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Zahngesundheit Immer weniger Menschen bekommen Weisheitszähne

Von Haiko Prengel 02.01.2008, 04:56

Hamburg - Der Weisheitszahn ist ein Auslaufmodell. Immer mehr Menschen werden geboren, bei denen die versteckten Zähne nicht mehr angelegt sind. " Die Natur reagiert offenbar auf die veränderten Platzverhältnisse im Gebiss ", sagt Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer in Berlin.

Die menschliche Gesichtsform hat sich im Laufe der Evolution erheblich verändert. Das Resultat : Der Kiefer verkleinerte sich. Für Weisheitszähne ist einfach kein Platz mehr da, und so entwickeln sie sich allmählich zurück, erläutert Dietmar Oesterreich. Allerdings handele es sich dabei nur um einen Trend. Bis die Weisheitszähne endgültig aus dem menschlichen Gebiss verschwunden sind, wird es vermutlich noch eine Weile dauern.

Derzeit gehört ihre Entfernung zu den häufigsten zahnmedizinischen Eingriffen überhaupt : " Rund eine Million Weisheitszahn-Operationen finden jedes Jahr in deutschen Praxen und Krankenhäusern statt ", sagt Professor Martin Kunkel, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Chirurgie am Knappschaftskrankenhaus in Bochum.

Meistens treten Weisheitszähne erst dann bewusst in Erscheinung, wenn sie ihren sogenannten " Durchbruch " schaffen. Das heißt, sie stoßen durch das Zahnfleisch, bleiben aber meist hinter dem Wachstum der anderen Zähne zurück oder stehen schief. " Häufig brechen sie bei Menschen im Erwachsenenalter durch, deshalb auch der Name Weisheitszähne ", erläutert Mediziner Oesterreich. Seltener passiert es bei Teenagern. Bei anderen wiederum bleiben die Zähne ein Leben lang unter dem Zahnfleisch verborgen. Dennoch sollten sie dort regelmäßig beobachtet werden.

Kommt es zum Durchbruch eines Weisheitszahns, muss das nicht zwangsläufig zum Problem werden. " Es ist durchaus möglich, dass sich der Zahn problemlos in den Kiefer einfügt ", sagt Oesterreich. Voraussetzung ist, dass die Platzverhältnisse ausreichend sind. Ist dies nicht der Fall, sprechen Mediziner von einer Durchbruchsstörung : Die Entwicklung des Weisheitszahns verzögert sich oder ist wegen der beengten Platzverhältnisse gar nicht möglich.

Früher vermutete man, dass in einem solchen Fall die vorderen Zähne verschoben werden ", sagt Oesterreich. Deshalb hätten Mediziner Weisheitszähne bis vor einigen Jahren " viel radikaler " entfernt als heute. Wissenschaftliche Forschungen belegten aber nicht eindeutig, dass Weisheitszähne grundsätzlich zu einer Zahnverschiebung führen. " Man ist deshalb mittlerweile vorsichtiger geworden, was ihre Entfernung angeht ", fügt Oesterreich hinzu.

Durchgebrochene Weisheitszähne werden in der Regel nicht umgehend gezogen, sondern erst einmal in ihrer weiteren Entwicklung beobachtet. Denn jede Operation birgt Risiken. " Nerven der Zunge und des Unterkiefers können geschädigt werden, es kann zu Gefühls- oder Geschmacksstörungen kommen ", sagt Mediziner Kunkel, der die derzeit geltenden Leitlinien zur Behandlung von Weisheitszähnen mitherausgegeben hat. Gleichwohl sollten Patienten in bestimmten Situationen diese Risiken dennoch eingehen, wenn – die Weisheitszähne Schmerzen bereiten, – sie benachbarte Backenzähne oder deren Halteapparat beschädigen oder – es ihretwegen zu unangenehmen Infektionen in der Mundhöhle kommt. Angst haben müsse man vor der Operation aber nicht : " Mit einer lokalen Betäubung ist das ohne weiteres erträglich ", versichert Oesterreich. Nachbeschwerden können mit Kühlen und Schmerzmitteln behandelt werden. Meist ist man nach vier bis sieben Tagen wieder fit.

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