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Krankheit TBC global auf dem Vormarsch

Weltweit steigen die Infektionen mit Tuberkulose und die Zahl der Menschen, bei denen Behandlungen mit Standard-Antibiotika versagen.

Von Uwe Seidenfaden 24.03.2018, 00:02

Magdeburg l Die Grippewelle in diesem Winter erwischte nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bisher über 215.540 Menschen in Deutschland. Verglichen damit sind die derzeit über 5000 jährlich gemeldeten Tuberkulose-Neuerkrankungen in Deutschland eher wenig.

Weltweit zählt die Tuberkulose, im Volksmund auch Schwindsucht oder weiße Pest genannt, zu den Infektionskrankheiten mit den meisten Todesopfern. Sie kann nicht nur die Lunge, sondern auch andere innere Organe, Lymphknoten, Knochen und Hirnhäute schwer schädigen. Eine unzureichende Behandlung „begünstigt die Entwicklung von Tuberkulose-Bakterien, gegen die bislang eingesetzte Standard-Antibiotika nicht mehr wirken“, sagt Dirk Schlüter, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene an der Universität Magdeburg.

Mediziner sprechen von multiresistenter TB. Davon betroffen sind hauptsächlich Menschen in Teilen Asiens und Afrikas. Multiresistenzen werden aber auch in entwickelten Industrieländern gefürchtet, weil sie schwer zu behandeln sind.

Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die chronisch verlaufen kann. Die Übertragung der Mykobakterien erfolgt meist von Mensch zu Mensch über die Luft. Am häufigsten ist die Lunge betroffen. „Das Risiko einer Übertragung über die Kuhmilch kann in Deutschland nahezu ausgeschlossen werden“, sagt Jens Schreiber, Direktor der Universitätslungenklinik Magdeburg. In anderen Ländern mit schlechter Hygiene ist das aber durchaus noch möglich.

Wichtig zu wissen: Eine Infektion mit Tuberkulose-Bakterien führt nicht in jedem Fall zu einer Erkrankung. Ein intaktes Immunsystem vermag sie häufig in Schach zu halten. Dann besteht auch kein Ansteckungsrisiko. Menschen mit einem schwachen Immunsystem, etwa Menschen mit HIV, anderen Grunderkrankungen oder Unterernährung, leiden häufiger an einer„offenen Tuberkulose“. Dann gelangen die Bakterien beim Husten wieder in die Außenwelt. Das erhöht für Kontaktpersonen das Ansteckungsrisiko.

Besonders vorsichtig sollten also Menschen sein, die aufgrund von Erkrankungen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Dazu zählen Personen, die wegen einer Organtransplantation Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems nehmen müssen, HIV-Infizierte, Patienten mit Diabetes oder chronischer Nierenschwäche. Ein erhöhtes Risiko haben außerdem Menschen, die eine Immun- oder Chemotherapie machen, sowie Säuglinge und Kleinkinder unter vier Jahren, deren Immunabwehr noch nicht voll ausgebildet ist.

Hinweise auf eine offene TB können ein wochenlanger Husten, manchmal auch mit blutigem Auswurf, sowie Nachtschweiß, körperliche Schwäche und Gewichtsverlust sein. Röntgenaufnahmen des Brustraumes oder eine Computertomographie (CT) sowie Untersuchungen des ausgehusteten Sekretes liefern weitere Hinweise auf die Erkrankung. Mittlerweile gibt es auch effektive mikrobiologische Schnelltests, die auch resistente TB-Erreger schnell erkennen können.

Wird eine Tuberkulose früh erkannt, ist Heilung möglich. „Die Therapie erfolgt mit mehreren Medikamenten, zunächst mit vier verschiedenen Antibiotika über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, danach mit zwei Medikamenten über weitere vier Monate“, erklärt Lungenfacharzt Schreiber. Die Einhaltung der Therapie durch den Patienten ist wichtig, damit es zu einer Heilung kommt.

Eine Impfung gegen eine TB-Infektion wird von der ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts in Deutschland nicht mehr empfohlen. Wurden multiresistente TB-Erreger festgestellt, ist die Therapie aufwendiger und oft auch viel teurer. „Bei Patienten mit einer offenen TB sind konsequente Infektionsschutzmaßnahmen erforderlich“, so Professor Schreiber. Wenn eine Tuberkulose ausgeheilt ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.

Wenn multiresistente TB-Erreger festgestellt werden, ist die Therapie mit einer Kombination von anderen Antibiotika schwieriger und zudem auch teurer. „Bei Patienten mit einer offenen TB sind konsequente Infektionsschutzmaßnahmen erforderlich“, so Professor Schreiber.

Solange die Betroffenen die Tuberkulose-Erreger beim Husten ausscheiden, werden sie isoliert behandelt. Meist geschieht das im Krankenhaus, gegebenenfalls auch zu Hause in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. Wenn eine Tuberkulose ausgeheilt ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.