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Operationen Zweite Meinung bringt Sicherheit

Steht eine Operation an, bestehen Angst und Zweifel, ob das überhaupt notwendig ist. Die Meinung eines zweiten Experten könnte helfen.

Von Janette Beck 29.07.2019, 01:01

Magdeburg l Eine Umfrage der Barmer legt den Finger buchstäblich in die Wunde: Von 1000 befragten Patienten ab 18 Jahren, denen eine Operation bevorstand, war mehr als jeder zweite (56 Prozent) unsicher, ob der medizinische Eingriff tatsächlich notwendig ist. Aber nur 57 Prozent sahen sich veranlasst, eine zweite Meinung einzuholen. Von den Befragten, die es bei der ersten Diagnose belassen hatten, nannten 67 Prozent als Grund, dass sie die Notwendigkeit des Eingriffs nicht bezweifelten. Mehr als jeder Zweite (55  %) fühlte sich vom Arzt ausreichend aufgeklärt.

Am häufigsten holten die Befragten Zweitmeinungen ein, wenn es sich um planbare Eingriffe im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie (27 %) sowie der allgemeinen Chirurgie (24 %) handelte. Dabei zeigte die repräsentative Umfrage der Krankenkasse auch, dass die Meinung anderer Ärzte nicht selten auch anders ausfiel. Zwar wurden 72 Prozent der Befragten die Diagnose bestätigt, acht Prozent erhielten jedoch eine andere Diagnose. Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer schließt daraus: „Wir haben ein Informationsdefizit, was Operationen angeht. Wissens- und Informationslücken dürfen nicht dazu beitragen, dass unnötige Eingriffe vorgenommen werden.“ Er fordert die Patienten auf, mehr von ihrem Recht Gebrauch zu machen: „Wenn man eine zweite Meinung will, ist das kein Vorwurf an den behandelnden Arzt. Es ist ein Ausdruck für die Mündigkeit der Patienten, die zunehmend an Entscheidungen mitwirken wollen, die ihre Gesundheit betreffen.“

Wie die Barmer, die vor Eingriffen an Rücken, Knie, Hüfte und zum Thema Zahnersatz spezielle Angebote vorhält, unterstützt auch die AOK Sachsen-Anhalt ihre Versicherten über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus. So werden vor orthopädischen und gynäkologischen Operationen die Kosten für die Konsultation eines zweiten Experten übernommen.

AOK-Regionalsprecher Michael Schwarze sieht in der Zweitmeinung „ein sinnvolles Instrument, weil dem Versicherten nicht notwendige Eingriffe erspart und Behandlungsalternativen aufzeigt werden können“.

Wie die Unabhängige Patientenberatung Deutschland rät auch die DAK-Gesundheit explizit bei Eingriffen von Orthopäden und Chirurgen zur Zweitmeinung, denn diese gehören zu den häufigsten in Deutschland. „Neben Risiken wie einer Infektion mit resistenten Keimen, ist das Ergebnis nicht immer zufriedenstellend“, gibt DAK-Landeschef Steffen Meyrich zu bedenken. Dabei ließen sich die Beschwerden oft auch durch alternative Behandlungsmöglichkeiten beheben. Bei den DAK-Zweitmeinungsservice werde die Situation „von unabhängigen Spezialisten beurteilt, deren Entscheidungen nicht durch wirtschaftliche Interessen beeinflusst werden“.

Für Prof. Christoph H. Lohmann, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg, ist die Zweitmeinung kein rotes Tuch, sondern „das gute Recht“ eines Patienten. Er fühle sich weder in der Ehre gekränkt, noch habe er das Gefühl, dass an seiner Kompetenz gezweifelt werde, wenn ein Kollege zurate gezogen werde: „Wenn jemand unsicher ist, empfehle ich das sogar ausdrücklich.“ Ein Eingriff an Hüfte, Knie oder Rücken sei ja kein Muss. Der Patient hat die Wahl. „Die Entscheidung OP ja oder nein muss in Ruhe gut durchdacht werden, denn das Ganze ist ein unumkehrbaren Einschnitt im Leben.“ Bei zwei verschiedenen Meinungen rät Lohmann, sich für den Arzt zu entscheiden, zu dem das größere Vertrauensverhältnis besteht: „Die Patient muss sich sicher sein und gut aufgehoben fühlen.“ Meinung