1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Schmerzen in den Gelenken: Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten bei Gicht

Kühle Umschläge gegen die Beschwerden Schmerzen in den Gelenken: Symptome und Behandlung einer Gicht-Erkrankung

Wer Schmerzen in den Gelenken hat, könnte unter einer Gichterkrankung leiden. Wie man die Krankheit erkennt und wie man sie behandeln kann.

Aktualisiert: 30.03.2022, 10:47
Bei Schmerzen in den Gelenken ist eine Gichterkrankung nicht auszuschließen.
Bei Schmerzen in den Gelenken ist eine Gichterkrankung nicht auszuschließen. (Foto: picture alliance/dpa)

Magdeburg - Schmerzen in den Gelenken können ein Hinweis auf eine Gichterkrankung sein. Wie sie erkannt werden kann und was Betroffene dagegen tun können, erklärten Mediziner im gestrigen Telefonforum.

Frage: Ich habe oft Schmerzen im rechten Armgelenk. Kann das eine Gichterkrankung sein?

Antwort: Gelenkschmerzen können sehr verschiedene Ursachen haben. Das können zum Beispiel entzündlich-rheumatische Erkrankungen oder auch verschleißbedingte Arthrosen sein. Sie sollten zu Ihrem Hausarzt gehen und sich untersuchen lassen. Der Hausarzt wird Sie, wenn erforderlich, an einen Facharzt (z.B. Internisten, Orthopäden oder Rheumatologen) überweisen.

Ursachen einer Gicht-Erkrankung

Frage: Was verursacht eine Gichterkrankung?

Antwort: Gicht ist Folge eines Überangebotes bestimmter Eiweiße (sogenannter Purine), die einerseits von Nahrungsbausteinen und anderseits aus dem natürlichen Abbau körpereigener Zellen stammen. Purine erhöhen die Harnsäurekonzentration. Die Harnsäure bildet dann kleine spitze Kristalle, die Gefäße, Gelenke und Organe schädigen.

Die Harnsäurewerte geben einen Anhalt für die Wahrscheinlichkeit einer Gichterkrankung. Bei einem akuten Gichtanfall müssen die Harnsäurewerte aber nicht zwangsläufig erhöht sein.

Frage: Kann man mit Röntgenuntersuchungen eine Gichterkrankung feststellen?

Antwort: Nicht im Frühstadium der Erkrankung. Erst im weiteren Krankheitsverlauf verursacht die Gicht zunehmend erkennbare Veränderungen in den Gelenken und Gichtknoten. Röntgenaufnahmen lassen in der Regel erst Jahre nach dem Ausbrechen der Krankheit eine aussagekräftige Diagnose zu. Umso wichtiger ist die frühzeitigige ärztliche Diagnose und Therapie der Erkrankung, um Gelenk- und Organschäden zu vermeiden.

Frage: Stimmt es, dass es einen Zusammenhang zwischen Gicht und Diabetes gibt?

Antwort: Ja. Diabetes-Patienten mit einer Insulinresistenz haben oftmals hohe Harnsäurewerte. Der erhöhte Insulinspiegel führt bei ihnen zu einer Hemmung der Harnsäureausscheidung.

Auch ein opulentes Festessen mit purinreichen Lebensmitteln und alkoholischen Getränken sowie körperlicher Stress können eine akute Gichtattacke provozieren.

Schmerzen in den Gelenken: Was kann man gegen die Beschwerden tun?

Frage: Mein Mann hat wegen einer Krebserkrankung eine Chemotherapie bekommen. Seither leidet er unter Gelenkschmerzen? Kann das eine Gicht sein?

Antwort: Ja.Die Chemotherapie löst einen verstärkten Zell-abbau aus. Als Folge werden große Mengen an Purinen im Körper freigesetzt. Sie können zu einem Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut führen, der u.a. Gelenkbeschwerden hervorruft.

Auf Leber, Sprotten und Ölsardinen möglichst verzichten

Frage: Ist die Gicht eine Erkrankung, die man durch Magerkost in den Griff bekommen kann?

Antwort: Die Entstehung der Gicht wird durch individuelle genetische Faktoren sowie durch Über- und Fehlernährung begünstigt. Da es keine Gentherapie gegen die Gicht gibt, ist es ratsam, das Körpergewicht zu normalisieren, die Purinzufuhr mit der Nahrung einzuschränken und wenig Alkohol zu trinken.

Diese Maßnahmen können zu einer Senkung des Harnsäurespiegels führen. Das Fasten (Nulldiät) ist nicht zu empfehlen, da durch den starken Abbau von Körperfett und Muskulatur Stoffe entstehen, welche die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere hemmen bzw. zu Harnsäure umgebaut werden.

Eine langsame Gewichtsreduzierung durch eine langfristige Ernährungsumstellung mit verminderter Fettzufuhr kann das verhindern. Wenn die Gichtanfälle trotzdem wieder auftreten, ist zusätzlich eine medikamentöse Langzeittherapie ratsam.

Frage: Was kann man bei einem akuten Gichtanfall zur Linderung der Schmerzen tun?

Antwort: Schmerzhaft entzündete Gelenke kühlen, vom Arzt verordnete Schmerzmittel und Medikamente einnehmen, die entweder die Ausscheidung von Harnsäure fördern oder die die Bildung von Harnsäure im Organismus hemmen. Kurzfristig kann man auch Kortison nehmen, das die Entzündung lindert.

Die richtige Ernährung bei einer Gicht-Erkrankung

Frage: Welche Nahrung ist besonders purinreich?

Antwort: Innereien (Niere, Leber), Ölsardinen, geräucherte Sprotte und Hülsenfrüchte. Gichtpatienten sollten purinreiche Lebensmittel möglichst meiden.

Frage: Was kann ich als Gicht-Patient essen?

Antwort: Geeignet sind die meisten Gemüse- und Obst-Produkte (Ausnahmen sind Hülsenfrüchte, Kohl und Spinat) sowie Milch, Joghurt, Eier, Vollkornbrot und Käse. Wenn Sie Geflügel oder Fisch essen, dann lieber ohne Haut.

In der Haut stecken besonders viele Purine. Behalten Sie auch die Nahrungsmenge im Auge. Trinken Sie viel, etwa ein bis zwei Liter pro Tag (Tafel- oder Mineralwasser, ungesüßten Tee, Saftschorlen, Kaffee und Tee). Weitere Ernährungstipps gibt die Gichtliga e.V. im Internet unter www.gichtliga.de/Templates/purinrechner.php.

Frage: Ist alkoholfreies Bier eine Alternative für Gicht-Patienten?

Antwort: Nein. Neben den Auswirkungen des Alkohols auf den Harnsäurespiegel ist auch der Puringehalt von Bier zu berücksichtigen. Alkoholfreies Bier enthält etwa die gleiche Menge Purine wie alkoholhaltiges Bier.

Frage: Ich hatte schon drei Gichtanfälle. Mein behandelnder Arzt hat mir eine Dauer-Therapie empfohlen. Warum ist es wichtig, die Harnsäurewerte zu senken?

Antwort: Gichtpatienten haben ein erhöhtes Risiko für Gefäß-, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen. Erhöhte Harnsäurewerte begünstigen die Entstehung von Nierensteinen, Diabetes, Gelenk- und Leberschäden sowie von erhöhten Blutfettwerten. Durch eine purinarme Lebensweise und ggf. eine Medikamenten-Therapie lassen sich diese Risiken reduzieren. Neue Medikamente erlauben es, die Harnsäure in den meisten Fällen erfolgreich zu senken.