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Telefonforum Schmerzmittel und Blutverdünner können auf den Magen schlagen

15.12.2010, 04:24

Essen und Trinken hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Doch manchmal ist dieses Gleichgewicht gestört. Die Folge: Sodbrennen und Magenschmerzen. Auskünfte über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten gaben gestern Prof. Dr. Peter Malfertheiner und Dr. Arne Kandulski von der Uni-Klinik für Gastroenterologie sowie Prof. Dr. Jörg Frommer, Uniklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.

Frage: Meine Mutter (55 Jahre) klagt in jüngster Zeit häufig über Oberbauchschmerzen. Bislang hatte sie diese Probleme nicht. Sie meint, dass es am familiären Stress liegt, den sie in letzter Zeit hatte. Was sollte sie tun?

Antwort: Bevor man an psychisch bedingte Magenstörungen denkt, sollte der Arzt organische Ursachen für die Beschwerden durch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und eine Magenspiegelung ausschließen.

Frage: Ich stoße regelmäßig sauer auf. Danach folgt ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein. Wie lässt sich das dauerhaft beseitigen?

Antwort: Ihre Beschwerden entstehen durch Magensäure, die in die Speiseröhre aufsteigt. Ausgelöst wird der sogenannte Reflux von Magensaft meist durch einen ungenügend funktionierenden Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen. Bei häufigem Sodbrennen kann die Säure die Speiseröhrenschleimhaut schädigen.

Die Beschwerden lassen sich mit säurehemmenden Medikamenten lindern, die Ihnen Ihr Arzt verordnen kann.

Frage: Ich bin 67 Jahre alt. Ich ernähre mich seit vielen Jahren gesund und bin nicht übergewichtig. Allerdings hatte ich schon einen Herzinfarkt und bin wegen eines Gelenkrheumas in ärztlicher Behandlung. Seit einigen Wochen habe ich zudem gelegentlich stechende Schmerzen im Oberbauch. Dass die Beschwerden vom Herzen oder von der kranken Hüfte kommen, schließt mein Arzt aus. Er will das weiter beobachten. Ich mache mir jedoch Sorgen, weil die Schmerzen in der Magengegend nicht besser werden.

Antwort: Herzinfarkt- und Rheumapatienten müssen oftmals lebenslang Medikamente einnehmen, die sich schädigend auf die Magenschleimhaut auswirken können. Das gilt insbesondere für ältere Menschen. Da die Einnahme dieser Medikamente meist unerlässlich ist, um beispielsweise einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen und chronische Schmerzen zu lindern, benötigen diese Patienten einen zusätzlichen medikamentösen Magenschutz, den der Arzt verordnen kann. Ob bereits eine Schädigung der Magenschleimhaut eingetreten ist, sollte diagnostisch abgeklärt werden. Generell sollten ältere Menschen, die schmerzlindernde und blutverdünnende Medikamente (sogenannte nichtsteroidale Antiphlogistika wie Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen sowie Acetylsalicylsäure wie Herz-ASS) einnehmen müssen, zugleich auch einen Magenschutz bekommen.

Frage: Mein Mann muss neuerdings Schmerzmittel (Opiate) einnehmen, um seine Tumorschmerzen erträglich zu halten. Seit er das Medikament einnimmt, leidet er auch noch unter Verstopfung. Kann er dagegen Abführtabletten einnehmen?

Antwort: Besser wäre es, wenn Ihr Mann seinen behandelnden Arzt auf die Probleme hinweist. Die Verstopfung ist eine Nebenwirkung des schmerzlindernden Medikaments. In einem solchen Fall kann es mitunter hilfreich sein, einen Wechsel des Schmerzmittels vorzunehmen. Falls das Opiat weiter genommen werden muss, sollte ein Abführmittel eingenommen werden.

Frage: Mein Mann und ich haben unsere Enkelin (acht Jahre) zu Gast. Sie hat öfter Durchfälle und Bauchschmerzen nach dem Essen. Woran kann das liegen?

Antwort: Sie sollten mit dem Kind zum Arzt gehen. Mögliche Ursachen können Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. Zöliakie oder Milchzucker-Unverträglichkeit) oder eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms sein.

Frage: Beim Aufstoßen habe ich oftmals ein Brennen im Halsbereich und einen säuerlichen Geschmack im Mund. Fencheltee bringt zwar etwas Erleichterung, aber leider nicht dauerhaft. Was kann ich noch tun? Ich bin seit 15 Jahren Diabetiker.

Antwort: Bei Diabetikern treten häufig Nervenleitstörungen auf. Sie können dazu führen, dass der Inhalt des Magens nicht richtig in den Darm weitergeleitet wird. Solche Störungen kann man mit Medikamenten behandeln. Dazu sollten Sie sich zu einem Magen-Darm-Facharzt überweisen lassen.

Frage: Meine Tochter ist Schwester in einem Senioren- und Pflegeheim. Sie hat einen äußerst empfindlichen Magen und muss beim Essen sehr vorsichtig sein, weil ihr vieles nicht bekommt. Das gilt ganz besonders dann, wenn sie unter besonderem Stress steht. Sie war schon bei mehreren Ärzten. Ein Grund für die Magenschmerzen konnte aber nicht festgestellt werden. Wo kann sie Hilfe finden?

Antwort: Nicht immer lassen sich organische Ursachen für Magenschmerzen finden. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Probleme nur eingebildet sind, denn die Magennerven sind eng mit dem Zentralnervensystem verbunden. Wenn keine organische Ursache im Magenbereich gefunden werden kann, sprechen wir von einem Reizmagen. Der Auslöser können beispielsweise Ärger oder seelische Probleme sein. Unterstützung bei der Bewältigung dieser Probleme bieten Psychotherapeuten und Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Ihre Tochter kann sich vom Hausarzt überweisen lassen oder die Adresse eines Psychotherapeuten im Ärzteverzeichnis Sachsen-Anhalt (Internet: www.kvsa.de/index.php?id=112027000027 und Telefon: (03 91) 6 27 60 00) erfragen.

Frage: Mein Vater ist 67 Jahre alt. Nachdem vor kurzem Mutter gestorben ist, kümmern meine Schwester und ich uns um ihn. Dabei haben wir bemerkt, dass er sein Essen immer öfter auf dem Teller lässt. Ich mache mir Sorgen, weil er innerhalb von zwei Monaten bereits über zehn Kilo abgenommen hat.

Antwort: Ein starker Gewichtsverlust ohne ersichtlichen Grund sollte ärztlich abgeklärt werden. Durch Blut- und Ultraschalluntersuchungen sowie durch eine Magenspiegelung kann man nach den Ursachen der Beschwerden suchen. Dennoch kann nicht immer eine organische Ursachen festgestellt werden. Möglicherweise leidet Ihr Vater auch unter dem Verlust seiner Frau. Vielleicht finden Sie eine Gelegenheit, in aller Ruhe mit Ihrem Vater über die Sorgen zu sprechen, die Sie sich machen. Sie sollten ihn ohne großen Druck dazu bewegen, zum Arzt zu gehen, damit Depressionen mit Suizidgedanken ausgeschlossen werden.