notarzt (Tel. 112) informiert werden.“, so der Kinderarzt und Direktor der Magdeburger Universitätskinderklinik Professor Dr. Gerhard Jorch. Schmerz- und Beruhigungsmedikamente für Erwachsene sollten für Kinder tabu sein.

Ein besonderes Problem für junge Eltern ist es, wenn das Neugeborene nicht aufhören will zu schreien und immer wieder die Beinchen an den Bauch zieht. Eine nicht selten gestellte Diagnose lautet dann Dreimonatskoliken. Der Name deutet an, dass die oft schon wenige Wochen nach der Geburt auftretenden Beschwerden nach etwa drei Monaten, manchmal aber auch erst nach über einem halben Jahr, von allein verschwinden.

Als Auslöser gelten Blähungen, deren Beschwerden sanfte Bauchmassagen, Wärmflaschen und Kräutertees aus Anis, Fenchel, Kamille und Kümmel manchmal lindern können. Außerdem sollten stillende Mütter von Schreibabys über ihre eigene Ernährung mit dem Kinderarzt sprechen, da Inhaltsstoffe mit der Muttermilch auf das Baby übertragen werden können.

Die meisten Dinge, die uns Erwachsenen selbstverständlich erscheinen, müssen Babys erst lernen. Das gilt auch für die willentliche Entleerung von Blase und Darm. „Vollgestillte Kinder können in Einzelfällen bis zu 14 Tage keinen Stuhl absetzen, ohne dass eine Gesundheitsstörung vorliegt.

Wenn allerdings Erbrechen, Nahrungsverweigerung und Bauchschmerzen hinzukommen, muss ein Kinderarzt aufgesucht werden“, so Professor Jorch. Die „Nationale Stillkommission“ rät, mindestens vier Monate ausschließlich zu stillen. Danach sollte schrittweise eine zusätzliche Beikost eingeführt werden, wobei auf Kuhmilch, Zitrusfrüchte, Zucker und scharfe Gewürze zunächst zu verzichten ist.

Säuglinge aus Familien mit Allergikern sollten Breie oder andere Nahrungsmittel nicht vor dem fünften Lebensmonat erhalten.

Die Haut von Neugeborenen ist ein weiterer sensibler Punkt. Vorübergehende Hautveränderungen sind unter Neugeborenen nicht ungewöhnlich. Besonders gefährdet ist der Po. In den ersten beiden Lebensjahren ist er bei fast allen Babys zumindest gelegentlich einmal rötlich entzündet.

Auslöser sind meist volle Windeln, deren chemische nInhaltsstoffe die empfindliche Babyhaut angreifen und zudem auch eine Brutstätte für Bakterien und Pilze sind, die ebenfalls die Haut entzünden können. Das gilt besonders dann, wenn das Baby Durchfall hat bzw. wenn die Windel zu selten gewechselt wird. Säuglinge reagieren darauf in individuell ganz unterschiedlicher Weise. Einige schreien und strampeln nach dem „Geschäft“ sehr schnell, andere erst, wenn der Po hochrot und wund ist. Spätestens dann muss das Kind häufiger gewickelt werden und es sollte länger mit nacktem Po an der frischen Luft strampeln dürfen.

Schlecht ist es, Babys nach dem Baden mit dem Föhn zu trocknen, statt sie zu frottieren, warnen Hautärzte. Der Grund ist, dass die warme Föhnluft die Haut sehr schnell austrocknet und damit deren Schutzfunktion gefährdet. Zur Reinigung von Babyhaut reichen warmes Wasser, pflanzliche Öle bzw. unparfümierte Baby-Feuchttücher.

Bei Rötungen werden spezielle Wundschutzcremes empfohlen, die Entzündungen lindern und die Heilung fördern. Klingt die Rötung der Haut am Po nach einigen Tagen trotzdem nicht ab, sollte der Kinder- oder Hautarzt informiert werden.

Eine der häufigsten Hautveränderungen, die in den ersten Lebenswochen Sorgen bei Eltern auslösen, sind sogenannte Blutschwämmchen (medizinisch: Hämangiom). Es sind gutartige Wucherungen der Blutgefäße unter der Haut (Hyperplasien der Gefäß-Endothelzellen), die meist in der dritten bis vierten Lebenswoche erstmals auftauchen und schnell großflächig werden können.

Die Mehrzahl bildet sich mit der Zeit von allein wieder zurück. „Da heute wirksame und nebenwirkungsarme Methoden für die Behandlung von Blutschwämmchen zur Verfügung stehen, z.B. die Verabreichung von Medikamenten zur Rückbildung der erweiterten Blutgefäße oder Vernarbung der Blutschwämmchen durch Laserbehandlung, ist man großzügiger bei der Therapieentscheidung geworden“, so Professor Gerhard Jorch.

Prinzipiell ist es ratsam, Hämangiome zu entfernen, wenn sie im Gesicht auftreten, insbesondere im Bereich der Augen, wenn sie die Atmung oder die Nahrungsaufnahme behindern, wenn sie so groß sind, dass es den Bluttransport überlastet, wenn sie bluten, wenn sie im Genital- oder Analbereich liegen und sich entzünden.