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Gesundheit Wandern trainiert die Venen

Leser-Fragen und Antworten von Gefäßmedizinern der Magdeburger Universitätsklinik zur Gefäßgesundheit.

Von Uwe Seidenfaden 15.06.2016, 01:01

Magdeburg l Arterien und Venen transportierten das Blut im Körper. Sind sie entzündet oder verengt, kann das zu Problemen führen.

Mein Mann ist 78 Jahre alt und hat in letzter Zeit oft Probleme, mir beim Spazierengehen zu folgen. Er muss nach 100 Metern oft stehenbleiben, weil er Schmerzen im rechten Bein hat. Woran kann das liegen?

Die Symptome können ein Hinweis auf eine sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit sein. Dabei ist die Blutversorgung durch Verengungen der Arterien eingeschränkt. Wichtig ist es, die Gefäßverengung möglichst rechtzeitig zu behandeln. In einem frühen Stadium können Gehtraining (dreimal die Woche etwa eine halbe Stunde), Verzicht auf das Rauchen, optimale Einstellung des Blutdrucks und des Diabetes sowie der Cholesterinwerte helfen. Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium kann man die verengte Arterie mit dem Ballon-Katheter (PTA mit Stent-Einsatz) wieder erweitern oder eine Umleitung (Bypass-OP) um die Engstelle legen. Ergänzend besteht die Möglichkeit der Verordnung gerinnungshemmender Medikamente.

Gibt es Früherkennungsuntersuchungen auf eine Arterienverkalkung?

Eine einfache Früherkennungsuntersuchung ist die Blutdruckkontrolle an Arm und Bein. Mediziner sprechen von der Arm-Bein-Index-Messung, abgekürzt ABI. Auch Hausärzte können sie durchführen. Die Blutdruckwerte werden im Liegen gemessen. Normalerweise sollten Messwerte an Armen und Beinen ungefähr gleich sein. Ein reduzierter ABI (unter 0,9) ist ein Hinweis auf eine arterielle Verschlusskrankheit. Wenn erforderlich, kann der Gefäßmediziner weitere Untersuchungen durchführen.

Meine Frau hat seit Tagen ein stark geschwollenes linkes Bein. Was kann man tun?

Ihre Frau sollte umgehend zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Es könnte eine Thrombose (Blutgerinnsel) dahinter stecken. Mit einer Labordiagnose (D-Dimer) kann einer Thrombose ausgeschlossen werden. Im Fall einer bestätigten Thrombose muss eine Blutverdünnung erfolgen. Außerdem sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden.

Ich bin 83 Jahre und kann noch ganz gut laufen. Schmerzen in den Beinen treten meist in der Nacht auf, wenn ich ruhe. Manchmal wache ich davon auf?

Die Symptome sprechen für ein Venenleiden. Typische Beschwerden einer tiefen Beinvenenthrombose sind Schmerzen, Schwere- und Spannungsgefühle in einem Bein bzw. in der Wade. Weitere Symptome können eine Schwellung und Rötung des Beines sowie Druckempfindlichkeit sein. Zur Kontrolle kann der Arzt eine Ultraschall- und eine Laboruntersuchung durchführen.

Worauf ist bei Kompressionsstrümpfen zu achten? Reichen kniehohe Kompressionsstrümpfe aus?

Kompressionsstrümpfe drücken die Venen zusammen und verbessern damit den Blutrückfluss zum Herzen. Um richtig wirken zu können, müssen Kompressionsstrümpfe individuell angepasst werden. An zwölf Punkten wird gemessen, damit der Strumpf unten den vollen Kompressionsdruck ausübt und nach oben hin langsam immer mehr nachgibt. Die Länge der Kompressionsstrümpfe hängt vom individuellen Beschwerdebild ab.

Mein Mann hat plötzlich starke Schmerzen im linken Bein bekommen. Das Bein fühlt sich kalt an und ist blass. Einen Puls kann man nicht fühlen. Was sollte er tun?

Er sollte umgehend die Notfallstation eines Krankenhauses in seiner Nähe aufsuchen. Die Symptome sprechen für eine ernsthafte Gefäßerkrankung. Unbehandelt besteht das Risiko, dass Ihr Mann sein Bein verliert.

Wann ist eine Verödung der Krampfadern und wann ein Herausziehen der kranken Venen ratsam?

Die Art der Behandlung hängt vom Typ der Krampfadern, vom Ort und vom Ausmaß der Venenveränderungen und auch von den individuellen Beschwerden ab. Einzelne Krampfadern können je nach Art und Größe verödet oder mittels Miniphlebektomie (Häkchenmethode unter örtlicher Betäubung) entfernt werden. Neben den venenerhaltenden Verfahren gibt es das Venenstripping. Dabei wird in die krankhaft erweiterte Vene eine flexible Spezialsonde eingeführt, bis zu deren Ende vorgeschoben und dort wieder ausgeleitet. Die Vene wird dann oben und unten durchtrennt, auf der Sonde fixiert und herausgezogen.

Ich habe eine leichte Venenschwäche (Stadium 1). Mein Arzt hat mir den Rat gegeben, mich mehr zu bewegen. Welche Sportarten empfehlen Sie?

Bewegung wirkt sich günstig auf die Gefäßgesundheit aus. Günstig sind z. B. Langlauf, Wandern, Radfahren, Schwimmen und Tanzen. Eine positive Wirkung hat auch die alte Kneipp‘sche Methode der kühlen Güsse an den Beinen. Durch Kälte ziehen sich die Venenwände zusammen und es kommt zu einem besseren Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen. Dagegen sollten Patienten warme Thermalbäder meiden. Hohe Temperaturen können übrigens eine Verschlimmerung des Leidens bewirken.